Den Kosten und der erhofften Rendite nach erscheint der Riester-Fonds von Fairr das beste Angebot am Markt. So wertet es auch der „Finanztip“ und kürt in einem aktuellen Produktvergleich Fairriester zum "besten Fondssparplan mit staatlicher Zulage". Nach seinen Kriterien. Aber der die Rente sichernde Lebensversicherer für den Fairrriester ist minimal klein und der Finanztip zweifelt selbst, ob die Sutor-Bank die Beitragsgarantien – immerhin elementarer Teil von Riester – stemmen kann. Zudem sponsert Fairr den Finanztip mit Affiliate-Links. Dagegen (oder gar zu diesem Zweck?) engagierte sich Hermann-Josef Tenhagen letztes Jahr auf Spiegel Online arg unverblümt für Fairr. Fair?
„Gebt’s mir a Bier, i hob so aan faden Gschmack im Mund“ (Schauspieler Gerhard Polt 1988 in „Man spricht deutsh“ <= kein Schreibfehler). Elf Mal werden „Fairr“ und „Fairriester“ auf der Riester-Fonds-Webseite des Finanztip genannt und verlinkt. Fünf Aussagen kann man zu Fairr und Finanztip treffen:
Erstens muten die Konditionen des Fairrriester für Laien, also Sparer, der Darstellung des Finanztip nach vorteilhaft an.
Zweitens hat Fairr beziehungsweise die Sutorbank mit der Mylife-Lebensversicherung einen undenkbar kleinen Lebensversicherer an Bord, der später die Renten der Kunden garantieren können soll. Mylife erreicht mit 69 Millionen Euro Beitrag nach BaFin-Zahlen den Rang 74 von 90 Unternehmen. 69 Millionen Umsatz? Das machen Postbank Leben, Hannoversche oder WWK im Monat; Generali oder Debeka pro Woche. Bei Mylife auch interessant für die Finanzierung baldig zu sichernder Langlebigkeit (Fairrriester) ist deren laufende Verzinsung: 2,5 Prozent.
Unklar, ob der Airbag funktioniert...
Marktschnitt der vom Kapitalmarkt ebenfalls gebeutelten Lebensversicherer ist 3,8 Prozent (Quelle: BaFin-Liste 2014). Nach dem Vorsichtsprinzip und für einen guten Finanztip ist es sicherlich besser, sich für große Geschäfte einen großen Versicherer zu suchen. Ein kleiner Versicherer, Fairr beziehungsweise der Produktbetreiber Sutor Bank hatte zunächst übrigens gar keinen Versicherer, ist zwar keine Klitsche, aber eben klein. Und aus Vorsichtsgründen nicht zu empfehlen.
Dritte Aussage zu Fairr und Finanztip: Zur Sutor Bank schreibt der Finanztip, es sei „unklar, ob Sutor Bank im Ernstfall für Riester-Beitragsgarantie einstehen kann“! Ist das zu Folgende ein zu banaler Vergleich? Schriebe ein Autotester, es sei „unklar, ob der Airbag bei einem Aufprall funktioniert ...“, dann gingen beim (kauf-)interessierten Leser alle roten Bremslichter an. An einer so elementaren Frage wie der gesetzlich geforderten Beitragsgarantie, zumal bei bestehenden Zweifeln, derart en passente vorbeizugehen wie der Finanztip es tut und Fairrriester empfiehlt, wirkt nicht sachkundig.
Eine Seite Finanztip mit 11 Links zu Fairr - und mehr als 40 Nennungen
Viertens: Fairr ist laut Finanztip-Tabelle der einzige Anbieter, mit dem das als gemeinnützig positionierte Portal eine Affiliate-Vereinbarung hat. Zu erkennen und durchaus transparent vom Finanztip erklärt an den Sternchen* hinter der Nennung von Fairr in der Vergleichsliste. Das mag einmal, zweimal in Ordnung sein. „Fairr*“ und „Fairrriester*“ werden auf der Riester-Fonds-Webseite des Finanztip (Headline „so riestern Sie günstig mit ETFs“) aber nicht einmal, nicht zweimal, nicht dreimal ... sondern gleich elf (!) Mal genannt.
Immer mit Sternchen-Link, aber eben elf Mal. Bei einem Klick auf so einen Link „kann es sein, dass Finanztip dafür eine Vergütung bekommt“, erklärt der Finanztip. In elf von elf möglichen Fairr-Klickfällen auf der genannten Webseite, auf der es ja um ETF gehen soll, „kann“ es sein, dass Fairr dafür bezahlt und der Finanztip davon kassiert. Nachrichtlich: Insgesamt erscheinen Fairr/Fairrriester auf der Seite mehr als 40 Mal (siehe die gelben Markierungen im Ausschnitt von der Finanztip-Webseite)
Fünftens: Finanztip-Chef Hermann-Josef Tenhagen warf sich im vergangenen Jahr medial auf „Spiegel Online“ für Fairr in die Bresche (der Versicherungsbote berichtete). „Künftig werde ich wohl öfter über Fairrriester sprechen müssen“, schloss Tenhagen seine Kolumne auf Spiegel Online (der letzte Eindruck beim Leser ist der Bleibende). Nicht ohne parallel Fairr-Konkurrent Union Investment zu dissen: „Der Aktienfonds von Union musste aber herbe Verluste hinnehmen und die Anteile der Kunden sind zu schlechten Preisen in Rentenfonds umgetauscht worden. Viele Sparer (...) reagierten entsprechend empört.“ Als ob Fairr andere Fonds zaubern könnte? Des alles hat ein fades Gschmäckle, sagt der Schwabe. Der Bayer Gerhard Polt: „Gebt’s mir a Bier, i hob so aan faden Gschmack im Mund“.