Geldanlage: Trotz des aktuellen Niedrigzinsumfelds ändern die Bundesbürger ihr Anlageverhalten kaum. Nur ein Drittel kümmert sich heute mehr um das Thema Geldanlage als vor Beginn der Niedrigzinsphase. Sogar weniger als ein Drittel ist der Meinung, dass Wertpapiere und Aktien als Geldanlage heute eher in Betracht kommen als in den Jahren, als Zinsprodukte noch deutlich höhere Renditen versprachen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Börse Stuttgart.
Die Mehrheit der Bundesbürger zeigt sich durch die Niedrigzinsphase in ihrem Anlageverhalten unbeeindruckt. Nur etwa 30 Prozent der Deutschen stimmt in einer Umfrage von TNS Infratest der Aussage zu, dass Wertpapiere wie Aktien, Anleihen, Exchange Traded Funds oder Zertifikate für die Altersvorsorge in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden.
„Das Niedrigzinsumfeld hat kaum Auswirkungen auf das Anlageverhalten der Deutschen“, sagt Dr. Michael Völter, Vorstandsvorsitzender der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V., laut einer Pressemeldung der Stuttgarter Börse. 65 Prozent der deutschen Anleger würden derzeit nicht erwägen, ihr Geld in Wertpapiere zu investieren, obwohl die Europäische Zentralbank vor wenigen Wochen ihren Leitzins auf Null gesenkt habe. „Für Privatanleger war das keine gute Nachricht“, so Völter, nach dessen Einschätzung Wertpapiere derzeit unverzichtbar sind für Altersvorsorge und Vermögensaufbau.
Nur jeder Vierte beschäftigt sich regelmäßig mit seiner Geldanlage
Einer der Gründe, dass sich die Deutschen der Auswirkungen niedriger Zinsen auf ihr gespartes Geld nicht bewusst sind: „Sie beschäftigen sich zu wenig mit ihrer persönlichen Geldanlage“, erklärt Michael Völter. Denn nur jeder vierte Bundesbürger setzt sich nach eigenen Angaben mindestens alle vierzehn Tage mit seiner Geldanlage auseinander. Rund die Hälfte der Befragten kümmert sich halbjährlich, seltener oder nie um sein Geld.
Hoffnung mache jedoch die jüngere Altersgruppe: Rund ein Drittel der Befragten (32 Prozent) zwischen 16 und 39 Jahren beschäftigt sich mindestens alle 14 Tage mit seiner Geldanlage – ein Hinweis auf ein größeres Bewusstsein für die Bedeutung des Themas.
Bei jenen Vorsorgesparern, die explizit angaben mit der Geldanlage auf Rendite abzuzielen, beschäftigte sich gar jeder Zweite mindestens alle vierzehn Tage mit Geldangelegenheiten. „Diesen Anlegern ist bewusst: Wer Rendite erwirtschaften möchte, muss sich häufiger um seine Finanzen kümmern und sich intensiver informieren“, sagt Völter. „Denn nur wer über die nötigen Kenntnisse verfügt, kann selbstbestimmt und erfolgreich an den Kapitalmärkten agieren.“
Bedarf an persönlicher Finanzberatung nach wie vor hoch
Eindeutig sei das Ergebnis der Umfrage in Bezug auf die Bedeutung persönlicher Finanzberatung, berichtet Völter. 55 Prozent der Anleger würden der Aussage voll und ganz zustimmen, eine persönliche Beratung sei im Vorfeld einer Geldanlage unabdingbar. Außerdem kaufen 60 Prozent der Wertpapierbesitzer ihre Finanzprodukte über einen Finanzberater.
„Der Bedarf an professioneller Finanzberatung ist weiterhin hoch, der Weg zum selbstständigen Anleger also noch lang“, stellt Völter fest. „Doch langfristig müssen Anleger ihre Geldanlage selbst in die Hand nehmen und sich häufiger damit beschäftigen, als sie das aktuell tun. Dann steigt die Erfahrung und damit die Chance, eine möglichst gute Rendite bei tragbaren Risiken zu erzielen.“ Für die Studie wurden im Februar 2016 2.000 Bundesbürger befragt.