Welche unternehmerische Verantwortung zeigt die Versicherungsbranche in puncto Nachhaltigkeit? Die Gesellschaften verschenken durch mangelnde Strategien für soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit Chancen und Wettbewerbsvorteile, so eine aktuelle Studie. Nur wenige, etwa Barmenia, ERGO und Generali, wüssten wie's geht - und warum es sich lohne.
Unter Nachhaltigkeit versteht man gemeinhin ein Prinzip, nach dem nicht mehr zu verbrauchen ist, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren bzw. künftig wieder bereitgestellt werden kann. Versicherer bieten langfristige Absicherungen an - doch das allein könne kaum als konsistente Nachhaltigkeitsstrategie verstanden werden. Versicherer scheinen das wichtige Thema unternehmerische Verantwortung immer noch zu ignorieren. Kaum eine Branche lege eine derartige Ignoranz an den Tag, lautet das Fazit aus dem Update der Studie „Nachhaltigkeit in der Assekuranz“ von AMC und BetterRelations.
„Auf Branchenebene gibt es bislang kein gemeinsames Verständnis über Notwendigkeit, Inhalt und Vorgehen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit. Es hat uns erschüttert, dass der Anteil der Versicherer, die unternehmerische Verantwortung als Management-Konzept ganzheitlich umsetzen, derart gering ist. Gemessen an ihrer volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Relevanz ist das ein unangemessener Zustand" so die Einschätzung von Studienleiterin Désirée Schubert.
Nachhaltigkeit nur als Marketingthema
Die Mehrzahl der Versicherungsunternehmen nimmt das Thema Nachhaltigkeit und CSR, Corporate Social Responsibility bzw. die unternehmerische soziale Verantwortung, bisher nicht wahr. Wenn überhaupt, hat man erkannt, dass es sich gut als Kommunikations- und Marketingthema eignet. Auch werden oft lediglich Einzelmaßnahmen zum Teil nachträglich als Nachhaltigkeitsengagement deklariert. Durch ihre Ignoranz würden Versicherer deutlich Chancen und Wettbewerbsvorteile verschenken, obgleich es viele Ansatzpunkte gebe, nachhaltige Strategien umzusetzen.
So hätten bisher nur einige wenige Anbieter bereits erkannt, wie eine ganzheitliche strategische Umsetzung zum Unternehmenserfolg beiträgt. Die Studienautoren heben besonders Barmenia, ERGO, Generali und Provinzial Rheinland hervor. Diese Versicherer sehen in mehreren Bereichen Vorteile von Nachhaltigkeitsstrategien:
- Mitarbeiter gewinnen, binden, motivieren
- Kostenreduktion durch Ressourcen-Effizienz
- Erschließen neuer Produktansätze und Kundensegmente
- Reputation und Markenwahrnehmung
GDV bietet unzureichende Unterstützung
Riccardo Wagner von BetterRelations sieht auch Brancheninstiutionen stärker in der Verantwortung: „Versicherer scheinen derzeitig kaum auf den wachsenden Druck der Kunden, Öffentlichkeit und Politik vorbereitet zu sein, die das Thema Nachhaltigkeit und CSR künftig immer stärker verpflichtend einfordern werden. Bestehende Organisationen und Verbände - darunter auch der GDV - bieten nur unzureichende Unterstützung und Rahmenbedingungen für den branchenweiten Austausch an.“, ergänzt Riccardo Wagner von BetterRelations zum Ergebnis der Studie.
Die Ergebnisse der Untersuchung basieren auf einer Online-Umfrage und Interviews mit ausgewählten Experten der Branche. Daraus ableitend werden relevante Handlungsperspektiven aufgezeigt. Auch eine Erörterung zur Rolle des GDV ist Teil des Updates. Das knapp 100 Seiten starke Update gibt einen Rundumblick zum Thema unternehmerische Verantwortung in der Assekuranz und können über die AMC Finanzmarkt GmbH bezogen werden.