Die Infinus-Gruppe aus Dresden kommt seit der Durchsuchung bei einem bundesweiten Einsatz von über 400 Beamten am letzten Dienstag nicht mehr aus den Schlagzeilen. Den Anstoß der Ermittlungen durch das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen und der BaFin könnten Recherchen des Magazins Fonds Professionell gewesen sein, das bereits Ende September über merkwürdige Geschäfte mit Anlagen in Gold berichtete.
Die Infinus-Gruppe aus Dresden kann auf einen legendären Aufstieg zurückschauen. Zugpferd der letzten Jahre waren sogenannte Orderschuldverschreibungen. Diese versprachen den Anlegern Zinsen von 5 bis 8 Prozent. Die Geldanlagen hatten dabei eine Laufzeit von 30 Tagen bis zu 10 Jahren. Bisher wurden auch allen Anlegern pünktlich ihre Zinsen ausgezahlt. In Zeiten von Niedrigzinsen ein Goldesel, auch für viele Vermittler und Pools, die diese Anlagen mit vermittelten. Bis zum Juni 2013 sollen so 1,8 Milliarden Euro gezeichnet worden sein und 1,1 Milliarden Euro wurden im gleichen Zeitraum auch wieder zurückgezahlt.
Das LKA ermittelt jetzt bezüglich dieser Orderschuldverschreibungen. Die Vermögensverhältnisse wurden womöglich in den Verkaufsprospekten nicht richtig ausgewiesen. Betroffen sind 25.000 Anleger mit einem Anlagevolumen von 400 Millionen Euro. Die Konten wurden vorsorglich von der Staatsanwaltschaft eingefroren. Aktuell bekommt kein Anleger Zinsen ausgezahlt und kann auch nicht aus der Anlage aussteigen.
Laut Fonds Professionell sollen diese Orderschuldverschreibungen durch einen raffinierten Deal mit Goldsparplänen über ein österreichisches Unternehmen gestützt worden sein. Ohne diesen Deal wäre ein Auszahlung der hohen Zinsen von 5 bis 8 Prozent nicht möglich gewesen. Der Deal mit den Goldsparplänen kommt einer Lizenz zum Gelddrucken gleich. Aus einem Euro Einsatz "zauberte" die Infinus-Gruppe stolze 119 Euro. So konnte die Bilanz des Konzern innerhalb von zwei Jahren um 187 Millionen Euro verbessert werden, obwohl dafür letztendlich nur 20 Millionen Euro in die Anlage mit dem Edelmetall Gold floss.
Der Deal scheint so simpel wie genial. Für die Vermittlung der Geldanlage waren Provisionen fällig, und die flossen zurück an Infinus. So bekam der Konzern Geld für die selbstgetätigten Anlagen mit diesen Papieren. Damit lässt sich aber so eine immense Geldvermehrung noch nicht erklären. Die Provisionen wurden für Deals in der Zukunft gehandelt. Das heißt, die Anleger, in diesem Fall Infinus, zahlten im voraus, um in der Zukunft mit Gold handeln zu dürfen. Gezeichnet wurden so 1,3 Milliarden Euro, ausgegeben wurden dafür 207 Millionen Euro, wirklich gekauft wurde aber nur Gold im Wert von 20 Millionen Euro. Die Differenz war der Gewinn für Infinus - ein raffinierter Bilanz-Trick.
Der Trick mit der Bilanz ist wahrscheinlich sogar legal, problematisch ist jedoch die Tatsache, dass dies den Anlegern bei den Orderschuldverschreibungen verschwiegen wurde. Infinus hatte selbst auf Grund der Recherchen von Fonds Professionell eingelenkt, und eine bessere Darstellung in den Verkaufsprospekten versprochen. Doch das könnte jetzt zu spät sein, denn die Verkaufsprospekte sind Gegenstand der aktuellen Ermittlungen.
Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft dauern noch an. Ob die Recherche von Fonds Professionell wirklich der Anstoß waren, wird sich erst zeigen, wenn die Ergebnisse der Untersuchung feststehen. Für die Anleger, aber auch für Vermittler dieser Geldanlagen, ist es bereits jetzt schon ein Fiasko. Die Untersuchungen, berechtigt oder nicht, haben bereits jetzt schon zu einem massivem Vertrauensverlust geführt.