Arbeitnehmer: Stress, Burnout, Depressionen - alles wie immer?

Quelle: Counselling@Pixabay.com

Arbeitswelt: Stress entsteht, wenn man das Gefühl hat, etwas nicht zu schaffen. Im Beruf entsteht Stress oft aus Zeitmangel, zu viel zu tun in zu kurzer Zeit. Im Ergebnis leiden inzwischen über neunzig Prozent der Europäer an Stress. Auch langfristig schwere Folgen wie die Arbeitsunfähigkeit entstehen daraus. Dennoch fehlen Maßnahmen, um diesem sich ausbreitenden Syndrom entgegenzutreten, so das Ergebnis einer Untersuchung des IT-Service-Unternehmens ADP.

An der Befragung haben elftausend Beschäftigte aus acht europäischen Ländern teilgenommen. Dabei sagten fast alle, nämlich einundneunzig Prozent der Befragten, dass sie an Stress leiden würden. Gezeigt hat sich aber auch, dass es Länder gibt, in denen die Beschäftigten mehr an Stress leiden, und Länder, wo die Belastung durch Stress als weniger stark empfunden wird, wie auf haufe.de zu lesen war. Die Deutschen jedenfalls stehen hinter Polen an zweiter Stelle beim Ranking der am meisten gestressten Nationen. Ganz hinten stehen die Schweizer und Niederländer, dort ist Stress am Arbeitsplatz offenbar ein nicht ganz so großes Thema.

In der europäischen Gesamtauswertung aber wird immerhin jeder 20. Arbeitnehmer aufgrund einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig geschrieben. Und auch den Unternehmen werden die psychischen Belastungen ihrer Mitarbeiter allmählich klar. Aber getan wird gegen den Stress noch viel zu wenig. Dabei wäre dies angenehmer für alle, die Ausfälle wegen nervlicher Totalschäden würden sinken, die Unternehmer hätten länger Freude an ihren Mitarbeitern und diese wiederum vielleicht etwas mehr Freude am Arbeitsplatz.

Stress schadet auch der Leistungsfähigkeit

Bedenkt man, dass vierundvierzig Prozent der von ADP Befragten angaben, Stress am Arbeitsplatz sei für sie ein ständiger Faktor und sie würden sich oft oder sehr oft gestresst fühlen, ist das eigentlich untragbar, den Stress schadet der Gesundheit und der Lebensqualität nachweislich.

Das Ergebnis der ADP-Befragung wird von den Ergebnissen des Forschungs- und Beratungsinstituts "Great Place to Work" gestützt. In seinem Gesundheitsindex des aktuellen Jahres findet sich das Ergebnis, dass 52 Prozent der befragten Beschäftigten sich am Arbeitsplatz psychisch belastet fühlen und fast ein Drittel davon empfand die Belastung als stark. Weitere 28 Prozent fühlen sich sogar von der Arbeit in so starkem Maße belastet, dass ihre Leistungsfähigkeit darunter leiden würde.

Ebenso beunruhigend sind die gerade veröffentlichten Daten des DAK-Psychoreports. Die DAK schrieb, dass 2014 in der BRD jeder 20. Arbeitnehmer wegen eines psychischen Leidens krankgeschrieben werden musste.

Depressionen als Folge von Stress

Geht man von den Daten der Versicherten aus und rechnet sie hoch, dann sind insgesamt mindestens 1,9 Millionen Berufstätige in Deutschland von psychischen Leiden als Folge ihres Berufsalltags betroffen. Die Zunahmen der Belastung macht sich seit dem Jahr 1997 auch in der Zunahme von Fehltagen wegen derartiger Diagnosen bemerkbar, die Zahl der Fehltage hat sich seitdem nämlich bereits verdreifacht. Und der häufigste Grund für das Fernbleiben der Arbeitnehmer sind Depressionen.

Auch schrieb die DAK in einer weiteren aktuellen Untersuchung zum Thema Medikamenten-Missbrauch am Arbeitsplatz von zunehmend extremen Werten. Dass Stress und Neuro-Enhancement sehr dicht beieinander stehen, haben mehrere Studien gezeigt, zum Beispiel durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Medikamente haben Nebenwirkungen, Depressionen verdunkeln die Gefühlswelt dauerhaft, Stress geht zulasten von Gesundheit und Privatleben. Alles für den Job?

Nicht näher benannte „Experten“ auf haufe.de allerdings sehen keinen Anlass zur Sorge. Denn es sei nicht so, dass Depressionen und andere seelische Leiden zunehmen würden – nur ihre Erkennung sei heute viel besser möglich. Zudem lasse die Stigmatisierung nach, so dass man in der Mittagspause auch mal sagen kann, „Mensch, ich fühle mich so niedergeschlagen“, ohne dass der Kollege am nächsten Tag nicht mehr mit einem zu Mittag essen will.

Folglich würden die Diagnosen zunehmen und auch das Darüber-Reden, angeblich aber nicht das Leiden selbst. Oder doch? Als Hauptursachen für die psychischen Leiden seien neben der Arbeitsbelastung private Gründe oder eine körperliche Krankheit verantwortlich. Aber berufsbedingte Erkrankungen durch Belastungen im Arbeitsleben würden tatsächlich zunehmen, räumen die „Experten“ ein.

Arbeitnehmer fühlen sich mit dem Stress allein gelassen

Die Ergebnisse des „Corporate Health Award Wettbewerbs zum nachhaltigen Betrieblichen Gesundheitsmanagement in Deutschland“ zeigten, dass die Zahl der Unternehmen wachse, welche die psychische Belastung ihrer Angestellten erfassen. Konkret sind dies bereits 61 Prozent, mit dem Ziel, diese Erkenntnisse über den Status Quo der psychischen Belastungen zur Optimierung des eigenen Betrieblichen Gesundheitsmanagements zu verwenden. Das scheint aber noch nicht zu genügen, denn in der erwähnten ADP-Studie äußerten die Beschäftigten, dass sie von ihren Arbeitgebern kaum Hilfestellung zur Bewältigung der Belastung erhielten.

Einem Viertel der Befragten fehlt eine Unterstützung vom Arbeitgeber beim Umgang mit Stress ganz und gar. Und ein Fünftel (19 Prozent) geht sogar davon aus, der Arbeitgeber sei sich der hohen Stressbelastung nicht einmal bewusst. Auch kommt für fünf Prozent der Arbeitnehmer angesichts der Stressbelastung ein Wechsel des Arbeitsplatzes in Betracht. Im Gesundheitsindex 2015 von Great Place to Work sagten sogar 9 Prozent der Befragten, dass sie durch die jetzigen Belastungen ihre Arbeit so verschleißen würden, dass sie den Job in drei Jahren nicht mehr ausführen könnten.

So liegt es nahe, dass Arbeitnehmer, um von Stresserkrankungen und Burnout nicht erschlagen zu werden, sich ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben wünschen. Dafür hilfreich wären laut haufe.de flexible Arbeitszeitregelungen und vielfältige Arbeitsaufgaben, um Mitarbeter zu entlasten und zu motivieren.

Quelle: Haufe