Adverse Selektion

Die Adverse Selektion (auch als Antiselektion oder negative Risikoauslese bekannt) beschreibt ein wirtschaftliches Phänomen, das durch Informationsasymmetrien zwischen Marktteilnehmern entsteht. Diese Asymmetrien treten auf, wenn eine Partei vor Vertragsabschluss über bessere Informationen bezüglich der gehandelten Güter oder Risiken verfügt als die andere. In der Versicherungswirtschaft ist die Adverse Selektion ein zentrales Problem, das die Funktionsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit eines Marktes beeinträchtigen kann.

Merkmale der Adversen Selektion

  1. Informationsasymmetrien

    • In vielen Märkten sind Informationen zwischen Anbietern und Nachfragern ungleich verteilt.
    • Im Versicherungswesen betrifft dies z. B. Krankheiten oder Risikofaktoren, die der Antragsteller besser kennt als der Versicherer.
  2. Negative Risikoauslese

    • Personen mit höheren Risiken neigen dazu, Versicherungsangebote überproportional zu nutzen.
    • Niedrigrisiko-Personen ziehen sich aus dem Markt zurück, was zu einer Überrepräsentation von Hochrisiko-Personen führt.

Adverse Selektion in der Versicherungsbranche

Beispiele aus der Praxis

  1. Krankenversicherung
    Ein Antragsteller mit einer bekannten Vorerkrankung, die dem Versicherer nicht bekannt ist, schließt eine Krankenversicherung ab. Dies führt zu überdurchschnittlich hohen Kosten für den Versicherer.

  2. Lebensversicherung
    Personen mit erhöhtem Sterberisiko, z. B. durch Vorerkrankungen oder riskanten Lebensstil, nehmen verstärkt Lebensversicherungsangebote wahr, ohne dass der Versicherer darüber informiert ist.

Folgen der Adversen Selektion

  1. Wirtschaftliche Risiken

    • Der Versicherer wird mit Leistungsansprüchen konfrontiert, die nicht durch das Prämienaufkommen gedeckt sind.
    • Langfristig kann dies zu finanziellen Verlusten führen.
  2. Marktversagen

    • Wenn Niedrigrisiko-Personen aus dem Markt gedrängt werden, wird der Markt ineffizient.
    • Es entsteht eine Abwärtsspirale, die die Funktionsfähigkeit des Marktes gefährdet.
  3. Höhere Prämien

    • Die steigenden Kosten durch Hochrisiko-Personen führen zu höheren Prämien, was den Markt zusätzlich belastet.

Maßnahmen zur Vermeidung adverser Selektion

1. Risikoprüfung

Die Risikoprüfung ist ein zentrales Instrument, um Informationsasymmetrien zu überwinden. Sie umfasst:

  • Gesundheitschecks in der Kranken- und Lebensversicherung.
  • Einsichtnahme in Krankheits- und Unfallberichte.

2. Informationsstrategien

Es gibt zwei Ansätze zur Herstellung von Informationsgleichheit:

  • Signalling: Die besser informierte Seite (z. B. der Antragsteller) liefert freiwillig Informationen, um ihre Qualität zu signalisieren. Beispiel: Offenlegung medizinischer Befunde.
  • Screening: Die schlechter informierte Seite (z. B. der Versicherer) setzt Methoden ein, um relevante Informationen zu erlangen. Beispiel: Fragebögen oder externe Gutachten.

3. Staatliche Regulierung

Der Staat kann mit gesetzlichen Vorgaben die Informationsbeschaffung und Risikoprüfung regeln. Beispiele:

  • Verpflichtung zur wahrheitsgemäßen Angaben bei Versicherungsanträgen.
  • Einführung von Risikopools, um Hochrisikogruppen zu integrieren.

4. Tarifierung und Prämiengestaltung

  • Risikodifferenzierte Prämien: Versicherer passen die Prämien individuell an die Risikoeinschätzung an.
  • Bonus-Malus-Systeme: Kunden mit niedrigem Risiko erhalten Prämienvergünstigungen.

Beispiel für die Vermeidung adverser Selektion

Ein Versicherer führt eine umfassende Gesundheitsprüfung bei Antragstellern durch. Kunden mit niedrigen Risiken erhalten günstigere Prämien, während Kunden mit höheren Risiken höhere Prämien zahlen. Dadurch wird ein ausgewogenes Versicherungsportfolio gewährleistet.

FAQ zur Adversen Selektion

1. Was bedeutet Adverse Selektion?
Adverse Selektion beschreibt eine negative Risikoauslese aufgrund von Informationsasymmetrien zwischen Marktteilnehmern.

2. Warum ist Adverse Selektion problematisch?
Sie kann zu wirtschaftlichen Verlusten und ineffizienten Märkten führen, da Hochrisiko-Personen überrepräsentiert sind.

3. Wie wirkt sich Adverse Selektion auf die Versicherungswirtschaft aus?
Sie erhöht die Kosten für Versicherer und führt zu steigenden Prämien für alle Kunden.

4. Welche Maßnahmen verhindern Adverse Selektion?
Risikoprüfung, Informationsstrategien, staatliche Regulierung und risikodifferenzierte Prämien sind wirksame Maßnahmen.

5. Welche Rolle spielt die Risikoprüfung?
Die Risikoprüfung schafft Transparenz und sorgt für eine faire Prämiengestaltung, indem sie relevante Informationen über den Antragsteller erfasst.

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