Trägt die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zur Lösung der Europäischen Schuldenkrise bei? Der Präsident des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV) Alexander Erdland ist da anderer Meinung. In einem Interview erklärte er nun, der Niedrigzins verschärfe die Krise.
Nach Ansicht des GDV-Vorsitzenden Alexander Erdland ist die aktuelle Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank kontraproduktiv bei der Lösung der Eurokrise. „Wir kritisieren die Niedrigzinspolitik der EZB massiv“, erklärte Erdland im Interview mit RP Online. „Dadurch werden neue Schuldenberge und Reformmüdigkeit in den europäischen Krisenländern geradezu provoziert. Es entstehen zudem spekulative Blasen, die wir von der früheren Politik des billigen Geldes bereits kennen.“ Mit ihrer Niedrigzinspolitik baue die EZB die nächste Krise schon wieder auf.
Lebensversicherungen seien auf Herausforderungen eingestellt
Zugleich betonte Erdland, dass die Lebensversicherer auf die Herausforderungen des Niedrigzinses gut eingestellt seien. „Die Lebensversicherer tun alles, um diese Belastung für ihre Kunden gut aufzufangen“, sagte Erdland in dem Interview. „Wir stärken Sicherheitspolster, senken Kosten, streuen die Kapitalanlage noch stärker als bisher, entwickeln neue Produkte.“
Es sei hingegen eine Illusion zu glauben, dass es für die private Altersvorsorge eine Alternative zur Lebensversicherung gebe – kein Sparprodukt könne eine lebenslange Rente versprechen. Weil die Menschen immer länger leben, aber die staatliche Rente immer weniger leiste, seien gerade junge Menschen aufs Vorsorgesparen angewiesen. Erdland verwies darauf, dass die Lebensversicherungen 2013 eine laufende Verzinsung von 3,6 bis 4,2 Prozent erbracht haben - "Das kann sich wirklich sehen lassen".
Erdland fordert Erhöhung der Riester-Förderung
Um die private Altersvorsorge zu stärken, forderte Erdland für eine Erhöhung der Riester-Förderung - „und zwar das förderfähige Volumen wie auch die Zulage darauf“. Die staatliche Rente werde heute mit 80 Milliarden Euro jährlich steuerlich gestützt, die Riester-Rente nur mit 3 Milliarden Euro.
Auch bei der Debatte um die Bewertungsreserven der Lebensversicherer vertrat Erdland ganz die Position der Versicherungswirtschaft. Die hohe Beteiligung der Sparer an den Bewertungsreserven, die der Gesetzgeber 2008 bewirkt hatte, bezeichnete der Funktionär als „Fehler“, dessen Dramatik sich erst durch die Niedrigzinspolitik seit 2009 zeige.
Denn: Je niedriger das Zinsniveau, desto höher seien die Bewertungsreserven und folglich die Ausschüttungen an ältere Kunden. Dadurch würden die Ansprüche für die große Mehrheit der verbleibenden Kunden um 0,4 Prozent pro Jahr sinken. 95 Prozent der Kunden würden folglich benachteiligt zu Gunsten einer kleinen Minderheit, wie Erdland erläuterte.