Sie haben geprasst, sie haben gefeiert und das Geld der Anleger verjubelt: Seit Februar sitzen die wichtigsten Köpfe der Immobiliengruppe S&K im Gefängnis, weil sie Privatinvestoren mit einem Schneeballsystem um Millionen betrogen haben sollen. Doch der Schaden durch die S&K ist wohl höher als bisher angenommen: Laut einem aktuellen Bericht müssen die Anleger auf 200 Millionen Euro verzichten.
Schlechte Nachrichten für alle Anleger, die ihr Geld der Frankfurter Immobiliengruppe S&K anvertraut haben: der verursachte Schaden ist möglicherweise fast doppelt so hoch wie bisher angenommen. Es könne sich durchaus um bis zu 200 Millionen Euro handeln, bestätigte die Frankfurter Oberstaatsanwältin Doris Müller-Scheu am Freitag einen Bericht der Süddeutschen Zeitung. Bisher war man in dem Verfahren um zehntausende mutmaßlich getäuschte Geldgeber von einem Schadenssumme in Höhe von 105 Millionen Euro ausgegangen.
Die neuen Erkenntnisse bedeuten wohl, dass die Anleger auf weit mehr Geld verzichten müssen als ursprünglich vermutet. Die Ermittler haben den Schätzwert der von ihnen beschlagnahmten Vermögensgegenstände der S&K auf rund 40 Millionen Euro beziffert. Im Bundesanzeiger wurden im September die Vermögenswerte von zwölf namentlich genannten Beschuldigten aufgelistet, darunter die mutmaßlichen Haupttäter und Firmengründer Jonas Köller und Stephan Schäfer. Auf der umfangreichen Liste finden sich neben Bargeld, Immobilien und Bankguthaben auch Sachwerte wie Goldbarren, Sportautos und hochwertige Uhren.
Hauptbeschuldigte bleiben in Untersuchungshaft
Rund zehn Monate nach den ersten Razzien und Festnahmen bei der S&K sitzen acht der Beschuldigten noch immer in Untersuchungshaft. Bisher habe keine Haftprüfung durch das Oberlandesgericht Frankfurt stattgefunden, wie die Staatsanwaltschaft der Süddeutschen berichtete. Mit einer Anklage sei frühestens im Sommer 2014 zu rechnen.
Begründet wurde die Verzögerung mit den extrem aufwendigen Ermittlungen. Die S&K hatte ein Netzwerk aus 150 Schein- und Tochterfirmen aufgebaut, so dass es nun schwierig sei, die Finanzströme in dem Firmennetz nachzuzeichnen. Auf baldige Haftentlassung können die Hauptverdächtigen dennoch nicht hoffen. Im September hatte Stephan Schäfer einen Fluchtversuch unternommen, indem er aus dem Fenster eines Gerichtsgebäudes sprang. Er verletzte sich dabei schwer und musste im Krankenhaus behandelt werden.
Den S&K-Köpfen wird vorgeworfen, ein weit verzweigtes Schneeballsystem aufgebaut zu haben, um mit dem Geld der Anleger ihren extrem teuren Lebensstil zu finanzieren. Die beiden Geschäftsführer der S&K Kapitalanlagegesellschaft, Schäfer und Köller, sind nach Angaben des Generalstaatsanwalt Hans-Josef Blumensatt die Hauptbeschuldigten. Ihnen wird Untreue sowie gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit Kapitalanlagen vorgeworfen. Im Februar war die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit 1.200 Fahndern in den Räumen der Immobiliengruppe angerückt und hatte 130 Standorte untersucht. Auch Brancheninsider seien von dem Skandal überrascht gewesen, hatte Wolfgang Dippold, geschäftsführender Gesellschafter und Gründer der Project Investment Gruppe, im Interview mit Versicherungsbote berichtet.