Nach dem Vergleich der Gesamtergebnisse rückt nun die Entwicklung der Tochterunternehmen beider Marktführer in den Fokus. Hier fallen besonders die Schaden-Kosten-Bilanzen auf. Zwar spiegeln sich auch bei der Allianz aktuell Probleme, kostendeckend zu arbeiten – der Direktversicherer war eh ein konstantes Sorgenkind der Branche. Besonders aber die Kennzahlen der HUK-Töchter geben Anlass zur Sorge.
Allianz Versicherungs-AG: Stabil mit positivem Ergebnis
Die Allianz Versicherungs-AG bleibt auch in einem schwierigen Marktumfeld eine der stabileren Gesellschaften der Branche. Mit gebuchten Bruttoprämien von 3.859,92 Millionen Euro und einem Marktanteil von 12,61 Prozent trägt sie maßgeblich zur Stärke der Allianz-Gruppe bei. Ihre Zahlen zeigen, dass sie die Herausforderungen steigender Kosten besser bewältigen kann als viele andere Anbieter.
- Schaden-Kosten-Quote: Die Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) verschlechterte sich 2023 von 97,39 Prozent (2022) auf 105,67 Prozent (2023). Damit schreibt auch die größte Tochter der Allianz-Gruppe erstmals rote Zahlen. Dennoch bleibt sie mit Platz 11 von 50 Versicherern im Marktvergleich gut positioniert.
- Versicherungstechnisches Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung): Die Allianz Versicherungs-AG erzielte 2023 einen Gewinn von 30,67 Millionen Euro, der beste Wert im gesamten Kfz-Markt. Allerdings liegt dieser deutlich unter dem Ergebnis von 94,77 Millionen Euro (2022). Der Rückgang spiegelt die steigenden Schadenkosten wider, bleibt jedoch angesichts der schwierigen Bedingungen ein respektables Ergebnis.
- Durchschnittsprämie pro Vertrag: Mit 295,25 Euro (2023) liegt die Allianz Versicherungs-AG weiterhin deutlich über dem Branchendurchschnitt. 2018 betrug die Prämie 268,98 Euro, stieg dann kontinuierlich über 276,03 Euro (2019), 281,33 Euro (2020) und 282,46 Euro (2021) auf 285,82 Euro (2022). Diese kontinuierliche Erhöhung zeigt die Fähigkeit der Allianz, ihre Prämien an die Kostenentwicklung anzupassen.
Allianz Direct: Wachstumsmotor mit Belastungen
Die Allianz Direct bleibt ein Sorgenkind der Branche. Mit gebuchten Bruttoprämien von 420,12 Millionen Euro und einem Marktanteil von 1,37 Prozent verzeichnete sie 2023 jedoch ein beeindruckendes Wachstum. Der Vertragsbestand stieg von 587.086 Verträgen (2022) auf 1.614.581 Verträge (2023). Dennoch sind die wirtschaftlichen Ergebnisse weiterhin belastend:
- Schaden-Kosten-Quote: Diese verbesserte sich leicht von 131,83 Prozent (2022) auf 120,22 Prozent (2023). Dennoch bleibt die Allianz Direct weit von der Kostendeckung entfernt. Im Vergleich zu früheren Höchstwerten wie 236,20 Prozent (2019) zeigt sich eine Stabilisierung.
- Versicherungstechnisches Ergebnis: Der Verlust der Allianz Direct stieg auf -48,94 Millionen Euro (2023), verglichen mit -20,63 Millionen Euro (2022). Die stetig steigenden Kosten belasten die Ergebnisse erheblich.
- Durchschnittsprämie pro Vertrag: Die Allianz Direct erzielte 2023 eine Prämie von 260,21 Euro, ein deutlicher Anstieg gegenüber 223,61 Euro (2022). Zuvor schwankte die Prämie: 240,21 Euro (2020), 227,92 Euro (2021). Die Erhöhung 2023 spiegelt die Bemühungen wider, wirtschaftlicher zu arbeiten, bleibt aber hinter der großen Allianz-Tochter zurück.
HUK-Coburg Allgemeine: Große Prämieneinnahmen, aber alarmierende Ergebnisse
Die HUK-Coburg Allgemeine ist mit gebuchten Bruttoprämien von 2.249,38 Millionen Euro und einem Marktanteil von 7,35 Prozent die größte Einzelgesellschaft der HUK-Coburg-Gruppe. Dennoch zeigen die Kennzahlen, dass die wirtschaftliche Lage der Gesellschaft besorgniserregend ist:
- Schaden-Kosten-Quote: Diese verschlechterte sich von 102,46 Prozent (2022) auf 112,93 Prozent (2023): das bedeutet in der Wertung 2023 Rang 32 von 50 Anbietern. Seit 2021 (94,02 Prozent) hat sich die Quote kontinuierlich verschlechtert.
