Die Allianz Versicherung will nicht mehr in Kohle investieren. Allianz-Chefinvestor Andreas Gruber kündigte gegenüber dem ZDF an, Anteile an Unternehmen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes aus Kohle generieren, abzustoßen. Deutet sich hier eine Zeitenwende an? Der fossile Brennstoff zählt aufgrund seines hohen CO2-Ausstoßes zu den größten Klimakillern.
Wenn ein Versicherer in den Deutschlandtrends bei Twitter erscheint, dann muss etwas Besonderes passiert sein. In der Regel haben die Social-Media-Aficionados andere Schwerpunkte als Hausratverträge oder Niedrigzinsen. Die Allianz aber hat es heute vormittag geschafft, sich im Ranking des Kurznachrichtendienstes ganz weit oben zu platzieren, irgendwo zwischen der Meldung über einen abgeschossenen russischen Kampfjet und dem Hashtag #Schnee. Und das nicht ohne Grund, denn was der Versicherer angekündigt hat, werten Umweltaktivisten und Klimaschützer als Indiz für eine Zeitenwende.
#Frontal21-Pressemitteilung: #Allianz will Investments aus Kohleindustrie abziehen @zdf @allianz - Mehr Di, 21 Uhr https://t.co/9HmPTvOseZ
23. November 2015
Allianz will Kohle ade sagen
Was also ist passiert? Der Versicherungsgigant und weltgrößte Vermögensverwalter hat angekündigt, aus der Kohlefinanzierung auszusteigen. In einem Interview für das ZDF-Magazin Frontal21, das am Dienstagabend ausgestrahlt werden soll, erklärt Allianz-Chefinvestor Andreas Gruber: „Wir werden nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes bzw. ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren.“ In den kommenden sechs Monaten wolle man entsprechende Aktien abstoßen und Unternehmensanleihen nicht mehr verlängern. Die Allianz: nun Kohle- und Rußfrei?
Dass diese Meldung viral geht, hat einen weiteren Grund. Explizit will der Versicherer seinen Ausstieg als Signal an die Märkte und gar die Politik verstanden wissen. „Wir wollen damit die Verhandlungen auf dem Klimagipfel im Dezember unterstützen, aber auch ein Zeichen setzen an unsere Branche und die Kapitalmärkte“, so Gruber gegenüber dem ZDF. Stattdessen wolle man das Investment in Windenergie und andere alternative Umwelttechniken deutlich ausbauen.
Ein Problem könnte der Kurswechsel unter anderem für RWE werden. Der Energieversorger aus dem Ruhrgebiet ist traditionell den Kohlekumpels verbunden und setzt weiterhin auf fossile Brennstoffe – auch mit Rückendeckung der rotgrünen Landesregierung unter Hannelore Kraft. RWE ist zugleich stark abhängig von Versicherern und Finanzinstituten, wie Zeit Online anhand einer Studie der Umweltorganisation Urgewald berichtet. Aktuell habe RWE Probleme, Investoren zu finden.
Mit dem #Allianz-Ausstieg aus der Kohle-Finanzierung, wird auch die Altersversorgung der meisten deutschen Journalisten "cleaner".
24. November 2015
Divestment-Bewegung: Immer mehr Investoren steigen aus Kohle aus
Bemerkenswert ist die Absichtserklärung der Allianz auch deshalb, weil der Versicherer zu den weltweit größten Kohle-Investoren zählt. Die WirtschaftsWoche zitiert Branchenkenner, wonach Beteiligungen im Wert von 4,4 Milliarden Euro abgestoßen werden könnten. Würde man diese 4 Milliarden Euro in 100-Euro-Scheinen übereinanderstapeln, ergäbe dies einen Turm von mehr als 4 Kilometern Höhe.
Die Allianz ist nicht der erste große Investor, der sich aus dem Geschäft mit der Kohle zurückziehen will. Auch der französische Versicherer Axa hat u.a. diesen Schritt angekündigt. Eine weltweite Kampagne setzt sich unter dem Slogan "Fossil free - Divest from Fossil Fuels" dafür ein, dass Investoren aus dem Geschäft mit fossilen Energien aussteigen. Dieser Kampagne haben sich bereits der Norwegische Pensionsfonds, die englische Kirche sowie Banken und Universitäten in den USA und Europa angeschlossen. Doch noch immer verspricht die Kohleförderung gute Renditen. In Deutschland sind u.a. die Deutsche Bank (3,3 Milliarden Euro) und die Commerzbank (3 Milliarden Euro) in Kohle investiert.