Pflege von Angehörigen: Angst vor beruflichen Nachteilen weit verbreitet
Pflege: Ein Großteil der erwerbstätigen Bevölkerung begrüßt laut einer repräsentativen Umfrage die neue gesetzliche Regelung zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege. Doch es gibt auch große Vorbehalte. So würden 64 Prozent der Befragten einen Pflegefall gegenüber ihrem Arbeitgeber verheimlichen, weil sie berufliche Nachteile fürchten.
Zum Jahresbeginn traten die neuen gesetzlichen Regelungen zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf in Kraft. Einer aktuelle Untersuchung der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) zufolge, begrüßen viele Erwerbstätige die verabschiedeten Maßnahmen. 2.000 Berufstätige ab 18 Jahren wurden hierfür in einer repräsentativen forsa-Stichprobe befragt. Dabei ging es um ihre Einschätzungen und Vorbehalten zum Pflegeunterstützungsgeld, zum Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit sowie zur Freistellung während der Begleitung eines sterbenden Angehörigen.
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Pflegeunterstützungsgeld erhält den größten Zuspruch
Das Pflegeunterstützungsgeld erreichte mit 89 Prozent die größte Zustimmung. Müssten sie die Pflege eines Angehörigen organisieren, würden diese Leistung 85 Prozent der Befragten in Anspruch nehmen. Positive Resonanz erhielten auch die weiteren Maßnahmen. Die Freistellung zur Begleitung im Sterbeprozess bewerteten 68 Prozent positiv, die Familienpflegezeit von maximal 24 Monaten noch etwa die Hälfte.
Bei der Praktikabilität der Familienpflegezeit gibt es jedoch große Vorbehalte. In Anspruch nehmen würde sie daher nur knapp jeder Dritte. Finanzielle Gründe dominieren bei dieser Entscheidung mit 84 Prozent. 43 Prozent befürchten durch die Familienpflegezeit berufliche Nachteile.
Bedarf nach besserer Pflege-Beratung
Eine kostenlose, unabhängige und individuelle Beratung für pflegende Angehörige würden 95 Prozent der Befragten begrüßen. Diese Beratung könnte die Regelungen stärken und bei den pflegenden Angehörigen Ängste und Vorbehalte abbauen.
Dass Pflege noch immer ein Tabuthema sein kann, zeigt ein weiteres Ergebnis der Studie. 64 Prozent der Befragten würden aus Angst um ihren Arbeitsplatz die Übernahme einer Pflege dem Arbeitgeber gegenüber noch nicht einmal ansprechen. Hierin zeigt sich, dass die Bundesbürger bei der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf noch viele Defizite sehen.
94 Prozent wollen trotz Pflegefall in Familie erwerbstätig bleiben
Die erwerbstätige Bevölkerung ist sich der Studie zufolge demnach einig, dass die Vereinbarung von Beruf und der Pflege von Angehörigen einen hohen Stellenwert haben sollte. 94 Prozent finden es daher wichtig, während der Pflege weiterhin erwerbstätig zu bleiben. 86 Prozent gaben hierfür finanzielle Gründe an.
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Bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege könnten Unternehmen pflegende Angehörige mit Maßnahmen zur flexiblen Gestaltung der Erwerbstätigkeit unterstützen. Dabei nannten 88 Prozent flexible Arbeitszeitmodelle, 75 Prozent die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten und 69 Prozent forderten individuelle Absprachen mit dem Arbeitgeber.