Durch die private Krankenversicherung werden Arbeitgeber jährlich um etwa 1,3 Milliarden Euro entlastet, weil deren niedrigerer Beitrag den Arbeitgeberanteil für den Krankheitsschutz der Beschäftigten begrenzt. Diese Kostenersparnis im Vergleich zu gesetzlichen Krankenkassen will ein Wirtschaftsverband anhand einer Studie ermittelt haben. Diese Zahl verblasst allerdings vor der Lohnsumme, die jedes Jahr in Deutschland ausgezahlt wird.
Es ist die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW), die frohe Kunde zur privaten Krankenversicherung (PKV) verbreitet. Aus Sicht der Arbeitgeber, die der VBW vertritt, lassen sich jedem privatversicherten Angestellten eingesparte Arbeitnehmeranteile von jährlich gut 1.300 Euro zurechnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Verbands zu Lohnzusatzkosten und der „Bedeutung des Wettbewerbs zwischen GKV und PKV“, die der VBW jetzt veröffentlicht hat.
Die Beitrags-Ersparnis der Chefs setzt sich laut den Studienautoren aus der privaten Kranken- und der Pflegeversicherung zusammen. Pro Kopf und Jahr zahlen Firmen für PKV-versicherte Mitarbeiter knapp 860 Euro weniger für die Kranken- und fast 420 Euro weniger für die Pflegeversicherung. Anders gesagt; die gesetzlichen Kassen kämen die Chefs teurer. Auf ganz Deutschland bezogen entastet die PKV demnach die Wirtschaft um gut 1,3 Milliarden Euro. Diese Zahl klingt hoch, doch sie entspricht weniger als einem Promille der Lohnsumme, die Arbeitgeber jährlich an ihre Belegschaften zahlen: 1,5 Billionen Euro. Weswegen die Bedeutung der Studie zu relativieren ist.
GKV-Sprecher: „PKV entzieht sich der Solidarität“
Dividiert man 1,3 Milliarden PKV-Einsparungen durch ein Durchschnittseinkommen von 2.700 Euro Monatsbrutto, entspreche das zirka 40.000 Arbeitsplätzen, rechnet der VBW laut seinem Studienpapier. Die „nicht entstandenen Lohnzusatzkosten“ (VBW-Sprech) stehen den Arbeitgebern „zusätzlich für Investitions,- Lohn- oder Alternativverwendungen zur Verfügung, weil die Beschäftigten partiell nicht gesetzlich, sondern privat versichert sind.“ Dadurch würden Arbeitgeber in die Lage versetzt, zusätzliche Mittel etwa für Forschung und Entwicklung aufzuwenden.
Allein in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg, wo die meisten Gutverdiener anzutreffen sind, „wurden mit 840 Millionen Euro mehr als die Hälfte der potentiellen Lohnnebenkosten vermieden“, schreibt die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wolle das Lohnkostenargument der Studienautoren nicht gelten lassen. Die Zeitung zitiert einen Sprecher des GKV-Spitzenverbands: Der PKV-Vorteil im Einzelfall beruhe lediglich darauf, „dass die private Krankenversicherung sich der gesellschaftlichen Solidarität entzieht und im Windschatten der gesetzlichen Krankenversicherung ihr Geschäft betreibt“.
In der PKV kostet ein Angestellter mit 4.150 Euro Monatsbrutto nach Berechnungen des VBW den Arbeitgeber pro Monat rund 460 Euro. Die Hälfte davon, 230 Euro, trägt der Chef. In der GKV zahlt der Arbeitgeber seinem Mitarbeiter gut 300 Euro zu. Pro Jahr spart das Unternehmen den Angaben zufolge also etwa 850 Euro. Hinzu kämen weitere 414 Euro, die die Firma jedes Jahr durch die private Pflegeversicherung sparen. Macht addiert mehr als 1.200 Euro „nicht entstandenen Lohnzusatzkosten“, sagt der VBW.