Krankenversicherung: Digitalisierung ist nicht mehr nur ein Schlagwort, es steht für eine Trendbewegung in der, die bottum up von Seiten der Versicherten und Kunden Druck auf das Gesundheitswesen ausübt. Bei Leistungserbringern und Krankenversicherungen wird diesem Trend noch mit Zurückhaltung begegnet. Welche Barrieren bestehen, dass Unternehmen und Krankenkassen den Erwartungen der Kunden nach digitalen Angeboten bisher nicht nachkommen?
Die Gesundheitsforen Leipzig haben in einem ausgewählten Kreis von gesetzlichen (GKV) und privaten Krankenversicherungen (PKV) sowie Dienstleistern der Gesundheitsbranche eine nicht repräsentativen Online-Umfrage zum Thema Digitalisierung durchgeführt. Der Umfrage zufolge steht das Thema Digitalisierung bei allen Krankenversicherungen strategisch ganz weit oben auf der Agenda. Es findet sich nicht nur in Einzelprojekten wieder, sondern zieht sich themenübergreifend durch unterschiedlichste Fachbereiche. Daher sehen die Befragten es als besonders wichtig an, das Thema in eine ganzheitliche Strategie einzubetten. Es hapert an der praktischen Umsetzung. Damit diese gelingen kann, müsste die Strategie bzw. die Entscheidung dafür sowohl von der Führungsebene getragen, als auch in der Unternehmenskultur verankert werden. Mitarbeiter und deren Akzeptanz gegenüber den neuen Medien stellen die Weichen für eine erfolgreiche Implementierung einer digitalen Strategie.
Wie sicher sind Patientendaten?
Die Befragten äußerten häufig Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Patientendaten. Aus Sicht der Krankenkassen mangelt es zudem an einem übergreifenden ordnenden Rahmen zur digitalen Vernetzung. Bei der Frage nach den Gründen, die die Krankenversicherer an der Umsetzung einer digitalen Strategie hindern, gehen die Meinungen zwischen privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen auseinander (vgl. Abb. 1). 
So sehen 70 Prozent der gesetzlichen Krankenversicherungen den Datenschutz als Haupthindernis. Ihrer Ansicht nach besteht die große Herausforderung darin, trotz gesetzlicher Restriktionen und einem straffen Verwaltungskostenmanagement in Zukunft den aktuellen Trend zur Digitalisierung nicht zu verschlafen. Private Krankenversicherungen sehen eher bei den Aspekten, wie hoher Personalaufwand oder der fehlenden Vereinheitlichung von Prozessen die größten Hindernisse.
Zusatzbeitrag hemmt Digitalisierungsvorhaben bei Krankenkassen
Zurückhaltend wurde beantwortet, welchen Nutzen sich Krankenversicherungen von der Digitalisierung versprechen? So ist Optimismus, dass sich dadurch Wettbewerbsvorteile ergeben, nur gering vorhanden (vgl. Abb. 2). Krankenkassen sehen aufgrund der Einführung des Zusatzbeitrags derzeit nur eingeschränkte Möglichkeiten, überhaupt Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Sie versprechen sich durch die Digitalisierung eher Effizienzgewinne, die zum Beispiel mit einer Prozesskostensenkung einhergehen. Um eine solide Ausgangslage zu erreichen, sehen die meisten Krankenversicherungsunternehmen den Startpunkt in der Umgestaltung ihrer Prozesse.
Eine Vielzahl der existierenden Prozesse noch nicht oder nur zum Teil automatisiert sind. Hier liegen gesetzliche Krankenversicherungen noch hinter den privaten Krankenversicherungen – was u. a. auf die hohe Anzahl der Prozesse in der GKV zurückzuführen ist.
Bei der Einführung einer digitalen Strategie gibt es noch viele Baustellen. Die Gesundheitsforen Leipzig führen zum Thema Digitalisierung am 08. Oktober ein Fachsymposium Digitalisierung durch, in denen die Potenziale und aktuellen Herausforderungen diskutiert werden.