In den USA kann die Deutsche Bank absehbar den Libor-Skandal beenden und zahlt eine Rekordstrafe von umgerechnet mehr als 1,4 Milliarden Euro. Nach Presseberichten steht die Bank kurz vor einer Einigung mit den Behörden. Außer Geld muss ein britisches Tochterunternehmen der Bank offenbar auch ein Schuldeingeständnis abliefern. Die jetzt gemeldete Strafe eingerechnet, hätte das Großgeldhaus damit seit 2013 insgesamt mehr als vier Milliarden Euro an Strafen oder Vergleichszahlungen gezahlt.

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Derzeit stehe die Deutsche Bank im Libor-Skandal um manipulierte Leitzinsen kurz vor einer Einigung mit amerikanischen und britischen Behörden, meldet die „New York Times“, die sich wiederum auf Insiderberichte stützt. Die Strafe für „Die Deutsche“ soll höher sein als im Fall der schweizerischen UBS-Bank, die vor zwei Jahren 1,5 Milliarden US-Dollar (gut 1,4 Milliarden Euro) Ablass bezahlte, um ihre Libor-Sünden erlassen zu bekommen. Jede Summe oberhalb 1,4 Milliarden Euro wäre ein neuer Geldrekord für Ablasszahlungen in Sachen Libor.

Mea culpa

Zusätzlich verlangen die britischen und US-Strafbehörden offenbar ein Schuldeingeständnis der Bank beziehungsweise eines Tochterunternehmens, melden auch Nachrichtenagenturen wie Bloomberg oder Reuters. Das ist ungewöhnlich; normalerweise verteidigen (nicht nur) Großbanken ihren möglichst guten Ruf, oder des Rest davon, und lassen Frieden stiftende Vergleichsverträge ohne Schuldeingeständnis texten. Nun ist ein Mea Culpa (lat.: Ich bin schuld) der Bank zu erwarten, gegen welches die Rechtsanwaltfabrik der Bank diesmal wohl nicht genügend überzeugendes Gegen-Papier produzieren konnte.

Freikaufen bei 725 Millionen Euro

Dem Zugriff der europäischen Finanzaufsicht in Sachen Zinsmanipulation konnte sich „Die Deutsche“ bereits kurz vor Weihnachten 2013 entziehen und überwies eine Strafe von 725 Millionen Euro an die EU-Behörden. Der Libor (eine Akronym für London Interbank Offered Rate) ist ein an der Londoner Börse ermittelter Referenzzins für Kredite zwischen Banken. Zugleich ist der Libor aber auch ein Preis-Indikator, der weltweit Finanzgeschäfte mit Billionen-Volumen beeinflusst. Diesen Zins sollen Banken in den Jahren um 2008 manipuliert haben.

Vier Milliarden Bußen

Zusammengerechnet, und wenn die aktuellen Meldungen sich bewahrheiten, hätte allein der Libor-Frieden die Deutsche Bank gut 2,2 Milliarden Euro gekostet. Weitere 1,4 Milliarden zahlte die Bank ebenfalls im Jahr 2013 und wiederum in die USA, um einen Streit um faule Hypotheken zu beenden. Ferner einigte sich das Geldhaus vor einem Jahr teuer mit den Erben des 2011 verstorbenen Medienunternehmers Leo Kirch, der das Geldhaus für den Konkurs seiner Firmengruppe im Jahr 2002 verantwortlich machten: 925 Millionen Euro. In Summe hat die Bank in den vergangenen zwei Jahren über 4 Milliarden Euro an Ausgleichszahlungen geleistet.

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Anklage wegen Prozessbetrug

Trotz der hohen Zahlungen: Nicht alle Probleme kann die Deutsche Bank mit Geld lösen. Im Kirch-Prozess sollen sich Manager der größten deutschen Bank bei ihren Aussagen nicht korrekt verhalten haben. Nun sind einige Banker, allen voran Bank-Co-Chef und Bankenverbandspräsident Jürgen Fitschen, von der Staatsanwaltschaft München angeklagt. Der Vorwurf lautet Prozessbetrug.

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