- Versicherungstechnisches Ergebnis (vor Veränderung der Schwankungsrückstellung): Mit einem Verlust von 223,46 Millionen Euro (2023) hat die HUK-Coburg Allgemeine die rote Laterne der Branche übernommen – keiner der 50 größten Kfz-Versicherer machte 2023 einen höheren Verlust. Im Vergleich zu -59,85 Millionen Euro (2022) zeigt sich zudem eine dramatische Verschlechterung.
- Durchschnittsprämie pro Vertrag: Die HUK-Coburg Allgemeine erzielte 2023 eine Durchschnittsprämie von 197,99 Euro. Zum Vergleich: 2018 lag die Prämie noch bei 201,61 Euro, fiel dann auf 198,26 Euro (2019), 191,62 Euro (2020) und erreichte ihren Tiefpunkt 2021 mit 184,83 Euro. Erst seit 2022 (185,62 Euro) ist ein leichter Anstieg zu verzeichnen, der jedoch nicht ausreicht, um die steigenden Kosten abzufangen. Die HUK-Coburg Allgemeine ist der achtbilligste Anbieter von 50 Gesellschaften.
HUK-Coburg VVaG: Tiefer in den roten Zahlen
Die HUK-Coburg VVaG verzeichnete 2023 gebuchte Bruttoprämien von 1.344,68 Millionen Euro und hält damit einen Marktanteil von 4,39 Prozent. Trotz dieser Stabilität bei den Beitragseinnahmen setzt sich der negative Trend bei den Ergebnissen fort:
- Schaden-Kosten-Quote: Diese stieg von 105,59 Prozent (2022) auf 111,99 Prozent (2023): immerhin "nur" Rang 27 von 50 Anbietern. Trotz des schlechten Ergebnisses weist somit die halbe Branche noch schlechtere aus. Aber auch hier zeigt sich eine kontinuierliche Verschlechterung seit 2021 (94,41 Prozent).
- Versicherungstechnisches Ergebnis: Mit einem Verlust von 153,79 Millionen Euro (2023) verschlechterte sich die Bilanz deutlich im Vergleich zu -38,99 Millionen Euro (2022): das sechstschlechteste Ergebnis der Branche in absoluten Zahlen (freilich muss in einem solchen Vergleich absoluter Zahlen immer auch die Größe des Geschäfts beachtet werden).
- Durchschnittsprämie pro Vertrag: Die Prämie stieg leicht auf 184,04 Euro (2023). Zum Vergleich: 2018 lag sie bei 179,91 Euro, fiel dann auf 177,67 Euro (2019) und 174,86 Euro (2020), bevor sie 2021 den Tiefpunkt von 170,40 Euro erreichte. 2022 stieg sie auf 172,35 Euro. Die HUK-Coburg VVaG ist 2023 der drittbilligste Anbieter unter den 50 größten Gesellschaften.
HUK24: Niedrige Prämien, hohe Verluste
Die HUK24 konnte mit gebuchten Bruttoprämien von 1.103,05 Millionen Euro und einem Marktanteil von 3,60 Prozent ebenfalls leicht zulegen. Mit einem Vertragsbestand von 5.771.200 Verträgen (2023) bleibt die HUK24 ein wichtiger Teil der Gruppe, kämpft jedoch zunehmend mit der Profitabilität:
- Schaden-Kosten-Quote: Diese stieg von 104,05 Prozent (2022) auf 116,50 Prozent (2023). Zum Vergleich: 2021 lag die Quote noch bei 90,76 Prozent.
- Versicherungstechnisches Ergebnis: Der Verlust der HUK24 stieg auf 159,71 Millionen Euro (2023), verglichen mit -27,50 Millionen Euro (2022). Damit liegt die HUK24 genau zwischen den anderen beiden Töchtern – was schon deswegen bedenklich ist, weil sie gegenüber der HUK-Coburg VVaG die kleinere Gesellschaft ist. Das versicherungstechnische Ergebnis der HUK24 ist das viertschlechteste der Branche. Kostenprobleme bei den Direktversicherern innerhalb eines Konzerns freilich sind keine Seltenheit, wie auch die Allianz Direct beweist.
- Durchschnittsprämie pro Vertrag: Mit 191,13 Euro (2023) ist die HUK24 der sechstbilligste Anbieter der Branche. Zum Vergleich: 2018 lag die Prämie noch bei 189,53 Euro, fiel leicht auf 186,93 Euro (2019) und erreichte 2020 den Tiefpunkt von 180,00 Euro. Seitdem zeigt sich eine langsame Steigerung: 176,08 Euro (2021), 180,46 Euro (2022) – und ein erster Sprung 2023.
Hintergrund: Die hier präsentierten Zahlen und Analysen stammen aus dem „Branchenmonitor Kraftfahrtversicherung 2024“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH, der soeben erschienen ist. Die Studie untersucht die 50 größten Kfz-Versicherer und deckt damit rund 90 Prozent des Marktes ab. Neben diesem Report stehen weitere aktuelle Branchenmonitore kostenpflichtig auf der Webseite der Leipziger Experten zum Download bereit.