Das Ergo-Problem heißt eigentlich Munich Re

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Der Konzernumbau beim Düsseldorfer Ergo-Konzern kommt um Jahre zu spät. Eigentümerin Munich Re hätte viel früher in ihren Erstversicherer investieren müssen. Nun verzichtet das Münchener Mutterhaus auf Dividenden und investiert stattdessen vor allem in die marode IT ihrer Düsseldorfer Tochter. Ergo hat aber auch noch ein anderes Problem. Ihre neuartige Rentenpolice war de facto unverkäuflich, schreibt das „Manager Magazin“.

Ergo ist eine Großbaustelle. Umsatz und Ertrag hinken seit Jahren ihren Sollwerten hinterher. Ihre Lebensversicherungen sind nicht zeitgemäß, die Kosten des Konzerns zu hoch und die IT-Systeme haben einen Sanierungsstau. Nikolaus von Bomhard, Chef der Konzernmutter Munich Re, „holt mit seinem Ausschüttungsverzicht lediglich nach, was er in den vergangenen Jahren an Investitionen versäumte“. Dies schreibt das „Manager Magazin“ an diesem Montag zu dem Beschluss der Münchener Eigentümerin, bis 2020 auf Geld aus Düsseldorf zu verzichten.

Von Bomhard „als Finanzinvestor aufgetreten“

Bislang sei von Bomhard „in der Ergo-Zentrale stets als Finanzinvestor aufgetreten“, schreibt das Magazin. Als Gegenleistung für das Stillhalten der Munich Re muss Ergo Kosten sparen und Arbeitsplätze abbauen. Der Konzern will bis 2020 über 500 Millionen Euro an Kosten killen und 18 Standorte in den Provinzen schließen (der Versicherungsbote berichtete). Rund 2.300 Leute müssen gehen; die ehemals große alte Lebensparte wird nur Nebensparte und geht in den Run-Off. Am Ende des Neuanfangs sollen in den kommenden viereinhalb Jahre rund eine Milliarde Euro verfügbar sein und sinnvoller als bisher investiert werden.

Als Großbaustelle und Investitionsziel sind die IT-Systeme von Ergo ausgemacht. Um diese Erkenntnis zu erlangen, dafür war allerdings genug Zeit. Rund 15 Jahre liegt es zurück, dass der Konzern seine Einzelmarken, damals Hamburg-Mannheimer, DKV, den DAS-Rechtsschutz und den Versicherer Victoria, unter dem damals neuen Dach namens Ergo sammelte. Viele Marken, viele Kundenbestände, viele technologische Inseln.

350.000 falsche Kundenabrechnungen

Den Ist-Zustand der IT beschreibt das „Manager Magazin“ als „ein schlecht funktionierendes und kaum aufeinander abgestimmtes Sammelsurium verschiedenster Bausteine“. Budgets für neue Software-Systeme seien stets „so lange heruntergedimmt und abgespeckt“ worden, bis die sparsam investierende Munich Re zufrieden war. Inzwischen habe Ergo die Finanzaufsicht BaFin im Haus, nachdem der Lebensversicherer wegen fehlerhafter Rechenkerne die Abrechnungen für 350.000 Abrechnungen für ihre Kunden korrigieren musste (der Versicherungsbote berichtete).