Die Abschlussprovisionen und Courtagen für Lebensversicherungen könnten durch das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) schneller sinken als vielen Vermittlern Recht ist. Als erster Versicherer hatte die Stuttgarter angekündigt, die Abschlussprovisonen zu senken. Auch Allianz und Ergo denken ernsthaft über entsprechende Modelle nach. Stuttgarter-Vertriebsvorstand Ralf Berndt geht sogar davon aus, dass die Branche in den nächsten zwölf bis 18 Monaten entsprechende Provisionsmodelle umsetzt.
Die Stuttgarter Versicherung hatte als erster Marktteilnehmer angekündigt, die Abschlussprovisonen für Vermittler zum 1. Januar von den derzeit marktüblichen vier auf 2,5 Prozent zu senken. Gleichzeitig werden die laufende Provisionen angehoben. Damit reagiert der Versicherer auf Änderungen im Rahmen des Lebensversicherungsreformgesetzes (LVRG).
Senkung der Abschlussprovisionen in den nächsten zwölf bis 18 Monaten
Die Stuttgarter Lebensversicherung erwartet, dass die Konkurrenz ihrem Beispiel folgen und die Abschlussprovisionen senken wird. „Wir glauben, dass es sich kein Versicherer in Deutschland leisten kann, die Reform nicht im Sinne des Gesetzgebers umzusetzen. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Branche in den nächsten zwölf bis 18 Monaten folgen wird.“, sagte Vertriebsvorstand Ralf Berndt der Wirtschaftszeitung Euro am Sonntag.
Die Assekuranz muss laut Berndt demnächst auf eine neue Rechtslage reagieren: „Wir als Branche tun gut daran, dem zu folgen. Sonst werden uns irgendwann Daumenschrauben angelegt, und das kann keiner wollen.“
Stuttgarter-Vertriebsvorstand: Sonst werden uns irgendwann Daumenschrauben angelegt
Ab Jahresbeginn dürfen Lebensversicherer jene Abschlussprovison, die über 2,5 Prozent hinausgeht, nicht mehr ihren Kunden in Rechnung stellen, sondern müssen sie aus ihrem eigenen Ertrag bezahlen. „Dies ist für die Versicherungsbranche, die sowieso schon stark belastet ist, schlichtweg nicht möglich.“, so Berndt. Allerdings befürchtet Berndt, dass Versicherer widerrechtlich versuchen, die bisherige Abschlussprovision weiterhin dem Kunden anzulasten. „Ein solches Verhalten müsste nach unserer Ansicht auch öffentlich verurteilt werden.“ Die Finanzaufsicht Bafin hatte die Anbieter bereits davor gewarnt, die neuen Regeln zu umgehen.
Während viele Gesellschaften sich noch bedeckt halten, wie ihre künftigen Vergütungsmodellen aussehen, denken die Branchengrößen Allianz und Ergo ernsthaft über Modelle mit höheren ratierlichen Provisionen nach.
Allianz & Ergo: Höhere Bestandsprovision gleicht eine geringere Abschlussprovision aus
"Von der Tendenz her kann ich mir vorstellen, dass die Abschlussprovisionen und -courtagen künftig bei laufenden Beiträgen stärker als heute über die Laufzeit verteilt werden“, erklärte Jürgen Kempen, Leiter Maklerzentralbereich Allianz Lebensversicherung und Allianz Private Krankenversicherung, gegenüber Fonds Professionell Online.
Ähnliche Pläne hegt auch die Ergo. Demnach sollen die Abschlussprovisionen, nach eigenen Angaben, stufenweise geändert werden. Die zentrale Änderung beinhalte dabei die Verteilung der Abschluss- und Bestandsprovisionen. Ein Unternehmenssprecher sagt dazu: "Wenn ein Lebensversicherungsvertrag bis zum vorgesehenen Laufzeitende besteht, gleicht eine höhere Bestandsprovision dann eine geringere Abschlussprovision aus. Bei vorzeitiger Kündigung wäre das nicht der Fall".
Derweil prüfen die Versicherer Axa, HDI, LV 1871 und die Ideal-Versicherung aktuell noch intern, wie hoch die ab dem 1. Januar 2015 fließenden Provisionen sein werden. Das geht aus einer Umfrage von Fonds Professionell Online hervor.