Weiterbildung - Digitalisierung, Beratungsqualität, Kundenorientierung und lebenslanges Lernen sind die Eckpfeiler, zwischen denen sich eine Weiterblildung von Vermittlern bewegt. Auf dem AMC-Meeting in Köln wird die Frage, wie gut in der Versicherungsbranche aus- und weitergebildet wird, ausführlich diskutiert.
Die Vermittlerrichtlinie IMD2 brachte mit ihren Bestimmungen zur Weiterbildung für Vermittler die stetige Aneignung von Wissen und Fertigkeiten wieder auf die Tagesordnung der Versicherungsbranche. Auf dem Branchentreff der AMC Finanzmarkt GmbH soll der Frage nachgegangen werden, wie gut die Branche derzeit in puncto Weiterbildung aufgestellt ist. Um auf diese Diskussion einzustimmen, hat AMC die Teilnehmer der Podiumsdiskussion am ersten Meeting-Tag zum Thema befragt.
Nur über Know-how zum Erfolg
Unter anderem ist Bernd Zanetti, Geschäftsführer der Akademie der Deutschen Medien, geladen. Er plädiert für ein „lebenslanges Lernen“ in der Versicherungsbranche. Wie nahe kommt man diesem Ideal derzeit? „Die Digitalisierung beeinflusst den Arbeitsalltag - und damit auch Arbeitsprozesse in der Versicherungsbranche radikal: Um hier adäquate Entscheidungen treffen zu können, ist heute z.B. in Führungspositionen neben Kommunikations- und Managementskills auch technisches Wissen gefragt. Dass lebenslanges Lernen hier bei der aktuellen Innovationsgeschwindigkeit unverzichtbar ist, ist in vielen Unternehmen schon angekommen“, so Zanetti. „Oftmals erfolgen Weiterbildungsmaßnahmen jedoch sehr punktuell auf gewisse Fachthemen bezogen. Hier fehlt es meist noch an einem systematisierten Fortbildungsprogramm z.B. aus Workshops, Webinaren und Blended-Learning-Angeboten oder internen Mentorenprogrammen“, gibt er zu bedenken.
Dr. Wolfgang Kuckertz, Vorstand der Going Public ist der Auffassung, Bildung in der Versicherungsbranche sei ein „Sonntagsreden-Thema“: „Jedem ist bewusst, dass Bildung wichtig ist und man in einer Dienstleistungsbranche nur über Know-how zum Erfolg kommen kann. Diese Tatsache wird laufend in öffentlichen Statements von allen Seiten betont. Wenn es aber konkret wird, so ist in Zielgesprächen, Auswertungssitzungen und Budgetplanungen das Thema Bildung meist relativ weit hinten angesiedelt. Statt den dauerhaften Erfolg über qualifiziertes Personal zu sichern oder zu erweitern, wird dann eher der Kurzfristertrag in den Fokus gestellt. So fördern Unternehmenslenker lieber den kurzfristigen Erfolg über Wettbewerbe oder Incentives anstatt das fundierte Know-how im Vertrieb zu sichern. Dabei wird nicht nur der langfristige Erfolg gefährdet, sondern auch die Beratungsqualität und die Kundenorientierung.“
Vertrieb vs. Weiterbildung
Auch Hartmut Pfaffinger, Geschäftsführer von PCP Pfaffinger Consulting & Partnernetzwerke, wird auf dem 41. AMC-Meeting zum Thema Weiterbildung diskutieren. Er schreibt den Führungskräften in der Versicherungsbranche eine "pädagogische Aufgabe" zu. Wie gut wird diese "pädagogische Aufgabe" in der Praxis derzeit gelöst? „Da liegt eines der zentralen Probleme im Vertrieb“, meint Pfaffinger. „Führungskräfte haben gegenüber ihren Mitarbeitern fünf konkrete Aufgaben zu erfüllen. Eine davon ist es, die Mitarbeiter im Thema Kompetenzen zu entwickeln, also zu fördern und zu fordern. Und dies wird aus den verschiedensten Gründen oftmals unterlassen oder einfach schlecht gemacht. Lebenslanges Lernen ist das, was eine gute Führungskraft zu unterstützen hat. Das beinhaltet eine eigene Wahrnehmung über die Kompetenz des Mitarbeiters, die Kommunikation dazu – auch wenn sie unangenehm sein kann – und die klare Positionierung, was der Mitarbeiter verändern muss. Dies gilt es dann stringent umzusetzen. Und hier setzt die pädagogische Aufgabe an. Dieser Auftrag ist nicht einmalig oder bei einem konkreten Anlass wahrzunehmen, sondern immer und zu jeder Zeit und mit aller gebotenen Konsequenz."
AMC-Geschäftsführer Stefan Raake und Dr. Frank Kersten leiten die Podiumsdiskussion und sind sich sicher, dass die Diskussion mit den Experten den ein oder anderen wachrütteln wird. „Das Selbstverständnis der Branche, man tue längst genug in Sachen Weiterbildung, passt in der Regel nicht zu den Einschätzungen von Experten. Die Branche darf sich nicht auf ihren Konzepten ausruhen, denn qualifizierte Mitarbeiter sind ein echter Mehrwert - und zunehmend ein Wettbewerbsfaktor“, so Kersten. Raake betont in diesem Zusammenhang den wesentlichen Faktor der Digitalisierung: „Ausruhen kann die Branche sich auch deshalb nicht, weil Lernen sich rasant verändert. Auch hier spielt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Wer aber seine Mitarbeiter mit dem eLearning-Tool alleine lässt, wird kaum Bildungserfolge erzielen. Da kann die Eigenmotivation noch so hoch sein.“
Die Podiumsdiskussion zur Weiterbildung in Marketing und Vertrieb findet am 19.11.2014 im Rahmen des 41. AMC-Meetings in Köln statt.