Japan - Die Hundertjährigen, die aus der Statistik fielen und verschwanden

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Rente: In Japan kann es passieren, dass über hundertjährige Senioren einfach verschwinden und von den japanischen Behörden nicht mehr aufgefunden werden können. Werden sie entführt oder Opfer eines anderen Gewaltverbrechens? Die Ursache ist wohl viel banaler, wie ein aktueller Fall zeigt.

Dass Japaner ein beinahe biblisches Lebensalter erreichen, ist bekannt. In den vergangenen Jahrzehnten hatte Japan die höchste Lebenserwartung weltweit, wie aus Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO hervorgeht. Die japanischen Behörden zählen mehr als 40.000 Menschen, die älter als 100 Jahre sind! Gründe hierfür werden mehrere genannt, etwa die gesunde Ernährung -fettarm und ohne Salz-, das gute Gesundheitssystem sowie eine insgesamt positivere Einstellung zum Alter.

50 Jahre Rente für verstorbene Eltern kassiert

Vielleicht hat die hohe Lebenserwartung der Japaner eine weitere Ursache. Vielleicht werden sie gar nicht so alt, sondern tauchen in der offiziellen Statistik auf, obwohl sie schon lange gestorben sind. Diese Vermutung legt ein aktueller Fall von Rentenbetrug nahe, über den AFP (Montag) berichtet. Laut der französischen Agentur hat eine 86jahre Japanerin rund 50 Jahre lang die Rente ihrer verstorbenen Eltern kassiert: umgerechnet rund 376.000 Euro.

Aufgedeckt wurde der Sozialmissbrauch dadurch, dass sich ein Mitarbeiter der Rentenkasse bei den Behörden der zentraljapanischen Stadt Gifu nach dem Gesundheitszustand des greisen Ehepaars erkundigte. Nach seinen Berechnungen waren die Senioren 110 und 112 Jahre alt. Es stellte sich heraus, dass die beiden bereits in den 60er Jahren verstorben waren. Und schon hatte Japan zwei Hundertjährige weniger in der Statistik vorzuweisen.

Viele Hundertjährige verschwinden einfach

Ein Einzelfall? Mitnichten. Vor fünf Jahren sorgte ein Bericht der japanischen Behörden für Aufsehen, wonach landesweit fast 200 über hundert Jahre alte Menschen verschwunden seien. Allein in der Stadt Kobe im Westen des Landes sei schleierhaft, wo 105 der insgesamt 847 über Hundertjährigen sich aufhalten würden. Dass die Senioren Opfer einer Entführung wurden oder eines plötzlichen Massensterbens, konnte jedoch ausgeschlossen werden: Auch damals wurde Sozialbetrug als Ursache für das Verschwinden genannt.

Festgestellt hatte man die Diskrepanz ebenfalls nur aus Zufall: Der Staat wollte das Wohlergehen sämtlicher im Land registrierter Senioren überprüfen. Und so war so mancher Über-120-jährige nicht nur bei schlechter Gesundheit, sondern sogar schon lang verstorben. Seitdem überprüfen die Behörden regelmäßig, ob auffallend alte Rentner tatsächlich noch leben. Bei 1.700 Rentnern mit unbekanntem Aufenthaltsort wurden die Zahlungen inzwischen eingestellt, berichtet Spiegel Online.

Quelle: AFP