Altersarmut und Blauäugigkeit: Eine Studie zur Rente in Deutschland brachte alarmierende Haltungen ans Licht. Das Marktforschungsinstitut Innofact AG befragte vom 14. bis 17. August 2015 im Auftrag von FinanceScout24 1.036 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren zur Einschätzung ihrer finanziellen Situation im Alter. Dabei zeigte sich, dass die Jungen sich kein Bild machen und die Alten befürchten, nur mit finanzieller Unterstützung des Partners oder durch Nebenjobs im Rentenalter überleben zu können, wie Financescout schreibt.
Jedes Jahr macht sich das statistische Bundesamt in Wiesbaden die Mühe, einmal auszurechnen, wie hoch die „Armutsgefährdungsquote“ im Land Deutschland ist. Im vergangenen Jahr hatte diese Quote erstmals einen bedrückenden Überhang aufgezeigt, die Gefährdung bei den Rentnern lag über jener für die Gesamtbevölkerung. Es ist damit zu rechnen, dass sich dieses Problem in der Zukunft noch auswachsen könnte.
Gesetzliche Rente allein reicht den Wenigsten
Entsprechend offenbarte auch die Studie von Innofact, dass gerade einmal neun Prozent der Bundesbürger in Ruhe auf die Rente schauen können in der Überzeugung, dass die gesetzliche Rente ihnen für die Finanzierung des Ruhestandes ausreichen dürfte. Fünfzig Prozent der Rentner hingegen glauben, sie kommen zukünftig nur dank der finanziellen Unterstützung ihres Partners zurecht und siebenundzwanzig Prozent der Befragten gehen gar davon aus, dass sie im Alter nur durch die Ausübung eines Nebenjobs die nötigen finanziellen Mittel haben, um den Alltag zu bestreiten. Das also sind die Zahlen im Hinblick auf die gesetzliche Rente.
Die gesetzliche Rente allein wird also den wenigsten Deutschen helfen, im Alter ein akzeptablen Wohlstand zu halten. Zwar denken vierundfünfzig Prozent der Teilnehmer, dass sie ihren aktuellen Lebensstandard im Alter werden halten können, jedoch nicht auf Basis einer gesetzlichen, sondern einer zusätzlichen privaten Rentenversicherung.
Nebenjob statt Kreuzfahrt: Geschiedene, Verwitwete und Frauen besonders bedroht
Aktuell füllen sich sechs Prozent der bundesdeutschen Rentner ihre Kasse mit Nebenjobs auf, statt sich auszuruhen und die Vorzüge des Alters zu genießen. Von den noch im Arbeitsleben stehenden Befragten gehen weitere siebenundzwanzig Prozent davon aus, den Lebensabend durch einen Nebenjob zu finanzieren. Unter den geschiedenen und verwitweten Befragten ist der Anteil selbstverständlich noch höher, hier liegt er bei fünfunddreißig Prozent. Damit sind zugleich die am meisten gefährdeten Gruppen identifiziert: Frauen mit unterbrochener Erwerbsbiografie, Geschiedene, Alleinstehende, Verwitwete.
Zugleich zeigt sich gerade bei den jüngeren Befragten, all jenen zwischen achtzehn und neunundzwanzig jahren, dass diese sich kaum Gedanken über die finanzielle Absicherung des Lebensabend machen. In dieser Gruppe weiß nicht einmal neunundzwanzig Prozent, in welchem Rahmen sich ihre gesetzlichen Rentenversicherung im Alter voraussichtlich bewegen wird.
Unverständlich findet das rof. Dr. Steffen Sebastian, Direktor am Center of Finance der Universität Regensburg: „Es ist alarmierend, dass die jüngere Generation nicht einmal annähernd weiß, wie hoch im Alter ihre Einkünfte aus der gesetzlichen Rente sein werden. Denn nur wer in jungen Jahren damit beginnt, privat für den Ruhestand vorzusorgen, wird auch im Rentenalter den gewohnten Lebensstandard halten können.“