Die Sturmtiefs „Elvira“ und „Friederike“ suchten Ende Mai und Anfang Juni Deutschland heim. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beziffert den Schaden nun in einer vorläufigen Schätzung auf 1,2 Milliarden Euro. Davon entfallen rund 1 Milliarde Euro auf versicherte Häuser, Hausrat, Gewerbe und Industriegebiete sowie rund 200 Millionen Euro auf die Kaskoversicherung.
Es waren dramatische Szenen, die sich vor rund 14 Tagen in Süddeutschland abspielten: Anhaltender Starkregen verwandelte Bäche in reißende Fluten. Innenstädte wurden von den Wassermassen verwüstet, Autos mitgerissen und Bäume entwurzelt, tausende Häuser sind einsturzgefährdet und müssen wohl aufgegeben werden.
Nun wagt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erstmals eine Schätzung der versicherten Schäden. Und die fällt bitter aus. „Noch nie haben Unwetter mit heftigen Regenfällen innerhalb so kurzer Zeit so hohe Schäden verursacht“, sagte GDV-Präsident Alexander Erdland am Donnerstag in Berlin laut einer Pressemeldung des Verbandes.
Rund 1,2 Milliarden Euro sollen allein die Schäden im Zeitraum zwischen 27. Mai und 9. Juni 2016 kosten. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2015 hatten die Sachversicherer insgesamt rund 2 Milliarden Euro für Schäden durch Naturgefahren gezahlt.
„Jahrhunderthochwasser“ war teurer – brauchte aber auch mehr Zeit
Mit der jetzt geschätzten Schadensumme sind die beiden Sturmtiefs nicht ganz so teuer wie die Elbe-Flut 2002 und die Überschwemmungen in 2013. Die Elbeflut, als „Jahrhunderthochwasser“ betitelt, verursachte laut GDV 150.000 versicherte Schäden in Höhe von fast 1,8 Milliarden Euro. Damals stand fast die komplette Dresdner Innenstadt unter Wasser, inklusive Semper-Oper, Hauptbahnhof und Zwinger. Neben Ostdeutschland war auch Bayern stark betroffen. Allerdings erstreckten sich die Unwetter damals über mehrere Wochen.
Bei der Flutkatastrophe 2013, die ebenfalls Ende Mai und Anfang Juni die Bundesrepublik getroffen hatte, bezifferte sich der Schaden bei 180.000 regulierten Fällen gar auf 2 Milliarden Euro. Hierbei gilt es zu bedenken, dass die Zahl der Bundesbürger, die mit einer Versicherung gegen Naturgefahren vorsorgt, in den letzten 15 Jahren deutlich gestiegen ist. Verfügten zum Beispiel 2002 nur 19 Prozent aller Hausbesitzer über eine Elementarschadenversicherung, die bei Überschwemmungsschäden leistet, waren es 2013 bereits 32 Prozent. Heute ist der Absicherungsgrad auf knapp 40 Prozent angewachsen, wie aus GDV-Zahlen hervorgeht.
Schwere Unwetter – bald Normalität?
Was die zukünftige Entwicklung von Unwettern angeht, blickt der GDV pessimistisch in die Zukunft. Schwere Unwetterschäden könnten in den kommenden Jahren weit häufiger auftreten, sogenannte Jahrhunderthochwasser zur Normalität werden. Und weil Starkregen rein theoretisch überall auftreten kann, sind auch Orte und Häuser bedroht, die nicht in der Nähe eines Gewässers erbaut sind. Schon bei den Hochwassern 2013 waren viele Gemeinden weitab der Flüsse und Seen betroffen, berichtet der GDV.
Eine 2011 veröffentlichte Studie von Versicherern und Klimaforschern kommt zu dem Schluss, dass Schäden durch Überschwemmung und Hochwasser zunehmen. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts kann mit einer Verdoppelung – je nach Szenario auch mit einer Verdreifachung – der Schäden gerechnet werden. Hochwasser mit einer Intensität, wie wir es heute im Durchschnitt alle 50 Jahre erleben, können zukünftig alle 25 Jahre eintreten. Und schon warnt der Deutsche Wetterdienst vor neuen Unwettern: Heute nachmittag seien in Bayern schwere Gewitter und Tornados zu erwarten.
Viel zu tun für die Warnmeteorologen! Immer mehr #Gewitter aktiv, teils mit #Starkregen! /V pic.twitter.com/754q0ZAM8T
15. Juni 2016