Am Donnerstag stürzte in der Ostukraine ein Zivilflugzeug ab, 298 Menschen starben. Den Kaskoschaden für das mutmaßlich abgeschossene Flugzeug muss wahrscheinlich die Allianz Versicherung übernehmen, die Hauptversicherer des Fluges war. Wenn der Absturz aber als Militäraktion und nicht als Unfall gewertet wird, kommt ein ganz anderer Versicherer als die Allianz ins Spiel.
Zwischen den Trümmern des Flugzeuges MH17 liegen fast unversehrt Barbiepuppen, Kinderbücher und Plüschtiere - sie künden von der Katastrophe, die sich hier am Donnerstag ereignet hat. 298 Menschen starben einen sinnlosen und grausamen Tod, nachdem eine Boeing 777 über dem Territorium der Ukraine mutmaßlich abgeschossen wurde. Da sind Fragen nach der finanziellen Entschädigung fast zynisch, kann doch auch die höchste Entschädigung den Verlust einer geliebten Person nicht wettmachen.
Dennoch teilte bereits am Freitag die Allianz Versicherung mit, dass sie Hauptversicherer für die abgestürzte Passagiermaschine der Malaysia Airlines sei. Man wolle so schnell und umfangreich wie möglich helfen, sagte eine Sprecherin des Münchener Konzerns auf Anfrage von Welt Online. Für jede Bewertung der Schadenhöhe oder -ursache sei es aber zu früh.
Unfall oder Kriegsschaden?
Doch in welchem Umfang muss die Allianz für Kasko- und Haftpflichtschäden aus dem Unglück aufkommen? Dies ist noch völlig unklar, solange nicht die tatsächliche Absturzursache feststeht. Es wird vermutet, dass die Maschine abgeschossen wurde. Zwischen ukrainischer Regierung und prorussischen Separatisten herrschen in der Ostukraine seit Monaten erbitterte Kämpe, beide weisen sich gegenseitig die Schuld zu.
Die Absturzstelle wird derzeit von bewaffneten Separatisten kontrolliert, was eine unabhängige Untersuchung nahezu unmöglich macht. Fast 200 geborgene Leichen seien am Wochenende von prorussischen Kämpfern weggeschafft worden, berichtet Spiegel Online. Sie werden in Zugwaggons gelagert, die womöglich nicht ausreichend gekühlt seien. "Das ist inakzeptabel und ein Affront gegen all jene, die Angehörige verloren haben", erklärte das US-Außenministerium, das den Milizen "Beweismittelmanipulation" vorwarf. Der Uno-Sicherheitsrat fordert einen „sicheren, vollständigen und unbehinderten Zugang“ zum Unglücksort.
Was aber, wenn die Absturzursache nicht eindeutig geklärt werden kann? Am Ende könnte die deutsche Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) die Absturzursache einordnen müssen. Dabei ist entscheidend, ob die Katastrophe als Unfall oder Militäraktion bewertet wird. Wenn es sich um eine Kriegshandlung handelt, muss statt der Allianz wohl die Atrium Underwriting Group für die Kaskoschäden zahlen – ein Spezialversicherer, der am Versicherungsmarkt Lloyds of London Policen handelt. Analysten der Großbank Barclays halten eine Haftung des Kriegsschaden-Spezialanbieters für wahrscheinlich.
Nach Angaben des Versicherungsbrokers Aon beträgt die Schadenssumme für die Kaskoversicherung 97 Millionen Dollar. Hinzu kommen aber die Zahlungen für Personenschäden, die sich auf weitere 300 Millionen Dollar summieren können.
Schossen prorussische Separatisten das Flugzeug ab?
Der Streit um die Absturzursache hält derzeit unvermindert an. Der US-Geheimdienst geht davon aus, dass prorussische Separatisten das Flugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete des russischen Fabrikats Buk abgeschossen haben. Ein schlüssiges Motiv für den Angriff auf ein ziviles Flugzeug gebe es jedoch nicht, sagte ein hochrangiger NATO-Offizier Spiegel Online. Er gehe deshalb von einer Verwechslung aus, so dass z.B. schlecht ausgebildete Flugabwehr-Soldaten die Maschine für ein ukrainisches Militärflugzeug hielten. Zeitgleich zum Abschusszeitpunkt hatten Separatisten in sozialen Medien mit dem Abschuss eines Militärfliegers geprahlt, den Eintrag aber später wieder gelöscht. Einen eindeutigen Beweis für die Täterschaft gibt es bisher nicht.