Der neue Zurich-Chef Mario Greco will das Leben- und Sachgeschäft künftig zuständigkeitshalber bei einem operativen Vorstand bündeln. Auf diese Weise soll in dem wieder einmal umzubauenden Konzern eine einheitliche Anlaufstelle für Kunden geschaffen werden. Anlässlich der Verkündung der neuen Unternehmens-Struktur sagt Greco kein Wort über seinen erst wenige Tage zuvor beigesetzten Vorgänger Martin Senn. Zudem spielt Zurichs Aufsichtschef Tom de Swaan eine fragwürdige Rolle.
Hart und herzlos. So etwa kann man das Vorgehen von „El Greco" beschreiben. Der Zurich-Chef schafft es, nur wenige Tage nach der Beerdigung seines geschassten Vorgängers, des Ende Mai durch Freitod aus dem Leben geschiedenen Martin Senn, eine neue Struktur für das Haus zu verkünden. Und Martin Senn unerwähnt zu lassen. Stattdessen sprach Mario Greco, kürzlich seinerseits vom Generali-Chefsessel in die Schweiz gewechselt, lieber von seinen Ideen, wie der schweizerische Weltkonzern umgebaut werden soll.
Geplante Neustruktur der Zurich von 2010 wurde kassiert
Zunächst soll Zürich einen Chief Operating Officer (COO) bekommen, der direkt an Greco berichtet und dessen Name Kristof Terryn lautet. Unter seiner Ägide will das Unternehmen alles operative Assekuranz-Geschäft bündeln, sagte Greco laut „Handelsblatt“ am vergangenen Freitag vor Journalisten. „Zu viele Anlaufstellen funktionieren nicht mehr", begründete Greco die neue Struktur, angeblich mit Blick auf die Wünsche der Kunden. Als ob sich Kunden um Organisationsstrukturen sorgten.
Als Fußnote in der Pressemitteilung der Zurich ist außerdem zu lesen, dass Technikvorstand Robert Dieckie das Unternehmen verlässt. Mit den jetzt bekannt gegebenen Plänen verordnet sich die Schweizer eine neue Unternehmensstruktur. Die nächste ihrer Art. Zuletzt hatte Grecos Vorgänger Martin Senn im Jahr 2010 neue Strategien verkündet. Damals wollte Senn die Kundengruppen der Zurich in Private, Kleine/KMU- und Großunternehmen unterteilen.
„Fragwürdige Rolle" de Swaans
Diese Ziele und Strukturen wurden Senn, seit 2009 auf dem Chefsessel, im Jahr 2013 zunichtegemacht. Senns Oberaufseher (Verwaltungsrat) Tom de Swaan regierte durch und zählte Martin Senn später an. Wie einen angeschlagenen Boxer. Spätestens 2015 war Martin Senn ein CEO auf Abruf. Dem Niederländer Tom de Swaan als eigentlichem Herrscher bei den Schweizern schreibt das schweizerische Nachrichtenportal „insideparadeplatz.ch" im Zusammenhang mit Berichten zum Freitod Martin Senns eine „fragwürdige" Rolle zu.
McKinsey statt Miteinander
Im Jahr 2013 gab es einen ersten Selbstmord. Der damalige Finanzchef Pierre Wauthier nahm sich das Leben. „Was ist das los?" Diese Frage stellt und beantwortet das schweizerische Nachrichtenportal "insideparadeplatz.ch". Damals habe es "übermäßigen" Druck auf das Management und den Finanzchef Wauthier gegeben. „Kapitän des Swaan" habe die inneren Zustände bei Zurich untersuchen lassen. „Das Ergebnis entsprach dem Gewünschten", schreibt das Finanzportal Wauthiers Freitod sei eine ausschließlich persönliche Tragödie gewesen, kein Zurich-Problem - obwohl Wauthier in seinem Abschiedsbrief den damals amtierenden Aufsichtschef Josef Ackermann (ex-Deutsche Bank) belastete.
Ackermann behielt aber letztlich seine weiße Weste - und trat dennoch von seinem Zurich-Aufsichtsamt zurück. Tom de Swaan kam ans Ruder. „Er ließ Senn einfach hängen", schreibt „insideparadeplatz.ch" und suchte hinter dessen Rücken einen Nachfolger. Unternehmensberater übernahmen in Wirklichkeit das Ruder auf der Brücke bei der Zurich. Das Finanzportal umschreibt das so: „McKinsey statt miteinander". Dazu passte, dass Martin Sinn von seiner geplanten Ablösung als Zurich-Chef aus der Zeitung erfuhr.