Versicherung: Können Versicherungsvermittler von Startups lernen? Diese These vertritt Dennie Liemen, Vorstand bei Beratungswerk24 AG, in einem Gastkommentar für Versicherungsbote. Denn die Startups würden Schwächen der Branche gezielt nutzen, um Kunden zu erreichen.
Verständlichkeit ist gefragt – und Startups machen es vor
Neben typischen Produktmaterialien stellt oft der Hilfebereich ein Hindernis dar. So beklagen sich viele Fachunkundige über die schwerverständlichen Antworten in den FAQs. Versicherungs-Startups wie Community Life wissen das brach liegende Potenzial für sich zu nutzen: Das Kelkheimer Unternehmen vermittelt online Versicherungen und wirbt explizit mit verständlichen Erklärungen, kurzen Sätzen sowie einem engagierten Service.
Video- und Text-Chat für mehr Zufriedenheit
Start-ups wie Community Life sind praktisch über alle Kanäle zu erreichen: Entweder per E-Mail, Telefon oder direkt via Live Chat lässt sich das Unternehmen kontaktieren. Eine Studie von HEUTE UND MORGEN zeigt, dass viele Kunden sogar die Kontaktmöglichkeit mittels Video-Chat oder Text-Chat begrüßen würden, solange der Datenschutz gewährt wird.
Versicherungsnehmer wünschen sich ein vielfältigeres Angebot, um den persönlichen Berater kontaktieren zu können. Durch den Ausbau von Kontaktmöglichkeiten können auch altgediente Teilnehmer der Versicherungsbranche nicht nur neue Kunden akquirieren, sondern die Zufriedenheit bestehender Kunden zudem steigern. Die Versicherungsnehmer kommen im Schadensfall schneller an Antworten oder erhalten kurzfristiger eine Beratung, ohne auf einen Vor-Ort-Termin warten zu müssen.
Alles an einem Ort, auf einen Blick
Anstelle von riesigen Aktenbergen, wünschen sich vor allem die jungen Versicherungsnehmer eine schlanke Alternative, beispielsweise in Form einer digitalen Ablage. Das Startup Clark, ebenfalls auf frustfreien Versicherungsvertrieb spezialisiert, geht hier als gutes Beispiel voran. Die Nutzer haben die Möglichkeit, über die Plattform ihre Versicherungsverträge direkt zu verwalten und auch zu wechseln. Das Versicherungs-Startup aus Berlin schlüsselt zudem alle Provisionen auf, die beim Abschluss eines Vertrages durch die Versicherer ausgeschüttet werden und spendet einen Teil dieser Summe an Wohltätigkeitsorganisationen.
B2B Geschäft – Ruhe vor dem Sturm
Aktuell versuchen FinTech-Startups die B2C-Versicherungsbranche zu revolutionieren. Oft wird das Rad gar nicht neu erfunden, sondern nur das „alte“ Handwerk auf ein neues Level gehoben. Im Zentrum aller Maßnahmen stehen die Bedürfnisse einer jungen und vernetzten Zielgruppe. Die Komplexität der Themen und Policen, im B2C-Geschäft ist hier überschaubarer und leichter abzubilden.
Im B2B Bereich sind mehr Faktoren zu berücksichtigen und das Fachgebiet vergleichsweise komplexer. Die abzusichernden Risiken müssen für jeden Fall einzeln geprüft werden. Zudem sind Gewerbeversicherungen wesentlich beratungsintensiver. Bis sich dieses Geschäftsfeld digital abbilden lässt, zum Beispiel in Form einer App oder einer Online-Plattform, wird noch etwas Zeit vergehen. Dennoch werfen die Veränderungen bereits ihre Schatten voraus. Es lohnt sich für Versicherer und Makler, Augen und Ohren offen zu halten, bevor die „Youngsters“ ihnen das Feld streitig machen.
Kurzvita: Dennie Liemen blickt auf 20 Jahren Berufserfahrung in der Versicherungsbranche zurück. Als Vorstand der Beratungswerk24 AG bringt er seine jahrelange Expertise in Versicherungsportale, wie VersicherungsCheck24 oder sachversicherung24 ein. Zudem entwickelt er mit seinem Team Strategien für das E-Marketing von Web-Portalen vorrangig mit Bezug auf die Versicherungsbranche.