Versicherungen sind zum Teil sehr komplexe Produkte mit hohen Haftungsrisiken. Nicht immer ist es leicht, diese in einer dem Endkunden verständlichen Art und Weise zu beschreiben, ohne dabei an Rechtssicherheit einzubüßen. Trotzdem sollten Versicherer gerade darauf ihren Fokus legen und so mehr für mehr Transparenz auf dem Markt sorgen, wie der Tenor des jüngsten Goslar Diskurs vergangene Woche in Köln deutlich machte.
In diesem Rahmen debattierten Experten aus Wissenschaft, Verbraucherschutz und der Industrie das Thema Transparenz leidenschaftlich auf einer Podiumsdiskussion. Das Motto „Klartext statt Fachchinesisch“ stellte allen voran Dr. Mark Ortmann, Geschäftsführer des ITA Institut für Transparenz, heraus. An der Sprache der Versicherer bemängelte er insbesondere zu lange und zu komplizierte Wortkombinationen, Passivsätze und nicht erläuterte Fachbegriffe. Das Institut hatte 140 Dokumente von insgesamt 44 Versicherern überprüft - mehr als die Hälfte wurden als schwer verständlich oder gar unverständlich deklariert.
Viele Produkte immer kleinteiliger und dadurch intransparenter
In einer weiteren Untersuchung des ITA gab knapp ein Drittel der befragten Versicherungskunden an, Informationen von Versicherungen verstünden nur Experten. Weitere 65 Prozent räumten allerdings ein, die Produktinformationen der Branche könne verstehen, wer sich damit beschäftige. Lediglich fünf Prozent der Befragten finden demnach, Versicherungsinformationen seien für jeden nachvollziehbar.
Hinter der mangelhaften Verständlichkeit der Versicherungstexte stecke nach Einschätzung vieler Kunden Methode, berichtete Ortmann. Er zitierte dazu weitere Umfrageergebnisse seines Instituts: Demnach meinen 53 Prozent der Befragten, Versicherungsunterlagen solle nicht jeder verstehen. Auch Verbraucherverbände unterstellen den Versicherern, auf diese Weise geradezu gezielt die Vergleichbarkeit verschiedener Angebote verhindern zu wollen. „Diese Versicherer mit teuren und schlechten Produkten sollten eigentlich aus dem Markt ausscheiden“, sagte Ortmann.
„Viele Produkte werden immer kleinteiliger und komplexer und somit intransparenter“, gab Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten (BdV) zu bedenken. Gerade neuartige Versicherungsprodukte seien meist nur höchst schwer durchschaubar. Prof. Dr. Volker Wolff vom Journalistischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz fügte hinzu, dass es auch für Fachjournalisten immer schwieriger sei die Angebote der Unternehmen miteinander zu vergleichen und so den Verbraucher bei seiner Entscheidung zu unterstützen.
Höhere finanzielle Bildung beim Endkunden als Voraussetzung
Wichtig sei es letztendlich, so das Fazit der Runde, einfachere Produkte flankiert von klar formulierten Informationen, wie zum Beispiel in der Pharmabranche üblich, anzubieten und eine stärkere finanzielle Bildung beim Endkunden zu unterstützen.
„Es ist sicher richtig sich an einen Berater zu wenden, aber doch nur, wenn man selbst schon ein Grundverständnis der Sache hat, sodass man auch die Qualität des Beraters bewerten kann“, sagte Dr. Wolfgang Weiler, Vorstandssprecher der HUK-Coburg Versicherungsgruppe.
Hierbei fällt auch den Fachmedien eine entscheidende Rolle zu. So wird es in Zukunft 20 neue Stipendien an der Sommerakademie für Finanzjournalismus der Universität Mainz geben. „Die jungen Journalisten sollen lernen, schwierige Märkte und Finanzprodukte methodisch und sprachlich richtig zu analysieren“, betonte Prof. Dr. Volker Wolff.