Die Berufsunfähigkeitsversicherung hat sich seit dem Jahreswechsel 2015 im Schnitt um drei Prozent verteuert. Ursache für den Preisanstieg bei Neupolicen ist die Senkung des Garantiezinses: Versicherer müssen nun mehr Aufwand betreiben, um ihre Finanzpolster für den Leistungsfall zu bilden.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung zählt zu den wichtigsten Versicherungspolicen. Die Wahrscheinlichkeit, das ein heute 20jähriger im Laufe seines Erwerbslebens dauerhaft oder vorübergehend berufsunfähig wird, liegt bei 43 Prozent, rechnet die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) vor. Entsprechend hoch ist die Notwendigkeit, sich für finanzielle Engpässe abzusichern.
BU-Versicherungen um rund 3 Prozent verteuert
Doch seit Beginn des Jahres müssen Kunden tiefer in die Tasche greifen, wenn sie einen Vertrag abschließen wollen. Versicherungen gegen Berufsunfähigkeit haben sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozent verteuert. Dies zeigen Berechnungen des Analysehauses Franke und Bornberg im Auftrag des Wirtschaftsmagazins Euro (Heft 4/2015). Der Preisanstieg betrifft sowohl die Netto- als auch Bruttoprämien.
Hintergrund der Preissteigerung ist die Senkung des Garantiezinses von 1,75 auf 1,25 Prozent. Die Versicherungen müssen ein Finanzpolster in Höhe der voraussichtlichen Leistungen aufbauen – als Puffer, wenn Kunden tatsächlich berufsunfähig werden. Dieses angesparte Kapital wird mit dem Garantiezins verzinst. Je niedriger der Wert ist, desto mehr müssen die Beiträge steigen.
Kurz vor dem Jahreswechsel war in der Branche die Diskussion entstanden, ob die Auswirkungen der Garantiezins-Senkung auch die BU-Sparte hart trifft. Der Finanzdienstleister MLP hatte etwa einen durchschnittlichen Preisanstieg von 7,6 Prozent für einen 20jährigen Neukunden errechnet. Das Fazit zum jetzigen Zeitpunkt: Ja, die Preise sind gestiegen. Bisher aber nicht so extrem wie von vielen befürchtet.
Nicht nur Garantiezins-Senkung mögliche Ursache für Teuerung
Der Niedrigzins ist nicht die einzig mögliche Ursache für eine Teuerung. „Es können auch Änderungen in den Berufsgruppen oder eine Neujustierung der Invaliditätsrisiken in der Kalkulation den Preisanstieg beeinflusst haben“, erklärt Christian Monke, Bereichsleiter bei Franke und Bornberg.
Die Zahlen beruhen auf folgendem Modellfall: Bankkaufmann/-frau, 30 Jahre alt, 1500 Euro monatliche Berufsunfähigkeitsrente. Am stärksten stiegen die Prämien bei HanseMerkur (brutto plus 22 Prozent, netto plus 34 Prozent) und Basler (brutto/netto plus neun Prozent). Doch gibt es auch Gesellschaften mit deutlichen Senkungen, etwa Die Bayerische (brutto minus 20 Prozent, netto minus 17 Prozent) und Dialog (brutto minus 17 Prozent, netto minus 18 Prozent).