Die Talanx AG hat seit dem Jahr 2011 rund 600 Stellen abgebaut, um die Kosten im Privat- und Firmenkundengeschäft zu senken. Nun will das Unternehmen in der HDI Vertriebs AG weiter 330 Stellen streichen. Ziel sei ein Effizienzgewinn durch konsequente Automatisierung und Digitalisierung von Geschäftsprozessen, hieß es in einer Mitteilung der Aktiengesellschaft.
„Uns eint das gemeinsame Ziel, den Vertrieb in Deutschland effizienter zu gestalten, um nachhaltig wettbewerbsfähiger zu werden und langfristig das Geschäft zu stärken“, sagt Dr. Jan Wicke, Vorstandsvorsitzender der Talanx Deutschland AG. Man wolle eine faire sowie sozialverträgliche Lösung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeiten, versprach er.
330 Stellen bei der HDI Vertriebs AG weniger
Insgesamt werde über den Abbau von 330 Stellen in der HDI Vertriebs AG bis 2020 verhandelt, heißt es in einer Unternehmensmeldung auf der Internetseite der Talanx AG. Man beschäftige etwa 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung, davon arbeiten rund 1.000 in der HDI Vertriebs AG. Bereits im November vergangenen Jahres habe Talanx Gespräche mit dem Betriebsrat zum Abbau von 600 Stellen vor allem in der HDI Kundenservice AG ebenfalls bis 2020 aufgenommen.
Der Stellenabbau, aber auch organisatorische und IT-bezogene Maßnahmen, sollen die Kostenbasis im Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung Deutschland um jährlich 240 Millionen Euro bis 2020 reduzieren. Im gleichen Zeitraum würde der Konzern insgesamt rund 300 Millionen Euro in die Modernisierung des Geschäftsbereichs investieren, heißt es aus Kreisen der Gesellschaft.
Geschäft entwickelte sich 2015 besser als erwartet
Anlass für den Personalabbau sind die vergleichsweise hohen Kosten des Versicherers, die zuletzt auf den Gewinn drückten. Zwar konnte die Talanx im letzten Jahr ihre Aktionäre positiv überraschen. Das Industriegeschäft lief besser als im Jahr zuvor, die Bruttoprämien konnten um 7 Prozent zulegen. Allerdings entfiel das Prämienwachstum fast komplett auf das Auslandsgeschäft, während die Einnahmen in Deutschland stagnierten.
Im Industriegeschäft habe man Verträge mit Kunden nachverhandelt und so die Haftungsrisiken deutlich verringert, sagte Vorstandsmitglied Christian Hinsch der Hannoverschen Allgemeinen. Im Privatgeschäft belastete eine Abschreibung von 155 Millionen Euro aufgrund einer Lebensversicherungs-Tochter die Bilanz.
Das operative Ergebnis kletterte 2015 um 15 Prozent auf knapp 2,2 Milliarden Euro, als Gewinn blieben 734 Millionen Euro übrig. In der Lebensversicherung (HDI, Neue Leben, Postbank Leben, Targo Leben) ist der Konzern fast komplett aus dem Verkauf von Policen mit langfristigen Garantien ausgestiegen.
Modernisierung durch Verbesserung der digitale Kommunikation und Verstärkung von bAVnet
Im Gegenzug zum Stellenabbau werde man den Service für die Vertriebspartner weiter verbessern. Der Kunde könne so zukünftig attraktivere Angebote und Dienstleistungen beziehen. „Als Teil davon sehen wir (...) eine stärkere digitale und damit direktere Kommunikation mit unseren Maklern“, sagt Wolfgang Hanssmann, Vertriebsvorstand im Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung Deutschland. Man wolle das „HDI bAVnet“ der HDI Lebensversicherung AG, mit dem Arbeitgeber Verträge der betrieblichen Altersversorgung (bAV) verwalten können, weiter verstärken. Außerdem werde man den Absatz biometrischer Produkte wie Berufs- und Erwerbsunfähigkeitsversicherungen forciert.