Nach der Allianz hat nun offenbar auch die VHV Versicherung begonnen, Elementarschadenversicherungen in ostdeutschen Hochwasserregionen zu kündigen. Dies geht aus einem Bericht der „Freie Presse“ aus Chemnitz hervor. Die Betroffenen müssen schlechtere Konditionen und einen eingeschränkten Schutz bei Extremwetterlagen akzeptieren.
Das sächsische Örtchen Falkenau ist idyllisch gelegen. Es befindet sich in einem Tal mit saftigen Wiesen und grünen Hängen, durch das sich das Flüsschen Flöha schlängelt. Doch diese idyllische Lage wurde den Bewohnern schon zweimal zum Verhängnis. Sowohl 2002 als auch 2013 war Falkenau vom Hochwasser betroffen, weil sich der Fluss in einen reißenden Strom verwandelte und das Wasser im Tal besonders viel Schaden anrichten konnte.
Deshalb wird es den Anwohnern schon bald kaum möglich sein, eine Absicherung gegen Überschwämmungsschäden zu finden. Nach Informationen der Freien Presse aus Chemnitz hat die VHV Versicherung nun ihren Kunden in jener Region die Elementarschadenversicherung gekündigt. Aufgrund einer Neubewertung „können wir Ihnen den Versicherungsschutz für Elementarschäden nicht weiter anbieten und kündigen diesen“, zitiert die Zeitung aus einem Schreiben des Versicherers. Zwar werde den Hausbesitzern bei Widerspruch ein neuer Schutz angeboten – aber Extremwetterlagen seien dann zum Teil nicht mehr abgesichert.
Die VHV Versicherung teilte auf Anfrage der Freien Presse mit, dass sie „die Verträge der betroffenen Kunden nicht aufgrund dieses Extremereignisses beenden“ werde. „Wir haben auch schon in der Vergangenheit bewiesen, dass wir in besonderem Maße zu unseren Kunden stehen.“ Den Hausbesitzern nützen derartige Beteuerungen wenig, wenn sie plötzlich ohne Schutz dastehen. Ob sie eine neue Versicherung finden darf zumindest bezweifelt werden. Die Versicherer können auf einen Datenpool zurückgreifen, aus dem ersichtlich wird, ob ein Verbraucher bereits zu einem früheren Zeitpunkt eine Kündigung erhalten hat. Auch die Allianz hatte in den letzten Wochen rund 15.000 Änderungskündigungen für Elementarpolicen verschickt (Versicherungsbote berichtete).
Werden also die Hausbesitzer im Stich gelassen? Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) bestreitet dies. In Sachsen seien sechzig Prozent der Häuser in der höchsten Hochwasser-Gefährdungsklasse vier versichert, teilte eine Sprecherin mit. Es sei also eine falsche Behauptung, dass die Hausbesitzer keine Chance auf Versicherungsschutz hätten. Aber auch Makler berichten gegenüber Versicherungsbote, dass sie in bedrohten Regionen keine Police für ihre Kunden finden - trotz unzähliger Anfragen an Versicherer.
Wer aufgrund der Hochwassergefährdung die Region verlassen will, der wird mit einem anderen Problem konfrontiert: Die Versicherungen zahlen nur für den Wiederaufbau eines beschädigten Gebäudes, wenn es genau an derselben Stelle restauriert wird, wo es vorher auch gestanden hat. Sie zahlen nicht, wenn sich jemand nach Verlust seines Hauses woanders eine Existenz aufbauen will.