Kfz-Versicherung: Telematik-Hardware gibt es für das Smartphone, wie telematische Kundendaten geschützt werden können, wird rege debattiert. Die Frage, ob die Technologie in die Kfz-Versicherungswelt Einzug hält, stellt sich längst nicht mehr. Das Fahrverhalten könnte längst mit dem Smartphone bestimmt werden. Auf der fünften Fachkonferenz „Telematik in der Kraftfahrtversicherung“ der Versicherungsforen Leipzig am 3. und 4. März 2015 diskutierten Experten zu speziellen Fragen rund um die Technologie in der Versicherungswirtschaft.
Telematik, eine Technologie die Bereiche aus Navigation, Ortung und Telekommunikation vernetzt und so ermöglicht, das Fahrverhalten eines Einzelnen zu bestimmen, ist für Kfz-Versicherer ein wesentliches Zukunftsthema. Unter der fachlichen Leitung von Christian Dierks, Leiter Kompetenzteam „Antrag, Vertrag und Schadenmanagement“ bei den Versicherungsforen Leipzig befassten sich 70 Experten der Versicherungswirtschaft mit aktuellen Fragestellungen zu telematischen Systemen, ihrem Einsatz in Fahrzeugen und zur Frage, welche Daten erhoben, übermittelt und genutzt werden.
Smartphones als Zwischenlösung für Telematik
Ein Kernthema beschäftigte sich mit der Frage, welche Hardware sich für telematische Systeme in Kraftfahrzeugen am besten eigne. Am Markt existieren aktuell unterschiedliche Modelle. Smartphones gelten derzeit als einfachstes Mittel zur Anwendung der Tehchnologie. Mit ihnen könnte man Daten zum Fahrverhalten erheben. Via App können Daten direkt übermittelt werden und die Mehrheit der Fahrzeugführer hat das Handy stets bei sich, außerdem verfügen moderne Mobiltelefone über GPS und Internet-Anbindungen. Nachteil dieser Option ist jedoch, dass die Datenqualität aufgrund schwankender Netzverfügbarkeit oder unterschiedlicher Akkuleistung der Geräte nicht durchweg optimal ist.
Als zuverlässigere Technologie gilt werkseitig eingebaute Hardware. Andreas Meyer (Pitney Bowes) betonte in seinem Vortrag, dass das Smartphone momentan dennoch als Zwischenlösung dient, bis werksseitig eingebaute Telematik-Hardware Standard sei.
In diesem Zusammenhang stellt sich allerdings die Frage nach der Hoheit der Daten. Versicherungsunternehmen nutzen telematische Daten für ihre Tarifkalkulation, Fahrzeughersteller haben ein großes Interesse an Daten, die sich auf die Werkstattsteuerung im Falle eines Unfalls beziehen. Versicherer stehen vor der Frage, wie die telematischen Daten in Zukunft am besten aggregiert werden sollen, denn bei Einsatz von Hardware der Fahrzeughersteller sind sie auf offene Schnittstellen und Kooperationen angewiesen.
Telematik: Datenschutz vs. Datensammlung
Datenschutz und Datentransparenz sind in Bezug auf die Telematik ein kritisches Thema: Gerade in Deutschland sind Kunden im Umgang mit ihren persönlichen Daten nicht sehr freigiebig. Vor allem standort-basierte und natürlich personenbezogene Daten werden ungern weitergegeben, um einem Missbrauch vorzubeugen. So müssen auch bei telematischen Systemen Kundendaten geschützt sein.
Kunden fordern als Voraussetzung für den Einsatz der Systeme einen transparenten Umgang mit ihren Daten: Dabei geht es nicht nur darum, zu wissen, welche Daten wofür gesammelt werden, sondern auch, wer diese einsehen kann. Dr. René Müller (Axa Winterthur) berichtete in seinem Vortrag über gute Erfahrungen mit dem Drive Recorder, bei dem die Kunden alle erhobenen Daten in einem Onlineportal selbst einsehen und sich die Auswertungen anzeigen lassen können.
Kommt man Kunden durch Möglichkeiten zur Kosteneinsparung oder auf andere Weise entgegen, wird der eigene restriktive Umgang mit den eigenen Daten allerdings gelockert. Versicherer stellen sich somit die Frage, welche Anreizmodelle sie Kunden geben müssen. Damit will man sowohl dem Kundenbedürfnis nach Datenschutz, aber auch der Notwendigkeit der Datensammlung gerecht werden.
Versicherer und Telematik: Großes Interesse, aber angezogene Handbremse?
Im Laufe der zweitägigen Konferenz zeigte sich, dass unter den Versicherern ein großes Interesse am Thema Telematik besteht. Pilotprojekte in diesem Bereich wurden in Erfahrungsberichten aus den Häusern R+V Versicherung, AXA Winterthur, Allianz und ÖSA Versicherungen vorgestellt. Gute, funktionierende Geschäftsmodelle sind jedoch noch rar, viele Versicherer planen vorerst auch noch hinter verschlossenen Türen.
Einig sind sich die Versicherer jedoch, dass den Kunden durch Telematiktarife ein Mehrwert geboten werden muss und nicht nur eine Prämienreduzierung im Vordergrund stehen darf. Einige Experten sind sogar der Meinung, dass die wichtigste Zielgruppe für telematik-basierte Tarife diejenige ist, die bereit ist, ein bisschen mehr zu zahlen, wenn vom Versicherer entsprechende Services geboten werden.