Die Allianz Versicherung ist trotz des schwächelnden Zinses im vergangenen Jahr gewachsen. Nun beglückt der weltgrößte Versicherer seine Aktionäre mit einer Rekorddividende. Analysten hatten ein noch höheres Wachstum erwartet – prompt schwächelt die Allianz-Aktie.
Die Allianz Versicherung schüttet für 2014 einen Rekordbetrag an ihre Aktionäre aus, wie der Versicherer in einer Pressemitteilung berichtet. Pro Aktie sollen die Geldanleger 6,85 Euro erhalten – das sind fast 30 Prozent mehr als im letzten Jahr. Noch nie hat die Allianz ihre Aktionäre so stark am Gewinn beteiligt. „Die neue Dividendenpolitik spiegelt unsere erfolgreiche Positionierung für die Zukunft wider”, sagte Vorstandsvorsitzender Michael Diekmann, der sein Amt im Mai an Oliver Bäte abgeben wird.
Bereits im Herbst hatte das Management angekündigt, dass die Ausschüttungsquote von 40 auf 50 Prozent angehoben werden soll. Basierend auf dem gestrigen Schlusskurs ergibt sich damit eine Dividendenrendite von 4,6 Prozent. Das Problem: Analysten hatten im Vorfeld eine Ausschüttung von sogar 6,95 Euro prognostiziert. Ein gutes Ergebnis ist den Anlegern nicht genug: Die Allianz-Aktie notierte vorbörslich zwei Prozent im Minus.
Allianz wächst trotz Niedrigzins
Der Versicherer konnte Umsatz und Ergebnis 2014 steigern. Das operative Ergebnis erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um drei Prozent auf 10,4 Milliarden Euro. Insgesamt konnte der Konzern 122 Milliarden Euro und damit zehn Prozent mehr als im Vorjahr erlösen. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen habe die Allianz „sehr gute Ergebnisse“ erzielt, sagte der scheidende Konzernchef Diekmann. Auch der Überschuss wuchs um vier Prozent auf 6,2 Milliarden Euro an.
Positive Ergebnisse konnte der Branchenprimus vor allem im klassischen Versicherungsgeschäft erzielen. Die Schaden- und Unfallsparte schnitt mit einem operativen Ergebnis von 5,38 Milliarden Euro ab und steuerte mehr als die Hälfte zum gesamten operativen Ergebnis der Allianz Gruppe bei. Auch das Geschäft mit Lebens- und Krankenversicherungen entwickelte sich mit 3,32 Milliarden Euro überraschend stark (Vorjahr: 2,7 Milliarden Euro).
Zu schaffen macht der Allianz allerdings die Vermögensverwaltung. Hier brach das operative Ergebnis um fast ein Fünftel auf nun 2,6 Milliarden Euro ein. Speziell die US-amerikanische Tochter Pimco musste mit Nettomittelabflüssen von 236 Milliarden Euro große Verluste hinnehmen, nachdem der Abgang des umstrittenen Gründers Bill Gross für Unruhe sorgte. Das operative Ergebnis des Segments sank entsprechend um 17,6 Prozent auf nun 1,8 Billionen Euro.
Verhaltener Ausblick – und neue Investitionsstrategien
Auch zu den Erwartungen des laufenden Geschäftsjahres äußerte sich die Konzernspitze. Michael Diekmann betont, dass das Marktumfeld schwierig bleibe. “Unser aktueller Ausblick liegt bei 10,4 Milliarden Euro, plus/minus 400 Millionen Euro“, prognostiziert der scheidende Konzernchef.
In Zukunft will der Versicherer mehr Geld in renditeträchtige Immobilien- und Infrastrukturprojekte stecken, berichtet das Handelsblatt. Damit sollen die Auswirkungen des anhaltenden Niedrigzinses abgemildert werden. Statt bisher 80 Milliarden Euro sollen mittelfristig 110 Milliarden Euro auf Eigen- und Fremdkapitalbasis in die Infrastruktur fließen.
Die Aussichten stehen nicht schlecht. Aktuell plant die Bundesregierung, private Investoren für öffentliche und kommunale Projekte zu gewinnen – auch Versicherungen sollen sich am Ausbau von Straßen und Schulen beteiligen. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat ein umstrittenes Expertengremium ins Leben gerufen, in dem mit Helga Jung auch eine Allianz-Führungskraft sitzt. Kritiker befürchten, dass zukünftig die Steuerzahler für die Rendite der Unternehmen zur Kasse gebeten werden.