Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) ist ein wichtiger Faktor für die Attraktivität des Arbeitsplatzes, wie eine repräsentative forsa-Studie zeigt. Dabei halten viele Deutsche die aktuellen Kosten der bAV für zu hoch. Trotzallem erachtet über die Hälfte der Deutschen die bAV als gut oder sehr gut geeignet für die Altersvorsorge. Vor allem bei Frauen und jüngeren Leuten gibt es allerdings noch das ein oder andere Informationsdefizit hinsichtlich der Hard Facts der bAV. Die Themen der steigende Lebenserwartung und der niedrige Zinsen stellen für die Teilnehmer der Studie die größten Herausforderungen dar.
Gleich nach dem Gehalt entscheidet für die deutschen Arbeitnehmer das Vorhandensein eine betrieblichen Altersvorsorge über ihr Wohlgefühl am Arbeitsplatz. Die bAV wird als entscheidende finanzielle Absicherung für das Alter angesehen. Sie ist deshalb auch maßgeblich bei der Wahl des Arbeitgebers sowie für die Attraktivität eines Arbeitsplatzes. Zweiundsiebzig Prozent der Deutschen bewerten eine bAV als wichtig oder sehr wichtig für die Wahl eines Arbeitgebers. Damit rangiert die betriebliche Altersvorsorge deutlich vor vermögenswirksamen Leistungen (57 Prozent), einem Jobticket (35 Prozent) oder einem Dienstwagen (20 Prozent). Trotz allem bleibt aber das Arbeitsentgelt bzw. der Lohn das stärkste Argument bei der Attraktivität des Arbeitsplatzes. Für vierundneunzig Prozent aller Teilnehmer ist das Geld wichtig oder sehr wichtig.
bAV ist zu teuer, finden Arbeitnehmer
Grundsätzlich sind fünfzig Prozent der Arbeitnehmer geneigt, dem Thema BAV mehr Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Andererseits empfinden viele die aktuellen Kosten für die BAV als zu hoch, weshalb der Fokus hier verstärkt auf dem Wunsch nach mehr Transparenz bei den Kosten liegt- wohingegen dem Aspekt der Rendite eher nachrangiger Charakter zuteil wird. Die Angaben basieren auf einer Umfrage des Instituts forsa unter 1.026 deutschen Arbeitnehmern im April und Mai 2015, die im Auftrag der KAS BANK, dem Wertpapierdienstleister für Altersvorsorgevermögen, durchgeführt wurde.
Das Motiv für die Untersuchung beschreibt Frank Vogel, Geschäftsleiter der KAS BANK N.V. – German Branch, wie folgt: „Wir wollten mit der Umfrage ein aktuelles und unverfälschtes Stimmungsbild zur bAV erstellen und dabei diejenigen zu Wort kommen lassen, die unmittelbar betroffen sind: die Zielgruppe der bAV. Für die verantwortlichen Akteure der betrieblichen Altersvorsorge dürfte die Umfrage zahlreiche interessante und zum Teil unerwartete Ergebnisse erbracht haben.“ Kristina Schindler, Leiterin der Marktforschung von forsa, fügt hinzu: „Mehr als 1.000 Personen haben an der Umfrage teilgenommen, damit ist diese repräsentativ und gibt ein aussagekräftiges Bild zum Thema betriebliche Altersvorsorge in Deutschland.“
Während einundfünfzig Prozent der Teilnehmer die bAV gut oder sehr gut geeignet erscheint, um eine ausreichende Vorsorge für das Alter zu gewährleisten, ist die private Vorsorge mit einundsechzig Prozent noch etwas populärer. Wohingegen die gesetzliche Rente nur 15 Prozent der Deutschen als geeignete Altersvorsorge betrachten. Entsprechend wünscht sich beinah jeder zweite Befragte (47 Prozent) die betriebliche Altersvorsorge in Zukunft intensiver zu gewichten und zudem finden sie Kostentransparenz bei der BAV extrem wichtig (sechsundachtzig Prozent). Das Wissen über kleinere Wertschwankungen der investierten Beiträge ist für achtundsiebzig Prozent der Befragten wichtig oder sehr wichtig. Bei hohen Wertsteigerungen sind es 70 Prozent, doch sind höhere Wetsteigerungen besonders bei Personen mit unterdurchschnittlichem Haushaltsnettoeinkommen von nachrangiger Bedeutung. Ob die Beiträge der betrieblichen Altersvorsorge nachhaltig, ökologisch und sozial investiert werden, interessiert nicht einmal die Hälfte der Befragten (47 Prozent).
Grund zur Sorge: niedriges Zinsniveau und steigende Lebenserwartung
Fühlen sich die Bundesbürger eigentlich gut informiert über die bAV? Das Fazit der Untersuchung verrät: hier gibt es noch viel zu tun. Nur einundvierzig Prozent der Teilnehmer kamen zu dem Schluss, dass sie sich gut bis sehr gut informiert fühlten, wobei das Unwissen bei den Unter-dreißig-Jährigen sogar noch höher ist, hier fühlten sich nur dreißig Prozent gut informiert. Vielen war dabei auch nicht bewusst, dass eine BAV Kosten verursacht, nämlich nur dreiundzwanzig Prozent. Bei den Arbeitnehmern unter dreißig ist die Wissenslücke einmal mehr besonders groß, hier weiß ein Drittel nichts von Kosten. In der Gruppe derjenigen, die sich über den Kostenfaktor einer solchen Absicherung im Klaren sind, halten nur 33 Prozent die derzeitigen finanziellen Aufwendungen für die BAV für angemessen, während 43 Prozent der Meinung sind, hier sei noch Luft nach unten. Achtundfünfzig Prozent der Deutschen zeigten sich im Rahmen der Studie und im Hinblick auf die bAV besorgt angesichts der steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung und dem aktuell niedrigen Zinsniveau. Neben der Frage, wie die BAV diese Herausforderungen abfangen wird, ist auch die Schwäche der gesetzlichen Rentenversicherung für vierzig Prozent der Befragten ein Grund zur Beunruhigung.
Frank Vogel, Geschäftsleiter der KAS BANK N.V. – German Branch, kommentiert die Ergebnisse: „Am meisten überrascht hat uns, dass hohe Wertsteigerungen in der bAV für die Deutschen nicht die größte Bedeutung haben. Gerade beim Thema Kosten scheinen noch große Potenziale zu schlummern, das hat unsere repräsentative Umfrage ergeben. Und trotz aller Anstrengungen scheint das Informationsniveau immer noch nicht ausreichend zu sein. Hier lohnt es sich nachzubessern. Denn dass der Bedarf für eine betriebliche Altersvorsorge bei den Deutschen extrem hoch ist, zeigen die Umfrageergebnisse. Ein gutes und transparentes Angebot ist dabei ein extrem wichtiger Wettbewerbsvorteil für Arbeitgeber.“