Commerzbank: Als erste Großbank führt die Commerzbank Strafzinsen ein. Betroffen sind zunächst nur Guthaben großer Unternehmenskunden und institutionelle Anleger. Privatkunden und mittelständische Unternehmen sollen hingegen verschont bleiben. Dennoch wächst die Sorge, dass auch private Geldanleger bald großflächig fürs Sparen "bestraft" werden.
Mit der Commerzbank führt die erste deutsche Großbank Strafzinsen auf die Guthaben von Kunden ein. Das Geldhaus behalte sich eine „Guthabengebühr bei einzelnen großen Firmenkunden mit hohen Guthaben sowie bei Großkonzernen und institutionellen Anlegern“ vor, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Zuvor hatte das Wallstreet Journal Deutschland über den neuen Strafzins berichtet, fällig werden soll er ab Dezember. Wenn Großkunden ihr Geld dann weiter auf dem Konto parken, mehrt es sich nicht mehr, sondern wird weniger.
Privatkunden zunächst nicht fürs Sparen bestraft
Für Privatkunden heißt es zunächst aufatmen, denn sie sind nicht von der neuen Regelung betroffen. Auch mittelständische Geldanleger will die Bank schonen. Einen generellen Prozentsatz möchte das Institut nicht festlegen, vielmehr soll der Negativzins im Einzelfall verhandelt werden. Dies kann als Aufforderung an Großsparer verstanden werden, noch kurzfristig hohe Einlagen in Aktivposten zu investieren.
Die Strafgebühr wird von Finanzexperten als Reaktion auf die Finanzpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) interpretiert, die seit Juni ebenfalls 0,2 Prozent Zinsen von Geldhäusern verlangt. Damit will die EZB erreichen, dass Banken mehr Kredite vergeben. Obwohl sich die Geldhäuser so billig wie nie Geld leihen können, geben sie es nicht an die Unternehmen weiter, um die Wirtschaft anzukurbeln. Sie horten das Geld lieber zur Aufbesserung der eigenen Bilanzen.
Denkt auch die Deutsche Bank über Negativzins nach?
Als erste deutsche Bank hatte im November die Deutsche Skatbank Strafzinsen von 0,25 Prozent auf Sparguthaben erhoben – betroffen sind hier alle Tagesgeld-Guthaben über 500.000 Euro. Obwohl es sich bei dem Institut lediglich um die Tochter einer kleinen Thüringer Volksbank handelt, ging der Fall durch alle Medien. Als zweites Geldhaus verlangte die DZ Privatbank einen Negativzins für Barguthaben, das von offenen Fonds gehalten wird.
Der Strafzins der Commerzbank hat allerdings eine neue Dimension, handelt es sich doch immerhin um Deutschlands zweitgrößtes Geldhaus. Damit könnte der Damm gebrochen sein, dass auch andere Banken nachziehen. Laut einem Bericht von n-tv denkt sogar der Branchenführer Deutsche Bank aktuell über einen Negativzins nach. Würden Strafzinsen flächendeckend eingeführt werden, wären Millionen von Bürgern betroffen.