Nur 17 Prozent der Deutschen haben eine Versicherung gegen den finanziellen Ausfall aufgrund von Erwerbs- bzw. Berufsunfähigkeit abgeschlossen. Ursachen seien zum einen das Vertrauen in die staatliche Absicherung. Außerdem werden große Informationslücken über Versicherungsangebote sowie die falsche Annahme, dass eine entsprechende Vorsorge teuer sei genannt. Auf der anderen Seite gaben 60 Prozent der Deutschen an, dass sie bereit wären, zwischen ein und fünf Prozent ihres Einkommens dafür auszugeben. Zu diesem Schluss kommt die Studie der Smith School der Universität Oxford im Auftrag der Zurich Insurance Group (Zurich).
Dass in Deutschland nur wenige Menschen gegen Ausfälle durch Erwerbs- bzw. Berufsunfähigkeit vorsorgen, liegt möglicherweise auch an dem im Vergleich zu anderen Ländern umfassenderen Sozialversicherungssystem. Aber: „Das staatliche Absicherungssystem reicht längst nicht mehr aus, um den gewohnten Lebensstandard auch nur annähernd zu halten. Wir gehen davon aus, dass die staatliche Absicherung daher weiter eher ab- als zunehmen wird. Die private Vorsorge wird, insbesondere im Niedrigzinsumfeld, immer wichtiger“, betont Jawed Barna, Vorstand für das Ressort Lebensversicherung der Zurich Gruppe Deutschland.
Ein anderer Grund sei vermutlich, dass sich die Deutschen am schlechtesten zum Thema Einkommensabsicherung informiert fühlen. Laut der Umfrage unter den rund 1.000 Befragten Deutschen gibt jeder Zweite an, wenig darüber zu wissen, wie man das Einkommen gegen Erwerbsunfähigkeit oder schwere Krankheit absichern kann. 55 Prozent der Befragten in Deutschland verfügen über sehr geringe bis gar keine Kenntnisse über Risikolebensversicherungen. Dagegen stellt für Viele jedoch Informiertheit ein wichtiges Kriterium für die eigene Vorsorge dar.
Risiko für eine Erwerbs- bzw. Berufsunfähigkeit wird unterschätzt
Derzeit stünden Rentenbeziehern im Durchschnitt 702 Euro im Monat zur Verfügung (Quelle: Deutsche Rentenversicherung). Das stelle die Bürger vor eine erhebliche finanzielle Herausforderung. Sie müssten dann im Ernstfall neben den fixen monatlichen Ausgaben wie Miete oft noch krankheitsbedingte Zusatzausgaben für Therapien oder häusliche Umbaumaßnahmen aufbringen, so Barne. Zudem unterschätzten viele ihr Risiko für eine Erwerbs- bzw. Berufsunfähigkeit: Über die Hälfte der Befragten glaubt, ein Risiko unter 20 Prozent zu haben. Laut aktuellen Angaben der Deutschen Rentenversicherung liege die Wahrscheinlichkeit dafür bei Frauen bei circa 35 Prozent, bei Männern bei circa 39 Prozent in der Altersspanne 20 bis 50 Jahre. Das sei faktisch mehr als jeder Dritte, versinnbildlicht Barna.
Im Ernstfall würden eigene finanzielle Mittel nicht ausreichen
Über die Hälfte (56 Prozent) gibt bei der Umfrage an, dass eigene finanzielle Mittel nicht ausreichen würden, um den Lebensunterhalt zu decken. Rund drei von fünf Befragten (58 Prozent) in Deutschland sagten aus, dass ihre Ersparnisse nicht einmal für die Abdeckung von sechs Monaten genügen würden. Jeder zweite Nicht-Versicherte (52 Prozent) kann sich immerhin den Abschluss einer entsprechenden Police vorstellen. Bei der Risikolebensversicherung schneiden die Deutschen im Vergleich deutlich besser ab: Hier verfügen 39 Prozent über eine abgeschlossene Versicherung. International liegen sie damit hinter Hongkong und Malaysia auf Platz drei.
Man könne jetzt die Verbraucher nur weiter aufklären. Viele der Befragten im Alter von 25 bis 60 Jahren waren sich über die verschiedenen Länder (darunter auch Hongkong und die USA) hinweg einig, dass sie sich für das Abschließen einer Police weitere Informationen wünschen. Darüber hinaus schienen viele eine hohe Vorstellung von der Prämienhöhe zu haben. So sind der Studie nach 60 Prozent der Deutschen bereit, zwischen ein und fünf Prozent ihres Einkommens dafür auszugeben, und einer von fünf Befragten mehr als zehn Prozent. Tatsächlich sei eine solche Absicherung in der Regel für deutlich weniger als fünf Prozent des Einkommens erhältlich, heißt es in der Mitteilung.