Versicherung - Ist der Digitalisierungshype für die Katz?

Quelle: Silberfuchs@Pixabay.com

Wie digital Deutschland ist, wollte die Gothaer herausfinden. Dabei zeigte sich, dass gerade die Nutzung von Versicherungs-Dienstleistungen noch immer über "alte" Kanäle erfolgt. Nur zehn Prozent der Befragten traten mit ihrer Versicherung über Social Media in Kontakt, die Mehrheit bevorzugt das Telefon. 71 Prozent bevorzugen das persönliche Gespräch mit einem Vermittler, bevor sie eine Versicherung abschließen. Aber "für die Katz" ist der Digitalisierungshype deshalb nicht, denn die Nutzung von Online-Kanälen könnte zukünftig steigen.

Mit Hilfe des Meinungsforschungsinstituts Forst hat die Gothaer Versicherung eine Studie unter deutschen Bundesbürgern angestrengt. Dabei wurden die Probanden nicht gefragt: „Wie digital sind Sie?“, nein, man ging dem Thema mit differenzierteren Nachfragen nach. Im Ergebnis zeigte sich eine hohe Verbreitung von digitalem Gerät und dem Know-how zur Benutzung. Ferner haben Kunden immer noch viel übrig für den persönlichen Kontakt, interessieren sich aber zugleich auch für Gesundheits-Apps oder Erfindungen wie das selbstfahrende Auto.

Die Studie "Wie digital ist Deutschland?" belegt außerdem, dass sich das Interesse der Deutschen im Hinblick auf technische Neuerungen und Entwicklungen im Alltag so ungefähr die Waage hält. In der Altersgruppe zwischen 16 und 69 Jahren brachte die eine Hälfte ein großes Interesse an derlei Innovation zum Ausdruck, der anderen Hälfte waren die Neuheiten auf dem digitalen Markt aber ziemlich egal. Zugleich zeigten sich neunzig Prozent der Befragten informiert, was die einzelnen technischen Entwicklungen betraf – aber für die Nutzung des ganzen Technik Stuffs konnten sich dann doch nur vierzig bis fünfzig Prozent der Befragten erwärmen. An der Studie, die im Zeitraum vom 11. bis 24. November 2015 durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 1.000 Personen im Alter von 16 bis 69 Jahren teil.

Nur 10 Prozent regeln Versicherungssachen auf digitalem Weg

Und was sind die Bereiche, in denen Deutsche digital agieren? „Im Gesundheitsbereich werden vor allem Fitnessapps und Fitnesstracker genannt, auch Bankgeschäfte erledigt eine knappe Mehrheit mittlerweile online“, weiß Gothaer-Chef Dr. Karsten Eichmann. „Anders sieht das bei Versicherungsangelegenheiten aus, diese regeln nur 10 Prozent der Befragten auf digitalem Weg. Hier bevorzugt knapp die Hälfte das Telefon oder den direkten Kontakt mit dem Versicherungsvertreter. Doch das Verhalten der Bürger ändern sich: Gerade die Jüngeren und die formal höher Gebildeten sind schon heute dem Internet und technischen Entwicklungen gegenüber deutlich aufgeschlossener als Ältere und formal geringer Gebildete. Darauf reagiert die Versicherungsbranche mit neuen digitalen Angeboten“.

Mit welchen Endgeräten hantieren die Bundesbürger, wenn sie digital sein wollen? Zu drei Viertel benutzen die Befragten privat Smartphone und, zu siebzig Prozent, ein Notebook. Der stationäre PC ist weniger populär und wird nur noch von 52 Prozent der Befragten benutzt, ganz hinten steht der Tablet PC, der gewann die Gunst von vier Prozent der Deutschen. Der Anteil derjenigen, die keines dieser Geräte anwenden, liegt bei sieben Prozent. Das heißt, „Klassiker“ wie Smartphones und Notebooks werden verwendet, verrückte digitale Neuheiten aber sind im Alltag kaum vertreten.

Digitale Neuheiten mit mäßigem Stellenwert

Das zeigte sich auch in der Antwort auf die Frage nach dem Interesse an technischen Neuerungen. Nur 51 Prozent gaben an, sich stark oder sogar sehr stark dafür zu interessieren, dem gegenüber waren es 49 Prozent die sich weniger oder gar nicht für technische Neuerungen interessieren.

Mit den altmodischen Endgeräten nutzte nun aber fast jeder Social Media Dienste, so kannten 96 Prozent Facebook und Youtube (93 Prozent), achtundachtzig Prozent kannten sogar den Mikroblogging-Dienst Twitter und 73 Prozent den Online-Dienst Instagram zum Austausch von Fotos und Videos Instagram.

Versicherung als Facebook-Freund? Nein!

