Standard Life stoppt Rentenversicherung Freelax
Der schottische Lebensversicherer Standard Life stoppt den Verkauf seiner „Freelax“-Tarife. Hintergrund für die Streichungen sind die relativ hohen Beitragsgarantien, die am Kapitalmarkt kaum noch erwirtschaftet werden können. Die Umsätze des Unternehmens könnten sich durch diesen Teilrückzug der Produkte in Deutschland halbieren.
Offiziell ist der Annahmestopp noch nicht, aber die Schotten machen am 20. April den Zugang zu allen „Freelax“-Produkten dicht. Diese Tatsache und der Zeitpunkt ergeben sich aus internen Informationen der Standard Life, die dem Versicherungsboten vorliegen. Demnach werden die letzten Anträge noch bis Posteingang 27. April verarbeitet. Alle Produkte die eine Garantie abbilden müssen, sind am Montag, 0.00 Uhr nicht mehr zu rechnen.
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Standard Life: Abschied von Garantien
Kurz gesagt verabschiedet sich die Standard Life mit dem Teilrückzug seiner Produkte, in der kommenden Woche bereits, weitgehend aus dem Leben-Geschäft mit Beitragsgarantien, speziell gegen laufenden Beitrag. Wie bei allen Garantien, auch bei With-Profit-Tarifen der Standard Life, lassen sich die hier geltenden Endstands-Garantien zum Vertragsende kaum noch finanzieren, weil der Kapitalmarkt nur noch „flache“ Zinsen produziert.
Gefangen im Cash-Lock
Wegen immer weiter sinkender Zinsen für sichere Anlagen müssen die Versicherer, nicht nur Standard Life, ihre Aktienquote herunterfahren, um Garantien für ihre Kunden zu finanzieren. Dieser Effekt verstärkt sich bei Lebensversicherungen mit kurzen Laufzeiten und lässt die Aktienquote im Extremfall auf null sinken: der so genannte Cash-Lock, bei dem alles Geld in sicheren Anlagen regelrecht gefangen ist – und bleibt.
Versicherungsmakler bedauern den Rückzug der Standard Life
Matthias Glesel, Geschäftsführer des Berliner Versicherungsmaklers CompacTeam kommentiert den vorgesehenen Teil-Rückzug der Schotten gegenüber dem Versicherungsboten: „Die Standard Life gehört zu den leistungsstärksten Anbietern im Bereich der Altersvorsorge. Vor allem ihre With Profit-Produkte und der Total Return Fonds GARS haben sich erfolgreich etabliert.“ Die Schließung des „Freelax“-Tarifs überrascht Glesel. Seine Einschätzung: „Anscheinend wird die künftige Rentabiliät des Garantieprodukts ,Freelax' als nicht mehr kundengeeignet beurteilt. Schwerer noch wiegt der Ausstieg aus der bAV. Gerade dort war die SL mit ihren flexiblen Möglichkeiten sehr gut aufgestellt, vor allem in der Geschäftsführer-Versorgung.“
Schlicht ein Verlust
Makler Glesels Geschäftsführer-Kollege Ralf Kramer bezeichnet das Produkt „Freelax“ als „ideale Kombination“ von Garantie und Rendite. Dadurch konnte der Kunde bisher mit „flexiblen Anlagemöglichkeiten auch am Erfolg der Aktienmärkte teilnehmen“. Versicherungsmakler Sven Stopka aus Ahaus findet es „schade, dass sich ein so solider und notwendiger Anbieter vom Markt der Garantien zurückzieht. Die Standard Life ist einer der wenigen Anbieter mit einem echten Honorartarif im Angebot. Zudem, je nach Lage des Falles, mit 30 bis 45 Prozent geringeren Verwaltungskosten. Der Rückzug ist schlicht ein Verlust.“
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Umsatzrückgang um bis zu 50 Prozent?
Die deutsche Niederlassung der Standard Life hat im vergangenen Jahr gut 74 Millionen Euro Neubeitrag erwirtschaftet; davon fast 18 Millionen über die betriebliche Altersversorgung. Auch in den Vorjahren hat das Unternehmen sein Neugeschäft stetig ausgebaut. Damit gehören die Schotten zu den kleinen Anbietern am deutschen Lebensversicherungs-Markt. Und zu den feinen, wie die überwiegend bedauernden Kommentare der Maklerschaft zeigen. Nun dürfte die Standard Life allerdings schrumpfen. Um bis zu 50 Prozent könnte der Umsatz zurückgehen; so hoch schätzen Marktbeobachter den bisherigen Umsatzanteil von „Freelax“ am Gesamtgeschäft der Schotten. Die Standard Life teilte auf Anfrage mit, sie werde in Kürze eine Pressemitteilung herausgeben.