Die Deutschen kennen die biometrischen Risiken, sorgen privat aber nur wenig vor. So fürchten sich Verbraucher vor Pflege und schweren Erkrankungen. Auch das Risiko der Berufsunfähigkeit wird nahezu gänzlich unterschätzt. Anstatt vorzusorgen, wird sich auf die Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherung und auf die Hilfe aus dem privaten Umfeld verlassen. Lediglich bei der Rentenvorsorge aus: Alterseinkünften werden deutlich mehr aus alternativen Quellen als aus der gesetzlichen Rentenversicherung geplant.
Vorsorge gegen bekannte Risiken vernachlässigt
Biometrische Risiken decken deutsche Bundesbürger nur unzureichend mit Versicherungsprodukten ab. Nur 45 Prozent der Berufstätigen zwischen 30 und 59 Jahren sind bei Berufsunfähigkeit abgesichert, obwohl die meisten die großen Lebensrisiken kennen. Große Sorgen bereiten den Deutschen der Pflegefall und schwere Krankheiten. So hat jeder Zweite unter 40 Jahren Angst davor, einen langen Lebensabend in Armut zu führen.
Das Pflegefallrisiko ist zwischenzeitlich allen Altersgruppen bewusst, Frauen hingegen fürchten sich tendenziell mehr als Männer vor Schicksalsschlägen. Das geht aus der aktuellen Biometrie-Studie des F.A.Z.-Institutes im Aufrag der Gothaer hervor.
Berufsunfähig wird verdrängt
48 Prozent aller Angestellten schätzen ihr persönliches Risiko als relativ gering ein, im aktuellen Job berufsunfähig zu werden. Nach Ansicht der Befragten geht die größte Bedrohung von Krebserkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates aus. Psychische Erkrankungen werden hingegen als wenig wahrscheinlich angesehen, obwohl eine Berufsunfähigkeit zu 42,1 Prozent daraus resultiert. Auf Krebserkrankungen beruhen hingegen lediglich 12,5 Prozent.
Im Falle einer Berufsunfähigkeit verlassen sich 74 Prozent der Bundesbürger auf die Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherung, auf private Versicherungen setzen 58 Prozent– hierzu gehören neben der BU auch andere Versicherungen. Bei der Absicherung des Invaliditätsrisikos sind Hausfrauen in der Regel stark von ihrem Lebenspartner abhängig.
Die Mehrheit der Erwerbstätigen stuft das persönliche Risiko einer Berufsunfähigkeit als gering ein und fühlt sich für den Notfall gut gewappnet. Daher haben etwa zwei Drittel aller Befragten noch keine BU-Versicherung.
Als weiteren Grund gaben die Befragten das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis von BU-Versicherungen an. So finden 31 Prozent der Erwerbstätigen die angebotenen Tarife zu teuer und weitere 20 Prozent stufen die Leistungen als zu gering ein. Bislang noch nicht mit dem Thema Berufsunfähigkeit und der entsprechenden Absicherung befasst haben sich 16 Prozent der deutschen Erwerbstätigen.
Verdrängter Pflegefall
Das Risiko, selbst ein Pflegefall zu werden, ignoriert gut jeder dritte Deutsche ohne einen Versicherungsschutz für Pflegebedürftigkeit. Die unter 30-Jährigen haben sich mehrheitlich noch nicht mit diesem Thema beschäftig. Viele Menschen halten die eigene knappe Kasse und das Preis-Leistungs-Verhältnis von einem Kauf ab. Trotz geringerer Leistung verlassen sie sich beim Eintritt einer Pflegebedürftigkeit auf die gesetzliche Sozialversicherung bzw. die gesetzliche Pflegeversicherung. Im Notfall rechnen sie darüber hinaus mit der Unterstützung ihres Lebenspartner und ihrer Kinder.
Altersvorsorge durch private Rentenversicherung gesichert
Dass die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung für die alleinige Finanzierung des Ruhestandes unzureichend sind, haben die Bundesbürger erkannt. Heutige Rentner sind überwiegend von der gesetzlichen Rente abhängig, unter 30-Jährige planen ihre Altersversorgung aber breiter. Sie sorgen mit kapitalgedeckten Produkten und anderen Geldanlagen vor, um so die Rentenlücke zu schließen.
Darüber hinaus plant diese Generation eine nebenberufliche Tätigkeit im Rentenalter, da sie sich langfristiger Teuerungen und steigender Lebenskosten bewusst ist. Bei unzureichender Vorsorge droht die Altersarmut.
Bei den Einnahmen im Ruhestand klaffen Plan und Wirklichkeit weit auseinander. Das Vorsorgebewusstsein hat sich bei den Bürgern in den letzten Jahren durchaus gewandelt. 55 Prozent der befragten Erwerbstätigen planen laut der Detailanalyse mit Einkünften aus der privaten Vorsorge, von den heutigen Rentnern nutzen dies allerdings nur 14 Prozent.