Mario Draghi wagt den Tabubruch: Er kündigte an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Kreditpapiere wie sogenannte Asset Backed Securities aufkaufen will. Doch die Maßnahme gegen eine drohende Deflation ist nicht unumstritten. Mit dem Aufkauf könnte die Europäische Zentralbank dem Steuerzahler neue Risiken aufbürden und in direkte Konkurrenz zu privaten Investoren treten.
Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), hat heute eine weitere Absenkung des symbolischen Leitzinses von 0,15 Prozent auf 0,05 Prozent bekannt gegeben. Doch eine Leitzinssenkung allein entpuppt sich zunehmend als stumpfes Schwert im Kampf gegen eine drohende Deflation, da die Banken ihr Geld trotzdem lieber bunkern, statt damit Investitionen zu ermöglichen. Und so überraschte Draghi auf der heutigen Pressekonferenz mit einem weiteren Knallbonbon: er kündigte den Aufkauf von Unternehmenskrediten an. So sollen die Bilanzen der Banken entlastet werden, damit sie wieder mehr Kredite vergeben.
Pfandbriefkäufe sollen Banken zu Investitionen bewegen
Konkret geht es um gebündelte Unternehmensanleihen, die im Fachjargon „Asset Backed Securities“ (ABS) genannt werden, sowie sogenannte gedeckte Anleihen (Covered Bonds), etwa Pfandbriefe. Die Papiere gelten als Mitverursacher der Finanzkrise, ihr Ruf hat sich aber wieder deutlich gebessert. Mit diesen Verbriefungen können Banken ihre ausstehenden Kreditforderungen an den Markt bringen und damit handeln. Das entlastet nicht nur die Bilanzen der Banken, sondern bringt ihnen sogar noch Geld ein. Aktuell liegt der Markt für diese Finanzprodukte weitestgehend brach: Die EZB will mit eigenen Käufen nun die Nachfrage wieder ankurbeln.
Bereits im Oktober sollen die Pfandbriefkäufe beginnen. Doch die neue Strategie hat zwei entscheidende Schwachpunkte: Zum einen werden dem Steuerzahler neue Anlagerisiken aufgebürdet, sollte die Zentralbank im großen Stil ABS-Käufe tätigen. Zum anderen tritt die EZB damit in direkte Konkurrenz zu privaten Instituten und Anlegern, die ebenfalls mit derartigen Papieren handeln. Das könnte ihren Wert weiter senken.
Versicherungswirtschaft sieht Pläne mit Skepsis
Folglich sehen Finanzexperten die neue Strategie der Zentralbank mit Skepsis. Alexander Erdland, Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), kritisiert die Pläne scharf. „In dem Moment, wo die Europäische Zentralbank (EZB) Pfandbriefe aufkauft, tritt sie in direkten Wettbewerb mit institutionellen Investoren wie Versicherern. Damit würden die Renditen zusätzlich unter Druck gesetzt, das hätte negative Folgen für die Altersvorsorgesparer.“