Muttermilchbanken - Immer weniger Muttermilch-Spenden

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Zur Zeit gibt es nur noch 13 Muttermilchbanken in Deutschland, bei denen Mütter, die nicht stillen können, Muttermilch für ihre Säuglinge erhalten. Der Handel mit Muttermilch könnte sich deshalb zukünftig mehr ins Internet verlagern. Das aber bedeutet Risiken, weil die Milch bei Tauschbörsen nicht auf Keime und Krankheitserreger untersucht wird.

Für Säuglinge gilt die Muttermilch als gesündeste Nahrung. Doch was ist mit jenen Frauen, die nicht stillen können? Damit auch deren Neugeborene in den Genuss wertvoller Muttermilch kommen, haben manche Kliniken sogenannte Frauenmilchbanken eingerichtet. Mütter, die zu viel des kostbaren Safts zur Verfügung haben, können hier nach einer Gesundheitsprüfung ihre Milch spenden. Pasteurisiert und tiefgefroren steht dann die wertvolle Nahrung für andere Säuglinge zur Verfügung.

Doch die Frauenmilchbanken haben ein Problem. Immer weniger Mütter erklären sich zu einer Spende bereit, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. „Leider hat die Spendenbereitschaft in den vergangenen Jahren nachgelassen“, erklärt Elke Unger von der Dresdner Uniklinik gegenüber dpa. Dies habe auch mit veränderten Stillgewohnheiten zu tun, denn während Kinder früher alle vier Stunden an die Brust gelegt wurden, so werde heutzutage nach Bedarf und immer öfter gestillt.

50 Euro für einen Liter Muttermilch

Die aufwendige Behandlung lässt die Muttermilch teuer werden, denn jede einzelne Spende wird mikrobiologisch auf Krankheiten und Keime untersucht. Rund 50 Euro kostet ein Liter, wenn er von einer Klinik verkauft oder an eine andere Einrichtung abgegeben wird. Kostenlos ist die Milch in der Regel nur für Kinder, die in dem jeweiligen Krankenhaus behandelt werden. Der durchschnittliche Tagesbedarf eines Babys beträgt rund einen halben Liter.

Laut Angaben der European Milk Bank Association (EMBA) verfügen derzeit 13 der rund 200 Kinderkliniken in Deutschland über eine Sammelstelle. Das sah in der DDR noch ganz anders aus, weil damals jede Stadt über 50.000 Einwohner per Gesetz verpflichtet war, eine entsprechende Milchbank einzurichten. Von den 60 Sammelstellen, die 1990 noch in den neuen Bundesländern existierten, sind aktuell nur 7 erhalten geblieben.

Onlinebörse für Muttermilch ging Anfang 2014 an den Start

Aufgrund der Nachfrage wächst die Wahrscheinlichkeit, dass der private Tausch mit Muttermilch zukünftig ab Bedeutung gewinnt. Die erste Muttermilchbörse im Internet hat in Deutschland die Hamburgerin Tanja Müller gegründet. Am 28. Januar 2014 ging ihr Portal muttermilch-boerse.de online. Die zweifache Mutter erklärt: Sie selbst habe ihr erstes Baby aufgrund einer Entzündung nicht stillen können, aber beim zweiten Kind hundert Flaschen unter Tränen in den Ausguss gekippt. Nun wolle sie vor allem ein Bewusstsein für die Thematik schaffen.

Doch bereits wenige Tage später häuften sich im Netz die kritischen Stimmen. So warnt der Bundesverband für Kinder- und Jugendärzte davor, Muttermilch über Börsen oder soziale Netzwerke im Internet zu beziehen. „Spenderinnen können Medikamente oder Drogen nehmen, ansteckende Krankheiten wie Aids oder Hepatitis haben. Keine Mutter kann kontrollieren, ob die fremde Muttermilch für das eigene Kind unbedenklich ist“, sagt Verbandspräsident Wolfram Hartmann dem Portal gruenderszene.de.

Tanja Müller will trotzdem weitermachen. Zwar darf die Muttermilch auf ihrer Webseite nicht anonym verkauft werden, aber die Gesundheitsangaben sind freiwillig. Deshalb rät sie betroffenen Müttern dazu, entweder Milchspenderinnen in der Nähe zu suchen, um sich mit ihnen bekannt zu machen. Zusätzlich könne man in einem Milchinstitut die Keimbelastung testen lassen – nicht jedoch die Belastung mit dem HIV-Virus. Eine Haftung übernimmt die Tauschbörse nicht, sie versteht sich als Plattform zur Kontaktvermittlung und zum Austausch. In den USA sind derartige Börsen schon länger verbreitet - und sehr erfolgreich.