Produkttests von Stiftung Warentest, Ökotest und Co. erfreuen sich bei Verbrauchern seit Jahren großer Beliebtheit. Auch Finanz- und Versicherungsprodukte werden von Experten der Verbrauchermagazine und Ratingagenturen regelmäßig unter die Lupe genommen.
Können jedoch solche Tests zuverlässig über die Qualität der Versicherungen Auskunft geben, wenn diese stark am persönlichen Bedarf des Versicherungsnehmers orientiert sind? Gerade in letzter Zeit ist Kritik an verschiedenen Tests laut geworden.
Tests zur Berufsunfähigkeitsversicherung
Es gibt hunderte Tarife zum Berufsunfähigkeitsschutz auf dem deutschen Versicherungsmarkt. Als selbständige Police oder in Verbindung mit beispielsweise einer Risikolebensversicherung, soll die Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV) im Fall einer dauerhaften Arbeitsunfähigkeit finanzielle Sicherheit bieten. Allerdings gibt es erhebliche Qualitäts- und Preisunterschiede bei der vielfältigen Auswahl an Policen. Die unabhängigen Tests dienen Verbrauchern zur Orientierung. Doch diese Tests unterliegen ebenfalls unterschiedlichen Kriterien. Der jeweilige Testsieger ist daher nicht zwangsläufig auch das beste Angebot für den einzelnen Verbraucher. Auf BU-Vergleichsportalen kann man erste individuelle Ergebnisse erhalten; eine fundierte Beratung wird natürlich nicht ersetzt.
Was wird bei BU-Tests überprüft?
Ob Verbraucherzeitschrift oder Ratingagentur – Versicherungstests sind bei Verbrauchern äußerst beliebt. Doch nicht immer können Versicherungslaien auch richtig einschätzen, wie aussagekräftig so ein Test ist und nach welchen Gesichtspunkten bewertet wurde. So gibt es Unternehmensratings, die zwar die Finanzstärke der getesteten Versicherungsgesellschaften untersuchen, aber keinerlei Aussage zu den Versicherungs-Tarifen des Unternehmens treffen. Andere Tests konzentrieren sich auf die Service-Qualität der Versicherung oder untersuchen die Annahmepolitik. Auch echte Preis-Leistungstests gehen unterschiedlich vor. Nicht immer werden dabei jedoch alle für den Verbraucher wichtigen Kriterien berücksichtigt.
Kritik an der Stiftung Warentest
So geriet der letzte Test zur Berufsunfähigkeit von der renommierten Stiftung Warentest (Finanztest-Ausgabe 7/2013) unter Beschuss von Versicherungsexperten. Den Anstoss gab Versicherungsmakler Mathias Helberg. Denn von insgesamt 75 getesteten Tarifen erhielten 58 die Bestbewertung „sehr gut“. Nach Ansicht der Kritiker wurde hier viel zu wohlwollend bewertet, vielleicht auch um die eigene Auflage zu steigern. Viele Qualitätsmerkmale, die für einen optimalen Berufsunfähigkeitsschutz unerlässlich sind, haben die Tester demnach nicht berücksichtigt. Die Kritiker störten sich zudem daran, dass bei zwei der Modellkunden im Test eine Versicherungslaufzeit von 60 Jahren angeraten wurde, um Kosten zu sparen. Noch im Test von 2011 haben die Tester explizit darauf hingewiesen, dass es gerade bei der Berufsunfähigkeitsversicherung wichtig ist, bis zum Renteneintritt abgesichert zu sein. Denn mit steigendem Alter steigt auch das persönliche Berufsunfähigkeitsrisiko.
Test nicht immer bei der Versicherungsauswahl tauglich
Die Kritik an dem Test zeigt: Verbraucher können sich nicht allein auf die Testergebnisse unabhängiger Institutionen verlassen. Selbst namhaften Organisationen wie der Stiftung Warentest gelingt es nicht immer, bei ihren Tests alle wichtigen Faktoren zu berücksichtigen.
Ohnehin basieren die Tests immer auf den Daten von Musterkunden. Verbraucher, die einen Versicherungsschutz haben möchten, der optimal zu den persönlichen Bedürfnissen passt, müssen bei komplexen Versicherungsprodukten wie der Berufsunfähigkeitsversicherung also ohnehin die einzelnen Tarife auf ihre Tauglichkeit hin überprüfen.