Ergo, Wefox, Zurich, W&W und die Schnellboote
Ergo beteiligt sich an dem Innovationslabor von Wefox (vormals Finance Fox). Wie die Versicherer Ergo, W&W-Gruppe und Zurich dem Wettbewerb der Insurtech-Konkurrenz ansonsten begegnen wollen, das lässt sich aus jüngsten Aussagen der Unternehmen schließen. Um gegen digitale Wettbewerber anzukommen, dabei spielen hauseigene Startups, „Schnellboote“ wie Ergo-Chef Rieß es sagte, eine große Rolle.
Nach einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) wird der Ergo-Konzern sich an dem „Innovation Lab“ des Insurtech Wefox beteiligen. Damit verzahnt sich das mit zweistelligen Millionenbeträgen finanzierte Startup weiter mit der „alten“ Versicherungswelt, indem es mit den Risikoträgen kooperiert. Schon heute sieht sich Wefox als Partner der Versicherungsmakler, indem es ihnen eine digitale Kundenplattform anbietet, statt ihnen à la Knip, Clark und Co. Kunden abspenstig zu machen.
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Vom Risikoträger zum Risikomanager werden
„Wir leben in einem Zeitalter explodierender Innovationen“, habe Rieß gesagt und mit Blick auf die Insurtech-Konkurrenz: „Ein Kampf, den wir gewinnen können“ und den „Ergo gewinnen wird“, habe die Aussage verstärkt. Bei neuen Risiken wie der Cyber-Kriminalität, dem erweiterten Blick vom Auto hin zur Mobilität als Ganzes oder bei Smart Home müsse sich der Versicherer, so berichtet das VJ Rieß’ Aussagen, vom einfachen „Risikoträger zum Risikomanager“ entwickeln, der Schadenpotenziale erkennt. Es gelte, sich als Versicherer auf die „Digital Natives“ zu konzentrieren, die „alles schnell, zuverlässig, einfach und immer ansprechbar“ erledigt haben wollen.
Ende des Jahres startet Ergo mit seiner Digitalmarke Nexible mit der Kfz-Sparte (der Versicherungsbote berichtete). Laut VJ-Bericht habe Rieß gesagt, „im Idealfall würden 25 Mitarbeiter ausreichen, um über 100.000 Policen zu managen.“
W&W investiert 100 Millionen in Digital
Zu ihren Bilanz-Zahlen (der Versicherungsbote berichtete) erklärte die W&W-Gruppe (Württembergische Versicherung und Wüstenrot Bausparkasse), ihr so genanntes Programm W&W2020 mit „neuen digitalen Angeboten“ stoße auf eine „gute Kundenresonanz“. Die Gruppe habe „große Potenziale“, wenn man „auch die Chancen der Digitalisierung“ nutze. Jürgen A. Junker, seit 1. Januar 2017 Vorstandsvorsitzender der W&W AG: In der Zukunft „spielen unsere erfolgreichen, traditionellen Vertriebswege genauso eine Rolle wie digitale Ansätze, in die wir in den kommenden drei Jahren rund 100 Millionen Euro investieren möchten.
Nachdem das Baufinanzierungsgeschäft zentral bei der Wüstenrot Bausparkasse gebündelt wird, konzentriert sich die Wüstenrot Bank AG ganz auf ihre Rolle als Digital-Bank. Zum Vertrieb berichtet die W&W-Gruppe, bereits mehr als 2.000 Mal hätten W&W-Kunden im Jahr 2016 per Video beraten worden. Dabei werde zu dem Gespräch des Beraters mit dem Kunden vor Ort etwa Investment-Berater der Wüstenrot Bank per Skype zugeschaltet. Die Umwandlungsquote aus solchen Videoberatungen bei der Wiederanlage von Ablaufleistungen aus Lebensversicherungen liege bei „nahe 60 Prozent“.
Wüstenrot-Bank: Robo Advisor eingebaut
Seit Herbst 2016 optimiere die Wüstenrot Bank bestimmte ETF-Depots permanent mit einem Robo Advisor. W&W-Chef Junker will mit den Unternehmen „schneller und beweglicher werden, um sowohl die online-affine Zielgruppe als Neukunden zu gewinnen als auch die Erwartungen unserer Bestandskunden (...) zu erfüllen. Ende des Jahres will W&W ähnlich der Ergo einen eigenen digitalen Markenauftritt schaffen, berichtet der „Versicherungsmonitor. Risikoträger dieses noch namenlosen Anbieters für Schadensparte solle aber, anders als bei Ergo, die Württembergische bleiben.
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Der Chef der Zurich Gruppe Deutschland, Marcus Nagel zur digitalen Zukunft: „Wettbewerbsvorteile können nur über Innovationen erreicht werden“. Und: Neue und durchlässige Führungsstrukturen müssten sich in Deutschland neu positionieren. Soweit ließen sich laut „Versicherungsjournal“ auf dem Symposium der Universität in Leipzig Statements der Zurich Deutschland notieren.