Google schließt Vergleichsportal für Versicherungen in Frankreich

Quelle: geralt@Pixabay.com (Ausschnitt)

Fehlstart in Frankreich: Nach nur drei Monaten hat Google sein Vergleichsportal für Kfz-Versicherungen vorerst wieder geschlossen. Google nennt strategische Gründe für den Rückzieher, aber scheinbar blieb das Geschäft hinter den Erwartungen zurück. Dazu könnte auch beigetragen haben, dass Google in Frankreich ein Imageproblem hat.

Wenn Google ein Vergleichsportal für Versicherungen startet – da kann doch eigentlich nichts schiefgehen? Es ist schließlich jener Gigant, der ein Quasimonopol für die Internetsuche hat und das Suchverhalten potentieller Kunden bestens kennen sollte. In Deutschland wollte Google das Angebot „Google Compare“ bereits im September 2013 auf dem Markt etablieren, aber bisher wurde der Start mehrfach nach hinten verschoben. Die Zukunft für ein deutsches Vergleichsportal ist sogar ungewiss, denn in Frankreich hat Google soeben einen Fehlstart hingelegt.

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, hat der Internetriese sein erst im Sommer gestartetes Kfz-Vergleichsportal für den französischen Markt wieder vom Netz genommen. „Wir haben unseren Auto-Versicherungsvergleich vorübergehend ausgesetzt“, liest der Internetbesucher, wenn er auf die Webseite des Anbieters klickt. Google begründet den Schritt mit strategischen Entscheidungen. Man wolle sich zukünftig stärker auf das Geschäft im angelsächsischen Raum konzentrieren und dort seine Investitionen ausbauen. Laut dem französischen Autoportal L'argus wurde die Zusammenarbeit mit den beteiligten Versicherungen bereits im Oktober 2013 beendet.

Datenschutzrechtliche Bedenken: Google hat in Frankreich ein Imageproblem

Doch strategische Überlegungen sind nicht die einzige Ursache für den Rückzug. Nach Informationen von L'argus verlief das Versicherungsgeschäft nicht wie gewünscht. So sei das Portal wenig benutzerfreundlich gewesen und viele Kunden hätten vor einer Nutzung zurückgeschreckt, weil sie datenschutzrechtliche Bedenken hatten.

In Frankreich ist Google mehrfach negativ in die Schlagzeilen geraten, was dem Image des Unternehmens geschadet hat. So weigerte sich Frankreichs Kulturministerin Aurelie Filippetti in dieser Woche, an der Einweihung des Google Cultural Institut in Paris teilzunehmen – laut heise Online begründete ihr Kabinett die Entscheidung damit, dass sich Google zu wenig in den Bereichen Steuergerechtigkeit und Datenschutz engagiere.

In der französischen Presse waren diese Themen zuletzt oft Anlass für Kritik. Weil Google die französischen Datenschutzregelungen nicht einhält und sich weigert, die eigenen Richtlinien entsprechend anzupassen, hatte die "Grande Nation" im Oktober Strafmaßnahmen gegen den Internetanbieter eingeleitet. Eine dreimonatige Frist zur Anpassung der Datenschutzbestimmungen hatte Google zuvor verstreichen lassen. Darin lässt sich Google unter anderem das Recht einräumen, angesammelte Daten, die ein Nutzer bei verschiedenen Diensten wie Gmail oder Google Drive hinterlässt, für eigene Zwecke auszuwerten.

Zukunft von Google Compare in Deutschland ungewiss?

Bedeutet der Misserfolg das Aus für „Google Compare“ in Deutschland? Dass der Start eines deutschen Vergleichsportals mehrfach nach hinten verschoben wurde, begründete Google bisher offiziell mit technischen Problemen. Nun liegt die Vermutung nahe, dass man keine neuerlichen Fehlschlag riskieren will und die Marktchancen in Deutschland einer Neubewertung unterzieht.

Die Süddeutsche Zeitung hatte im Juli 2013 berichtet, dass Google ursprünglich ein anderes Vergleichsportal aufkaufen und weiter ausbauen wollte. Nach Informationen aus Versicherungskreisen haben die Entscheider aber sowohl die Komplexität des deutschen Versicherungsmarktes als auch die regulatorischen Vorgaben unterschätzt – unter anderem fürchtete man Konflikte mit der Finanzaufsicht BaFin. Derzeit soll Google mit dem Softwareunternehmen Innosystems an einer eigenen Lösung für ein Vergleichsportal arbeiten.

Doch selbst wenn das Vergleichsportal nicht kommen sollte, verdient Google schon jetzt am deutschen Versicherungsgeschäft gut mit. Bis zum Kündigungstermin für Autoversicherungen am 30. November haben die Versicherungsanbieter bis zu 15 Euro an Google bezahlt – pro Klick eines einzigen Kunden.