"Die Versicherungsmakler da draußen beraten nicht kundenorientiert, sondern komplett provisionsorientiert.", kritisierte Fintech-Gründer Christian Wiens. Nun gibt es Gegenwind der Vermittlerverbände. So seien die Aussagen von Getsafe-Gründer Wiens offensichtlich frech und rein werblich ausgerichtet. "Die Aussage sollte nicht zu ernst genommen werden. Letztlich ist er mit seiner hinter Getsafe stehenden Plan Forward GmbH selbst als Versicherungsmakler registriert und finanziert sich über Provisionen", sagte AfW-Vorstand Norman Wirth. Die Unterstellung der angebliche Provisionsorientierung der Makler stelle zudem ein Eigentor dar: "Denn der Geschäftsführer des besagten Fintechs ist selbst als Makler im Versicherungsvermittlerregister verzeichnet", erklärte Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK).
Im Gespräch mit der "Rhein-Neckar-Zeitung" hatte Wiens scharf gegen die Wettbewerber aus der Maklerschaft geschossen. Zwar liege der Fokus von Getsafe in der Optimierung der Verträge der Kunden. Im Gegensatz zu klassischen Versicherungsmaklern stehe beim Fintech der Abschluss eines Vertrags allerdings nicht im Mittelpunkt des Geschäfts. "Die Versicherungsmakler da draußen beraten nicht kundenorientiert, sondern komplett provisionsorientiert.", stichelte der Getsafe-Geschäftsführer. Mit derartigen Äußerungen dürfte der Fintech-Gründer das angespannte Verhältnis zwischen klassischen Vermittlern und der jungen Garde der Start-Ups nicht unbedingt entspannen.
Er verunglimpft seine eigene Branche
Nun äußern sich mit Norman Wirth und Michael H. Heinz zwei führende Köpfe aus den Reihen der Vermittlerverbände. Hinter Getsafe stehe die Plan Forward GmbH und diese sei selbst als Versicherungsmakler registriert und finanziert sich über Provisionen erklärt der AfW-Vorstand Wirth. "Er unterscheidet irritierender Weise in der Branche trotzdem zwischen sich, als dem einzigen kundenorientiert agierenden Makler und dem Rest der Makler „da draußen“, die nach seiner Weltsicht allein mit Blick auf die Provision tätig sind. Nimmt man ihn beim Wort, arbeiten alle anderen 46.647 registrierte Versicherungsmakler (Stand April 2016) nicht den Vorgaben des Gesetzes und des Bundesgerichtshofes (BGH) gemäß.", führt der Rechtsanwalt weiter aus.
Überdies disqualifiziere sich Wiens selbst mit seiner Aussage, wenn er derart die Rechtsnatur des Berufsbildes Versicherungsmakler und das tatsächlich existierende Berufsethos der Versicherungsmakler ignoriere. "Er verunglimpft seine eigene Branche, beleidigt sämtliche Berufskollegen und stellt sich außerhalb eines fairen Diskurses.", mahnt Wirth.
Versicherungsmakler sind „treuhänderische Sachwalter“ ihrer Kunden
"Die Aussage Versicherungsmakler würden „komplett provisionsorientiert“ vermitteln ist so richtig, wie jene, dass man durch bloße Gedankenkraft zum Mond fliegen könne.", bemerkte BVK-Präsident Heinz ironisch. Schließlich vermitteln abertausende Versicherungsmakler in vollem Kundeninteresse Versicherungsverträge. Dies geschehe nicht provisionsorientiert, sondern primär in sachgerechter und kundenorientierter Abwägung des von den Kunden geäußerten Absicherungsinteresses.
Heinz verwies zudem auf die gesetzliche Verpflichtung der Versicherungsmakler als „treuhänderischer Sachwalter“ ihrer Kunden zu agieren. Zudem hat sich die Maklerschaft seit Jahren einem Leit- und Berufsbild unterworfen, das den fairen Umgang mit Kunden und den Verbraucherschutzgedanken in den Vordergrund stellt. "Die Kunden schätzen die Kompetenz von Versicherungsmaklern, weil sie genau spüren, dass ihnen gut ausgebildete, qualifizierte Versicherungskaufleute gegenüber sitzen, die ihnen im Versicherungs- und Vertragsdschungel kompetente Orientierung geben und sie nach ihren Wünschen und Bedürfnissen beraten.", sagte der Verbandschef.