Wohngebäudeversicherung/Elementarschadenversicherung: In Thüringen besitzt jedes zweite Haus keinen ausreichenden Versicherungsschutz gegen Naturgefahren. Zwar haben die meisten Hauseigentümer eine Wohngebäudeversicherung, doch weniger als die Hälfte, nur knapp 45 Prozent der Thüringer, schützt sich umfassend vor Naturgefahren, berichtet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Dabei würden sich praktisch alle Gebäuden – auch jene in stark gefährdeten Gebieten – gegen Elementarschäden versichern lassen. So richtig verstanden haben die meisten Thüringer den Ernst der Lage bisher offenbar nicht. Aus diesem Grund wurde gestern in Erfurt eine Kampagne eröffnet, in deren Rahmen sich die thüringischen Landesregierung Zeit nimmt, den gutgläubigen Bürger noch einmal über bedrohliche Naturgefahren und den richtigen Schutz aufzuklären. Der Grundtenor: Es kann jeden treffen und jeder kann was tun, um den Schadenumfang klein zu halten.
Keine Pflichtversicherung für Elementarschäden
Die Kampagne ist im Zusammenenspiel mit den Beschlüssen der Justizministerkonferenz der vergangenen Woche zu sehen, bei der sich die Minister gegen eine Pflichtversicherung für Elementarschäden ausgesprochen hatten und eine bundesweite Informationskampagne anstießen, um die Bevölkerung stärker gegenüber Naturgefahren wie Hochwasser und Starkregen zu sensibilisieren. „Versicherungsschutz allein kann keine Katastrophe verhindern”, so Bernhard Gause, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des GDV. „Wichtig ist das Zusammenspiel von staatlichem und kommunalem Hochwasserschutz, individuellen Präventionsmaßnahmen am Haus sowie erweitertem Versicherungsschutz.”
Wenn nun die Häuser und Wohnungen der Thüringer durch Starkregen oder Hochwasser überflutet werden, dürfen gegenwärtig über fünfundfünfzig Prozent der Hausbesitzer keine finanzielle Entschädigung von einer Versicherung erwarten. Und das könnte ein Problem beim nächsten Starkregen sein.
Extreme Witterung nimmt zu
Auch von akademischer Seite wird dieses Gefühl gestützt: Klimaforscher stellen für die Zukunft vermehrte Unwetter und intensive Niederschläge in Aussicht. „Die verheerenden Extremwetterereignisse der Vergangenheit sind ein deutliches Signal dafür, dass der Klimawandel kein abstraktes Phänomen ist, das weit weg von uns passiert. Die Folgen erleben wir inzwischen direkt vor unserer Haustür“, sagt Gause.
Die ungewöhnlich starken Niederschläge im Juni 2013 hatten Schäden in Höhe von insgesamt 1,8 Milliarden Euro nach sich gezogen. Davon entfielen rund 140 Millionen Euro allein auf Thüringen. „Wenn wir wissen, dass Naturgefahren zunehmen, müssen wir handeln – und zwar heute“ warnt Gause. Dabei ginge es nicht nur um Versicherungsschutz, sondern auch um Maßnahmen zur Schadenverhütung.