Die jüngste Prokon-Pleite kratzt am Image der Windkraft. Kein Grund allerdings für Versicherungen, an der Zukunft alternativer Energien zu zweifeln. Die Gothaer Versicherung ist nun mit einer Millionensumme bei dem rheinhessischen Windparkbetreiber „juwi“ eingestiegen, der Parks für Wind- und Solaranlagen europaweit aufkaufen und betreiben will.
Not macht investitionsfreudig? Wenn die Zinsen am Kapitalmarkt niedrig sind, müssen sich die Versicherungen nach alternativen Geldanlagen umsehen. Neben fragwürdigen Geschäften wie der Spekulation mit Lebensmitteln nutzen die Versicherungsanbieter dabei auch ihr Kapital, um technische Innovationen zu fördern. Sei es die Allianz, die in die Überwachung von Agraranlagen investiert oder die Munich Re, deren Tochter MEAG soeben die Hälfte eines britischen Gas- und Dampfkraftwerkes aufgekauft hat – mitunter reibt man sich die Augen, wo Versicherungen überall mit drinstecken.
Die Gothaer Versicherungen setzen nun auf die Kraft von Wind und Sonne. Das Unternehmen wird strategischer Partner des Windparkbetreibers juwi aus dem rheinhessischen Wörrstadt. Bis zu 150 Millionen Euro stellt die Gothaer der juwi IPP als eigenkapitalähnliche Mittel zur Verfügung. Damit beteiligt sich eines der großen deutschen Versicherungsunternehmen über einen Zeitraum von 20 Jahren am Ausbau des Kraftwerkparks des Wörrstädter Unternehmens.
„Die Gothaer Versicherung ist für uns der optimale Partner, weil sie sich sehr gut im Bereich der erneuerbaren Energien auskennt, da sie entsprechende Anlagen schon seit Jahrzehnten versichert. Sie ist zudem eine der ersten Versicherungen überhaupt, die sich in diesem Bereich direkt auf Unternehmensebene engagiert“, erklärt Björn Meyer, Co-Geschäftsführer bei der juwi IPP.
Trotz des langfristig angedachten Zeitraums haben es die beiden Kooperationspartner eilig. Von den 150 Millionen Euro wurde bereits eine erste Tranche von 50 Millionen im Dezember 2013 investiert. Mit den Geldern will die juwi IPP nach eigenen Angaben ihre Kapazitäten mehr als verdoppeln, von 450 MW auf 1.150 Megawatt. Zum Vergleich: 1.000 Megawatt sind nötig, um eine Großstadt wie Köln (1 Million Einwohner, 265.000 Haushalte – plus Industrie) rund um die Uhr mit Strom zu versorgen.
Die Gothaer Versicherung wiederum sieht im Engagement bei der juwi IPP eine sichere und langfristige Möglichkeit, in der aktuellen Niedrigzinsphase für ihre Kunden die garantierte Verzinsung zu erwirtschaften. Der Windparkbetreiber verfüge „über ein attraktives Portfolio aus Wind- und Solarprojekten unterschiedlicher Hersteller in verschiedenen Regionen unseres Landes mit gut vorhersehbaren, stabilen Cashflows“, erklärt Harald Epple, Finanzvorstand der Gothaer.
Zudem betont Epple, die juwi-Gruppe sei eines der erfahrensten Projektentwicklungsunternehmen für erneuerbare Energien und ein Partner mit einer gut gefüllten Projektpipeline. Das Engagement soll sich zukünftig nicht nur auf Deutschland beschränken: In ganz Europa wollen die Partner Wind- und Solarparks aufkaufen. Damit zeichnet sich ein Trend ab, denn auch andere Versicherungsriesen wie die Allianz sind mit Millionenbeiträgen in erneuerbare Energien investiert.