“Leider hat in den letzten Jahren bei allen Versicherern der Trend eingesetzt, die Berufe in immer mehr Berufsgruppen zu unterteilen“, sagte Kaiser im Interview mit Cash Online. Es gebe bereits Anbieter, die 14 Berufsgruppen unterscheiden. Diese Entwicklung mache nicht nur den Vermittlern das Leben schwer, „es geht auch das Prinzip des zwischenwirtschaftlichen Risikoausgleichs, das sogenannte Solidaritätsprinzip, kaputt.“

Anzeige

Mittlerweile gebe es viele Berufsbilder, deren Prämienniveau unvertretbar hoch sei. Dies treffe in der Regel nicht die Besserverdiener, sondern jene, die den Schutz am dringendsten benötigen. „Wir erleben also durchaus, dass sich die vermeintlich „schlechten“ Risiken nicht mehr oder nur sehr unzureichend gegen Berufsunfähigkeit versichern können“, so der BU-Experte.

Derzeit würden viele Versicherer ihre Einpreisung getreu dem Motto vornehmen, „Büro ist preiswert, Handwerk ist teuer“. Dies sei nicht zwangsläufig risikogerecht, da etwa psychische Erkrankungen im Büro zunehmen würden. Letztendlich seien die Versicherer „zu einem nicht unbeträchtlichen Teil“ selbst mit dran schuld, wenn zwei Drittel der Menschen auf einen BU-Schutz verzichten, da die Berufsgruppendifferenzierung auch die Zielgruppe verkleinere.

Qualitätsdebatte über „BU-Schutz-Light“ verunsichert Makler

Was aber sind die Alternativen zu einem vollwertigen BU-Schutz? Als kritisch bewertet Stephan Kaiser die Häufung von Angeboten, „eine (niedrige) Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (BUZ) ohne jeglicher – oder zumindest mit einer sehr reduzierten – Gesundheitsprüfung abschließen zu können.“ Auch Ersatzkonzepte aus abgespeckter Grundfähigkeit, Dread Disease und Unfallrente sollten erst in Betracht gezogen werden, „wenn eine BU nicht machbar ist.“ Berufsunfähigkeitsversicherungen seien nach wie vor die einzige Versicherungsform, die das Berufsbild mit einem Krankheitsbild verbinde.

Auch würde die anhaltende Debatte über „BU-Light-Produkte“ Makler in der Beratung verunsichern. „Die Produkte und Produktvergleiche werden immer komplexer, die Beantragungsfragen ebenso. Die Vor- und Nachbearbeitungen sind mittlerweile sehr zeitintensiv“, so Kaiser zu Cash Online. Er vermutet, dass einigen Maklern der Beratungsaufwand im BU-Geschäft zu groß werde und sie sich aus dem Geschäft zurückziehen.

Anzeige

Stephan Kaiser ist seit 1997 im Versicherungsgeschäft tätig, seit 2011 hat er sich auf Beratungen im Berufsunfähigkeits-Geschäft spezialisiert. Gemeinsam mit dem Fachanwalt Dt. Christian Meisl leitet er die BU-Expertenservice GmbH, die bundesweit Dienstleistungen für Makler und Versicherungskunden im Bereich BU anbietet.

Cash Online