BaFin - Lebensversicherer wollen Gewinnrückstellungen aussetzen

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BaFin - Deutsche Lebensversicherer wollen Gewinnrückstellungen aussetzen und beantragen dazu die Aussetzung der Mindestzuführungsverordnung. Die Versicherer wollen auf Grund schwacher Kapitalerträge die Gewinnrückstellungen für Lebensversicherungen aussetzen und haben einen entsprechenden Antrag bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) gestellt.

Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase wird es für deutsche Lebensversicherer immer prekärer. Nun haben mehr als zehn Versicherer die zeitweise Aussetzung der Vorschriften zur Beteiligung der Kunden an ihren Gewinnen beantragt. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung. Die so genannte Mindestzuführungsverordnung besagt, zu welchen Teilen Gewinne eines Versicherers an Kunden und Gesellschaft verteilt werden.

BaFin: Aussetzung der Mindestzuführungsverordnung sei ein erprobtes Mittel

Die Aussetzung der Mindestzuführungsverordnung sei ein erprobtes Mittel, um kurzfristige Probleme zu überbrücken, hieß es im Umfeld der Behörde. Kunden werde kein Schaden zugefügt, jetzt vorenthaltene Beträge später nachgezahlt werden müssen.

Bei den betroffenen Unternehmen handele es sich um kleine und mittelgroße Anbieter, mit vergleichsweise schwachen Kapitalerträgen. Die Marktführer seien indes nicht betroffen, heißt es in Branchenkreisen. Während diese Gesellschaften ursprünglich 75 bis 90 Prozent der Gewinne reservieren wollten, soll der Anteil nun deutlich niedriger ausfallen.

Lebensversicherer haben Probleme mit Zinsen und Altverträgen

Die Gründe für die ungewöhnliche Maßnahme sind simpel. Während vor Jahren Garantiezinsen von 3,5 Prozent bis 4 Prozent üblich waren und die Branche keine Probleme hatte genug Kapitalerträge zu erwirtschaften, um sich Nettorenditen von mehr als sieben Prozent zu leisten, sind die Garantiezinsen mittlerweile auf mickrige 1,75 geschrumpft und das Produkt kapitalgebundene Lebensversicherung hängt am Tropf.

Schuld daran sind unter anderem die niedrigen Zinsen. Durch die Absenkung des Leitzinsen durch die Notenbanken auf Werte unter einen Prozent kommen deutschen Lebensversicherer immer mehr unter Druck. Aktuell sind rund 743 Milliarden Euro in Unternehmens- oder Staatsanleihen angelegt. Doch viele der gutverzinsten Anleihen aus früheren Jahren laufen nun aus. Ein Ausgleich mit ähnlich verzinsten Papieren ist indes nicht in Sicht.

Auf der anderen Seite müssen die Anbieter noch Lebensversicherungsverträge mit teilweise 4 Prozent Garantiezins bedienen. Aktuell liegen die laufenden Überschussbeteiligungen bei 3,6 Prozent. Deshalb streichen bereits diverse Versicherer die sogenannten Schlussüberschussanteile. Das dies auf Dauer keinen Spaß macht und zu ernsthaften finanziellen Problemen führt, ist anzunehmen. Ob alle Unternehmen auch den notwendigen, langen Atem haben, bleibt abzuwarten.

Quelle: Süddeutsche Zeitung