Haftpflicht für Hebammen: Müssen Geburten bald ohne Geburtshelferin durchgeführt werden? Immer mehr Hebammen jedenfalls können sich ihren Beruf aufgrund steigender Versicherungsprämien nicht mehr leisten, klagt der Deutsche Hebammenverband, kommendes Jahr läuft zudem die Haftpflicht-Vereinbarung aus. Eine Petition rät gebärfähigen Frauen nun dazu, jeden Tag Sex zu haben und noch schnell schwanger zu werden.
Jeden Monat geben Hebammen ihren Beruf aufgrund der gestiegenen Haftpflichtprämien auf. Da mit dem 30.Juni des kommenden Jahres die Gruppenhaftpflicht ausläuft, haben alle, die danach ein Kind per Hausgeburt bekommen wollen, ziemlich schlechte Karten. Bereits heute ist die Unterversorgung in Stadt und Land mit Hebammen ein Problem.
Hebamme rät: SEX! Am besten ab jetzt alle 2-3 Tage
Um die Betreuung von Frauen vor und nach der Geburt weiterhin sicherstellen zu können, haben Hebammen dem Ende ihres Berufsstandes den Kampf angesagt und eine Petition initiiert. Stern Online zitiert in diesem Zusammenhang die markigen Worte Jessica Strickmanns, Hebamme von Beruf: "Werte Damen im gebärfähigen Alter, sollten Sie im Falle einer Schwangerschaft noch mit einer 100%igen Sicherheit in den Genuss sämtlich möglicher Hebammenleistungen - inklusive Haus-, Geburtshaus- oder Beleggeburt - kommen wollen, dann sollte der erste Tag Ihrer Periode spätestens am 6.9.2015 gewesen sein und Sie sollten in diesem Zyklus schwanger werden! Nur so ist es sicher […], dass Ihr Kind vor dem 1.7.2016 geboren wird. An diesem Tag um 12 Uhr läuft meine Versicherung aus. Es ist weiterhin ungeklärt, ob oder wie es dann weitergeht." Strickmann empfahl: "Also bitte haben Sie SEX! Am besten ab jetzt alle 2-3 Tage." Das gilt aber nur noch die nächsten paar Wochen.
Verhandlungen über Haftpflichtregelung
Schon seit mehreren Monaten verhandeln Hebammen, Versicherungen und das Gesundheitsministerium über eine zukünftige Haftpflichtregelung, da die Gruppenhaftpflichtversicherung des Deutschen Hebammenverbandes im nächsten Sommer ausläuft.
Sich selbst zu versichern bedeutet für freiberufliche Hebammen, und das sind etwa sechzig Prozent der Hebammen in der Bundesrepublik, eine nicht tragbare finanzielle Belastung. Sie führt dazu, dass mehr und mehr Hebammen ihren Beruf aufgeben müssen. Das Aussterben eines Berufstandes steht also fast vor der Tür. Diesem Szenario begegnet man bisher von offizieller Seite mit Gelassenheit, irgendwie werde es schon gutgehen.
Verantwortungslose Zuversicht
Diese Sorglosigkeit teilen die Hebammen allerdings nicht. Sie rechnen mit dem Aussterben ihres Berufsstandes. Schon jetzt gibt es rund ein Viertel weniger Hebammen als noch vor sechs Jahren, berichtet der Deutsche Hebammenverband. Monat für Monat entscheiden sich Hebammen, ihren Beruf aufzugeben wegen der gestiegenen Haftpflichtprämien. Und so hätten bereits heute schwangere Frauen ganz schön viel Aufwand, bis sie eine Hebamme finden, die sie in der Schwangerschaft und danach begleitet.