Altersarmut: Vielen Frauen fällt es schwer, den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. So auch beim Thema Altersvorsorge. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov kam bei einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zu dem Ergebnis, dass 26 Prozent der Frauen bisher keine Altersvorsorge haben. Im Vergleich: Bei den Männern sind es nur 20 Prozent.
Zwar hat für die Frauen eine spätere finanzielle Unabhängigkeit einen ähnlich hohen Stellenwert wie für die Männer. Dennoch zögern sie offenbar, wenn es darum geht, sich für eine Altersvorsorge zu entscheiden. Sorgen über ihre Altersvorsorge machen sich 62 Prozent der Frauen, bei den Männern sind es dagegen „nur“ 54 Prozent.
Erziehung, Teilzeitarbeit, niedrigerer Lohn: Frauen haben es bei Altersvorsorge schwerer
Für Frauen ist die Altersvorsorge besonders wichtig. Sie haben eine höhere Lebenserwartung als Männer und müssen folglich länger mit ihren Ersparnissen auskommen. Gleichzeitig erwerben sie während ihres Berufslebens geringere Ansprüche aus der gesetzlichen Rente, die die wichtigste Einkommensquelle im Alter ist. Denn sie verdienen im Schnitt weniger als Männer, unterbrechen häufiger ihren Job oder arbeiten verkürzt. „Wenn es darum geht, wer die Kinder betreut oder die Eltern pflegt, steckt oft die Frau zurück“, sagt Constanze Hintze, Geschäftsführerin der Finanzberatung Svea Kuschel + Kolleginnen in München, dem GDV (siehe Grafik).
Würden sie mehr verdienen, wäre die Sparneigung der Frauen entsprechend höher. Das gaben 47 Prozent der Befragten an. Zum Vergleich: Bei den Männern sind es in diesem Punkt 39 Prozent. Höhere Zulagen durch den Staat, (22 Prozent), höhere Zinsen (20 Prozent) oder eine bessere steuerliche Absetzbarkeit der gezahlten Beträge (19 Prozent) wären für Frauen weitere Gründe, ihr Vorsorgesparen hinsichtlich einer betrieblichen oder privaten Altersvorsorge auszuweiten.
GDV-Präsident Erdland: Frauen benötigen mehr Unterstützung
GDV-Präsident Alexander Erdland sagt: „Frauen haben bei der Altersvorsorge die gleichen Ansprüche und Ziele wie Männer. Aber sie haben es oft schwerer, diese zu erfüllen, weil sie den schwierigen Spagat zwischen Familie und Beruf meistern“. Deshalb benötigen sie mehr Hilfe. „Die bessere Unterstützung der Frauen umfasst viele Aspekte und berührt Politik und Wirtschaft gleichermaßen. Dabei geht es um eine leichtere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, um bessere Karrierechancen und um eine gezieltere Förderung der Altersvorsorge“, so Erdland.
Hintergrundinformationen: Das Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland AG führte die Befragung im Auftrag des GDV vom 3. bis 8. Juni durch. Es nahmen 1.011 Personen teil, 746 Personen davon befanden sich außerhalb der Rente (386 Frauen, 361 Männer). Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind für die deutsche Bevölkerung repräsentativ (ab 18 Jahre).