Auch soziale Netzwerke mit angeblich beruflichem Mehrwert sind den deutschen Usern nicht unbekannt. So gab fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) an, das berufliche soziale Netzwerk Xing zu kennen und etwa ein Viertel (28 Prozent) konnte sogar mit dem Begriff des amerikanischen Pendants LinkedIn etwas anfangen. So sind diese Dienste zwar bekannt, aber die Benutzung ist doch eher schwach (13 Prozent – genauso schwach wie Instagram mit ebenfalls nur dreizehn Prozent).

Richtig schlecht läuft hierzulande Twitter, nur zehn Prozent investieren Zeit zur Nutzung dieses Dienstes und nur sechs Prozent für die Nutzung von LinkedIn. Beliebter sind Whatsapp (60 Prozent), ferner die Nutzung von Facebook (47 Prozent) und Youtube (60 Prozent). Wenig überraschend ist der Zusammenhang von Alter und Nutzung – je älter man wird, umso weniger Lust hat man auf den ganzen digitalen "Netzwerk-Käse". Als am wenigsten unentbehrlich stellte sich Whatsapp heraus, auf die anderen Dienste könnten die Leute auch mal einen Monat lang verzichten.

Und wie hoch ist die Bereitschaft, mit der Versicherung über Social Media zu korrespondieren? Zehn Prozent hielten es für denkbar, ein Prozent hatte es sogar schon probieren können – aber die große Mehrheit fand den Kontakt über Social Media eher unpassend, es kam für 88 Prozent nicht in Frage. Die Versicherung als Facebook-Freund? Viele schreckt das eher ab.

71 Prozent bevorzugen vor Neuabschluss einer Versicherung das persönliche Gespräch

Ferner gaben 93 Prozent an, noch nie über eine entsprechende App mit ihrer Versicherung kommuniziert zu haben bzw. sie genutzt zu haben, zwei Prozent nutzten die Rechnungs-App der Krankenversicherung und vier Prozent die Unwetter-App. Statt bei Facebook ziehen es 48 Prozent vor, wenn sie ihre Angelegenheiten mit der Versicherung am Telefon klären können, 38 Prozent suchen lieber den Weg zum Berater.

Und nach wie vor gegen 71 Prozent an, dass sie für den Neuabschluss einer Versicherung gern ein persönliches Gespräch mit einem Berater führen wollen. Wenn es ums Banking geht, zeigte sich hingegen ein größere Aufgeschlossenheit, hier läuft das Meiste online. 54 Prozent sagten, dass sie ihre alltäglichen Bankgeschäfte online erledigen würden, also Kontoauszüge ansehen oder mal Geld überweisen, nur 45 Prozent suchten dazu immer noch die Filiale auf.

Technik für die Gesundheit

In Sachen Gesundheit zeigte sich, dass 17 Prozent der Teilnehmer technische Anwendungen für ihre Gesundheit aufgeschlossen gegenüber stehen, 23 Prozent erachten es als vorstellbar, Gesundheits-Apps zu nutzen. Aus der Gruppe derer, die technische Anwendungen im Gesundheits- und Fitnessbereich bereits nutzen, sagten 60 Prozent, dass sie Fitness-Apps, also beispielsweise Kalorienzähl-Apps, bereits verwenden.

49 Prozent nutzen Fitnesstracker, zum Beispiel Armbänder oder Uhren, welche Schritte zählen oder den Puls messen. Auch das Gespräch mit einem Arzt fand für 74 Prozent per Telefon statt (oder im Sprechzimmer), alles andere (Apps beispielsweise) kam für diesen Zusammenhang nicht in Frage.

Staubsauger und Autos gern selbstgesteuert - alles andere soll Seele haben

Von einhundert Personen gaben 94 an, automatisierte Helfer wie beispielsweise selbststeuernde Staubsauger, Fensterputzer oder Rasenmäher zu kennen. Vorstellen können sich 46 Prozent den Einsatz solcher Geräte grundsätzlich und 6 Prozent nutzen diese Helfer bereits. Auch ist es für 44 Prozent der Befragten denkbar, Geräte mit Smart-Home-Funktion im eigenen Haushalt anzuwenden und 3 Prozent taten dies bereits.

Das Thema "selbstfahrendes Auto" war für 95 Prozent der Befragten nicht unbekannt und knapp die Hälfte, nämlich 45 Prozent der Befragten im Besitz eines Führerscheins, könnten sich vorstellen, ein solches selbständig fahrendes Auto zu nutzen. Für die Mehrheit (54 Prozent) aber ist das eine sinnlose Vorstellung. Die ganze Panik und der Druck zur digitalen Aufrüstung scheinen die Bedürfnisse des Durschnittsdeutschen also ein bisschen verkannt zu haben.

Nach wie vor stehen Werte wie persönlicher Kontakt, Sicherheit und Arbeisterleichterung ganz weit vorn. Das ist für die Befürworter einer umfassenden Digitalisierung eine kleine Ernüchterung. Für viele Vermittler aber eine positive Nachricht.

Quelle: Gothaer / Forsa