Die Allianz will den Vertrieb von klassischen Lebensversicherungen deutlich zurückfahren. So soll der Anteil am Neugeschäft von derzeit 52 Prozent innerhalb der nächsten drei Jahre auf 20 bis 30 Prozent sinken. „Der Kauf eines reinen Klassik-Produktes ist nicht mehr sinnvoll – das sagen wir auch in der Beratung“, erklärte nun Markus Faulhaber, Vorstandsvorsitzender der Allianz Leben. Gleichwohl können man zwar die "die Garantie noch stemmen" – aber das Produkt sei nicht mehr die erste Wahl. Scharfe Kritik erntet der Versicherer seitens des Bund der Versicherten. „Wir halten es für zynisch, dass die Allianz vor klassischen Verträgen warnt, mit denen sie in den letzten 100 Jahren riesigen Profit gemacht hat“, kritisiert Vorstandssprecher Axel Kleinlein.
Die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins und Überschussbeteiligung verschwindet langsam vom Markt. Auch Marktführer Allianz will sich von diesem Produkt verabschieden. Der deutsche Marktführer hat am Montag seine Pläne für den Abschied auf Raten vorgestellt. Der neue Allianz-Deutschland-Chef Manfred Knof und der Vorstandvorsitzende der Allianz Leben, Markus Faulhaber, kündigten an, dass man die klassischen Lebensversicherungen nicht mehr aktiv vertreiben wolle. So sei der Kauf von reinen Klassik-Produkten "nicht mehr sinnvoll – das sagen wir auch in der Beratung“, unterstrich Faulhaber. Zwar könne die Allianz die Garantie noch stemmen. Gleichwohl sei das Produkt nicht mehr die erste Wahl.
Allianz will Lebensversicherung nicht mehr aktiv vertreiben
Lediglich wenn Kunden den expliziten Wunsch zur Lebensversicherung äußern, solle diese angeboten werden. Die Kunden sollen dann aber über Kosten und den damit verbundenen Rendite-Verlust aufgeklärt werden. Ziel ist es, das Neugeschäft von aktuell 52 Prozent in drei Jahren auf 20 bis 30 Prozent zu senken. Einen Verkauf von Altverträgen, wie es Wettbewerber Basler bereits getan hat, schloss der Versicherer für Deutschland aus. Der Schweizer Versicherer Basler hatte sich von gut 2,6 Milliarden Euro Beständen alter Lebensversicherungen getrennt.
Wenn der Marktführer die Lebensversicherung aufs Abstellgleis stellt, ist dies ein deutliches Signal für den Markt. Dennoch möchte die Allianz weiterhin an der Lebensversicherung festhalten. "Wir halten den Begriff Lebensversicherung nicht für zu stark belastet, für viele Kunden ist er nach wie vor positiv besetzt.“, sagte Faulhaber. Dem pflichtete Knof bei. So beschäftige man sich nicht mit dem „Ende der Lebensversicherung“, sondern mit der „Zukunft der Lebensversicherung“. So habe die Lebensversicherung weiterhin eine Zukunft. Allerdings müsse sie sich dafür verändern und ihr Geschäftsmodell den neuen Gegebenheiten angepasst wird“, meinte Knof.
BdV hält Aussagen für zynisch
Passende Alternativen bietet der Versicherer bereits seit einiger Zeit an. Das Motto dieser neuen Produkte heißt: "Rendite statt Garantie" So hatte die Allianz mit der Einführung des Vorsorgekonzepts Perspektive vor zwei Jahren ein erstes Achtungszeichen gesetzt. Inzwischen wurden mehr als 130.000 Verträge verkauft. Damit mutierte die erste Rentenversicherung des Finanzriesen ohne Garantiezins zur erfolgreichsten Produkteinführung aller Zeiten. Erst im Juli wurde mit dem Vorsorgekonzept Allianz KomfortDynamik eine weitere Rentenversicherung auf dem Markt platziert. Diese verzichtet ebenfalls auf einen Garantiezins und garantiert lediglich den Erhalt der gezahlten Beiträge und eine Mindestrente.
Kritik für die aktuellen Aussagen erntet die Allianz vom Bund der Versicherten e. V. (BdV). So sorge diese Aussage für erhebliche Unsicherheiten bei den Besitzern der knapp 90 Millionen kapitalbildenden Verträge. Deshalb warnt der BdV nun vor einer Hysterie aufgrund dieser Aussage. Er rät allen Verbrauchern, in Ruhe zu prüfen, was für ihren Vertrag sinnvoll ist: kündigen, beitragsfrei stellen oder aber weiterführen. Scharf geht Vorstandssprecher Axel Kleinlein mit der Allianz ins Gericht: „Wir halten es für zynisch, dass die Allianz vor klassischen Verträgen warnt, mit denen sie in den letzten 100 Jahren riesigen Profit gemacht hat“.