Geldanlage - Mit seinem Beharren auf veralteten Anlagemodellen vergibt sich der deutsche Sparer so manche geldwerte Chance. Private Sparer votieren bei Geldanlage konsequent für Sicherheit statt Aktien. Wer in Deutschland Geld anlegen will, vertraut aufs Eigenheim, auf die betriebliche Altersvorsorge und den Bausparvertrag - Aktien haben im Vergleich zu den Vorjahren zwar den einen oder anderen kärglichen Sympathiepunkt hinzugewonnen, aber sie werden kaum als verlässliche Alternative zu den oben genannten Investitionsformen wahrgenommen. Überdies lagern viele Deutsche ihr Geld, wider besseren Wissens, in Anlagen, die sie selbst als "völlig unattraktiv" bewerten.
In die eigenen vier Wände zu investieren, ist demnach bei deutschen Sparern die derzeit beliebteste Variante, Geld dauerhaft und sicher anzulegen. Von vier Befragten gaben drei an, dass Investitionen in Privateigentum für sie die attraktivste Anlageform darstelle. Auch außerhalb Deutschlands kommt man zu einem ähnlichen Ergebnis: In Frankreich, Spanien, Großbritannien und den USA steht das Eigenheim als Investitionsobjekt ebenfalls auf Platz Eins. Denn auch in diesen Ländern erfragte der GFK Verein die beliebtesten Anlagemodelle. Während in Deutschland 75 Prozent der Befragten das Eigenheim als Anlagemöglichkeit präferieren, sind es in Spanien noch 68 Prozent - bei allen anderen Teilnehmerländern der Studie ist die Vorliebe für Sicherheit weniger definitiv und auch andere Optionen werden erwogen. Den signifikanten Unterschied der Deutschen zu Anlegern in Europa oder den USA offenbart folgendes Ranking:
Top Five der meist genutzten Anlageformen in Deutschland
Sicherheitsbedürfnis der Deutschen
Die im starren Sicherheitsbedürfnis der Anleger begründet liegenden Abweichungen zwischen Konjunktiv und Gegenwart werden auf den Plätzen drei bis vier offenbar: 41 Prozent der Befragten bewerten die betriebliche Altersvorsorge, 36 Prozent den Bausparvertrag und 32 Prozent Gold als attraktive Anlageform. Am wenigsten populär sind bei Privatanlegern das Tagesgeldkonto und das Sparbuch. Beide Anlagevarianten haben seit 2011 vierzehn Prozentpunkte an Beliebtheit eingebüßt. Aber: zwischen Wunsch und Wirklichkeit besteht eine bemerkenswerte Diskrepanz. Wider besseren Wissens lagern die Deutschen ihr Geld weiterhin in Anlagen, die sie selbst als "völlig unattraktiv" bewerten.
Tagesgeld und Sparbuch in Beliebtheit weit abgeschlagen - Aktien und Fonds gewinnen etwas an Attraktivität
Während vor vier Jahren noch jeder Dritte Befragte das Tagesgeld als attraktive Anlageform bewertete, gelangt zu dieser Einschätzung in der aktuellen Umfrage nur noch knapp jeder Fünfte Befragte (19 Prozent). Das Sparbuch galt im Jahr 2011 noch bei 24 Prozent der deutschen Privatanleger als attraktiv, heute liegt dieser Wert bei nur noch 10 Prozent. Fast 70 Prozent aller Deutschen bewerten das Sparbuch als unattraktiv, davon urteilen 50 Prozent sogar mit: „völlig unattraktiv“. Zwar sind die Bundesbürger immer noch risikoscheu. Aber anders als noch 2011 erlebten Aktien und Investmentfonds in den vergangenen vier Jahren doch einen Zuwachs an Attraktivität. Kurz nach dem großen Crash empfanden gerade noch acht Prozent der Deutschen eine Investition in Aktien als attraktiv. Heute liegt der Anteil jener, die sich für eine Anlage in Aktien erwärmen könnten, immerhin wieder bei siebzehn Prozent.
Europäer: Schreckhaft und sicherheitsbedürftig. Anleger in den USA weitaus risikofreudiger
Auch der Fonds zeigt mit ebenfalls 17 Prozent Zustimmung ein kleines Plus von drei Prozentpunkten gegenüber 2011. Aber nicht nur die Deutschen sind in Finanzfragen schreckhaft und sicherheitsbedürftig. Nein, auch unsere Nachbarn in Frankreich, Großbritannien und Spanien sehnen sich nach verlässlichen Anlageoptionen. In den USA liegt die Sache anders. Hier sieht fast jeder Dritte (31 Prozent) Aktien als attraktive Investition und jeder Vierte erachtet dort die Option Investmentfonds als denkbar. „Offensichtlich stecken den europäischen Privatanlegern die Turbulenzen auf dem Finanzmarkt der vergangenen Jahre in den Knochen – Sicherheit geht immer noch vor Ertrag“, sagt Prof. Dr. Raimund Wildner, Geschäftsführer des GfK Vereins. „Allerdings gibt es durch die Politik der Europäischen Zentralbank praktisch keine risikolosen Erträge mehr. Deshalb hat ein Umdenken bereits begonnen: Risikolose Anlagen verlieren an Attraktivität, während durch ihre Erträge Aktien und Fonds attraktiver werden.“
Gerade bei ihren Anlageentscheidungen legen Deutsche eine große Stabilität an den Tag. So bezeichnen zwar 32 Prozent der Befragten in Deutschland Gold als attraktive Anlageform. Doch real haben nur sechs Prozent in das Edelmetall investiert. Beim klassischen Sparbuch ist es umgekehrt: Nur jeder zehnte Deutsche betrachtet es als attraktive Geldanlage - doch 43 Prozent lagern ihr Vermögen aktuell noch auf dem Sparbuch.
Der Anteil derer, die angeben derzeit Geld auf dem Sparbuch geparkt zu haben, ist im Vergleich zu vor drei Jahren auch nur um 0,5 Prozentpunkte zurückgegangen. Gold andererseits hat mit einem Plus von 2 Prozentpunkten leicht zugelegt. Viel weniger leichtfüßig als andere Europäer sind die Deutschen also, wenn es um die Umschichtung ihrer Geldanlagen geht. Die Spanier, Franzosen und vor allem die Briten und US-Amerikaner sind in der Reaktion auf aktuelle Erscheinungen wesentlich flexibler.