Der Maklervertrieb agileo AG musste am Freitag einen Insolvenzantrag stellen, es droht das Aus des noch jungen Unternehmens. Wie Versicherungsbote aus vertraulicher Quelle erfuhr, hat dies mit dem Rückzug eines wichtigen Geldgebers zu tun: Der Liechtensteiner Lebensversicherer PrismaLife war nicht mehr bereit, das Start Up in der Aufbauphase wie bisher zu unterstützen.
Es war ein umfassendes Vertriebskonzept, mit dem die Bodenheimer agileo AG im Juni 2013 an den Start ging. Sogenannte „Life-Coaches“ sollten den Finanz- und Vorsorgebedarf eines Privathaushaltes klären, angefangen beim Versicherungsbedarf über Vorsorgegutachten bis hin zu rechtssicheren Vollmachten und Patientenverfügungen. Einmal im Jahr konnten die Haushalte alle Dokumente auf Rechtssicherheit und Aktualität überprüfen lassen, notfalls wurden sie der neuen Lebenssituation angepasst. Auch die Aufbewahrung der Unterlagen wurde gewährleistet. Eine Maklerbetreuung, die auf Ganzheitlichkeit und enge Kundenbindung zielte – und nun möglicherweise vor dem Aus steht.
PrismaLife fördert agileo nicht mehr wie bisher
Am Freitag musste die agileo AG einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Mainz stellen, nach nur 18 Monaten auf dem Markt. Doch die Ursache ist nicht allein im fehlenden Interesse zu sehen, wie Versicherungsbote aus Unternehmenskreisen erfuhr. Vielmehr sei mit dem Liechtensteiner Lebensversicherer PrismaLife AG ein wichtiger Geldgeber des Projektes weggebrochen.
Hintergrund ist ein Wechsel an der Spitze des Lebensversicherers. Als wichtigste Förderer von agileo galten die beiden PrismaLife-Gründer Markus Bugger und Holger Roth. Sie werden das Unternehmen allerdings zum Jahreswechsel verlassen und sich dem Mitkonkurrenten Liechtenstein Life Assurance AG anschließen. Besiegelte der Vorstandswechsel das Ende des Maklervertriebs agileo, noch bevor das Konzept richtig aus den Startlöchern kam?
Das Interesse der neuen PrismaLife-Vorstände an agileo scheint weniger ausgeprägt zu sein. Man habe plötzlich keinen Ansprechpartner mehr im Unternehmen gehabt, klagt die vertrauliche Quelle. Auch die Bereitschaft weiter zu investieren habe man vermisst. Die PrismaLife ist nun Hauptgläubiger des insolventen Start Ups.
Auf der Suche nach dem Rettungsring
Aufgeben will die agileo AG allerdings noch nicht. Mit Brinkmann und Partner wurde eine Kanzlei zum Insolvenzverwalter ernannt, die schon viele Unternehmen retten konnte. Man sei auf der Suche nach Investoren und versuche, verloren gegangenes Vertrauen neu aufzubauen, hieß es aus Unternehmenskreisen. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Jan Markus Plathner aus Frankfurt am Main ernannt.
Doch der Erhalt des Unternehmens dürfte sich schwierig gestalten. Aktuell darf agileo nicht einmal mehr Verträge vermitteln. Nach dem Rücktritt von Oliver Landgraf aus der Vorstandsetage wurde die agileo AG am 03.12.2014 aus dem Vermittlerregister der IHK Mainz ausgetragen. Es liege aktuell keine Geschäftskundeprüfung vor, teilte die Industrie- und Handelskammer auf Anfrage von Versicherungsbote mit.
Dabei hatte agileo durchaus erste Ausrufezeichen gesetzt. So entstand im Herbst unter der Leitung von Alexander Buchner die agileo-Akademie in Regensburg. Interessierte konnten sich hier mit einer vollständigen Ausbildung zu Life-Coaches weiterbilden lassen. Die IHK-Akademie Ostbayern erklärte sich bereit, den Life-Coach im Rahmen einer IHK-Zertifizierung zu integrieren.